Die stimmungsvolle Altstadtatmosphäre mit vielen malerischen Häuserfronten, Gassen und Winkeln und die zahlreichen Spuren einer reichen Geschichte, sind nach Aussage von Kerstin Simon, Leiterin des städtischen Kulturamtes, das besondere touristische Pfund, mit dem Tiengen wuchern kann.
Stadtführungen sehr beliebt
Deshalb zählen auch Stadtführungen, die immer wieder neue Seiten Tiengens – und auch Waldshuts – erhellen, mittlerweile zu den immer beliebteren Angeboten des Kulturamtes.
Im Vergleich zu 2015 sind hier starke Zuwachsraten zu verzeichnen. 2017 haben in Waldshut-Tiengen rund 2800 Personen an 130 gebuchten und 65 öffentlichen Führungen teilgenommen. Bei Tagestouristen ist Tiengen nach Aussage von Kerstin Simon, sehr beliebt. Aber auch bei Besuchern, die übernachten. „Sie suchen sich in Tiengen eine Unterkunft als „Basislager“ für sternförmige Ausflüge in die Umgebung.“
Breit gefächerte Angebote von Gastronomie und Handel, die umgebende Natur, reizvolle Wanderwege, viele Freizeitmöglichkeiten und Veranstaltungen sowie die Nähe zum Hochschwarzwald, zur Schweiz und dem Bodensee, machen ihrer Überzeugung nach das touristische Angebot Tiengens zu einer runden Sache. Wie viele Besucher nach Tiengen kommen und wie viele auch übernachten, kann allerdings nur geschätzt werden.

Übernachtungszahlen gestiegen
Anhaltspunkte gibt der Tourismusbericht des Landkreises, der aber „nur“ für die Gesamtstadt Zahlen nennt. Danach betrug die Zahl der Übernachtungen in Waldshut-Tiengen 2017 knapp 91 000 und ist damit im Vergleich zum Vorjahr, leicht gestiegen. In den Zahlen enthalten sind aber nicht nur die Übernachtungen von Touristen, sondern auch von Geschäftsleuten und von zahlreichen Mitarbeitern Schweizer Firmen, die in Grenznähe auf Montage sind und in Waldshut-Tiengen kostengünstiger – besonders auch von privater Seite- untergebracht werden können als in der Schweiz.
Nachfrage nach Unterkünften groß
Generell geht das städtische Kulturamt davon aus, dass die Nachfrage nach Unterkünften in Waldshut-Tiengen größer ist als das Angebot. Einer der renommierten Übernachtungsbetriebe in Tiengen ist das Hotel Bercher, das 2012 in einen großzügigen Wellnessbereich investiert hat. „Es läuft gut“, sagt Matthias Maier, der zusammen mit seiner Frau Andrea Maier-Bercher das Haus in vierter Generation führt. Unter der Woche beherbergt das Haus vor allem Geschäftsleute, an den Wochenenden überwiegend Wellnessgäste, die im Rahmen von Paketangeboten, auch über Nacht bleiben.
Fokus auf gute Internetpräsenz
Allgemein sieht Matthias Maier durchaus noch Möglichkeiten, den mittelalterlichen Charme Tiengens und die schöne Natur ringsum noch tourismuswirksamer zu vermarkten. Eine Wanderkarte speziell für die nähere Umgebung von Tiengen könnte er sich gut vorstellen. Die vorliegenden Wanderkarten sind – was das Kulturamt bestätigt – sehr viel großräumiger und entsprechend wenig für Tiengen geeignet.
In diesem Zusammenhang verweist Kulturamtsleiterin Simon auf die Internetplatt-Formen www.outdooractive.com und die Outdooractive-App, auf denen individuelle Wanderwege erstellt und bereits bestehende abgefragt werden können. 24 Wandertouren im Gebiet von Waldshut-Tiengen hat die Tourist-Info Waldshut-Tiengen nach ihrer Aussage bereits eingepflegt. Dies entspricht dem digitalen Trend, der auch im Tourismus eine immer größere Rolle spielt.
Dies bestätigt auch das Haus Bercher. 2008 hat das Wellness-Hotel laut Matthias Maier, auf Computer umgestellt. Die meisten Gäste würden mittlerweile online buchen und sich vorher im Internet informieren. „Eine gute Homepage ist heute elementar“, so Maier.
Weitere Projekte in den Startlöchern
In diesem Sinn hat auch Landrat Martin Kistler im Tourismusbericht 2017 als eines der Ziele den Ausbau der Internetpräsenz und der digitalen Angebote des Landkreises Waldshut formuliert. Speziell mit Blick auf die Tourismusförderung in Waldshut-Tiengen, hat im Frühsommer 2017 eine Ortsbegehung mit Verantwortlichen und Entscheidungsträgern stattgefunden, auf deren Grundlage mögliche Maßnahmen formuliert wurden.
„Derzeit werden Ideen für zukünftige Tourismus-Projekte entwickelt“, so die städtische Kulturamtsleiterin Kerstin Simon.
Tiengen
Tiengen wurde 858 erstmals urkundlich erwähnt. Es hat neben seinem mittelalterlichen Stadtkern, viele geschichtsträchtige Plätze und Ge-bäude wie die barocke Pfarrkirche Maria Himmelfahrt aus dem 18. Jahrhundert, das Schloss, dessen Wurzeln im 11. Jahrhundert liegen und der Storchenturm. Er wurde um 1300 erbaut und ist ein Wehrturm der einstigen Stadtbefestiftung. Tiengen ist heute ein beschauliches, rund 9000 Einwohner zählendes Einkaufs- und "Verweilstädtchen" mit nostalgischem Charme, das es versteht, große Feste mit überregionaler Anziehungskraft zu feiern und ringsum viel Natur bietet.