Andreas Böhm

40 Jahre sind genug: nach vier Jahrzehnten Tätigkeit als Scheibenmeister möchte Stefan Schmidt aus Hinter-Todtmoos sein Ehrenamt abgeben. Seit seinem 14. Lebensjahr kümmerte sich der gebürtige Todtmooser Jahr für Jahr um die Organisation des Scheibenfeuers in Hinter-Todtmoos. „Ich möchte diese Aufgabe nun an die nachfolgende Generation weitergeben“, sagt Stefan Schmidt im Gespräch mit dieser Zeitung.

Dabei ist es eher ungewöhnlich, so lange als Scheibenmeister tätig zu sein. In früheren Jahren wurde aus den Reihen der Neuntklässler der Todtmooser Hauptschule jedes Jahr ein neuer Scheibenmeister bestimmt. Damals seien die Scheibenbuben mit dem Handwagen rufend von Haus zu Haus gezogen, um Holz einzusammeln, erzählt Schmidt. „Heute wird das mit dem Traktor erledigt, es darf zudem nur noch unbehandeltes Holz verbrannt werden“. Stefan Schmidt erinnert sich noch daran, wie früher vor dem Beginn des Scheibenschlagens am Feuer zuerst ein Gebet gesprochen wurde bevor es zur Sache ging. „Schibi, Schibo, wem söll die Schiebe go?“ Die erste Scheibe wurde dann dem „Gschbusi“ gewidmet, in der Hoffnung, auf einen weiten Flug. Geht der Schlag für die Liebste oder den Liebsten daneben heißt es noch heute: „Got sie it, so gilt sie it!“

Für viele Scheibenbuben damals war das Scheibenfeuer auch Gelegenheit, mit dem ersten Schlückchen Bier oder einem Zug an der Zigarette Bekanntschaft zu machen, vorausgesetzt man war unter sich. Bei starkem Wind sei schon öfters ein Hut dem Feuer zum Opfer gefallen, erzählt Stefan Schmidt über lustige Begebenheiten. In den letzten Jahren sei die jüngere Generation am Scheibenfeuer weniger geworden. „Scheibenfeuer sind wohl nicht mehr so 'in'“, bedauert Stefan Schmidt die Entwicklung.

Die ältere Generation widmet sich aber nach wie vor der Tradition. Nachdem Stefan Schmidt für das Scheibenfeuer aus Sicherheitsgründen schon öfters den Standort wechseln musste, findet das Scheibenschlagen nun schon seit einigen Jahren auf dem „vorderen Berg“ oberhalb der Kapelle in Todtmoos-Strick statt. Der Scheibenmeister hat dort einen Bauwagen aufgestellt, der dazu dienen soll, sich zwischendurch einmal aufwärmen zu können. Als kleinen Service am Rande gibt es auch Verpflegung in fester und flüssiger Form zum Selbstkostenpreis.

Und was macht ein Scheibenmeister im Sommer? Ganz einfach: es werden Scheiben für die kommende Saison angefertigt. Weit über 100 000 Scheiben aus Buchenholz hat Stefan Schmidt in all den Jahren produziert. „Bei mir zu Hause hat sich immer alles abgespielt; vom Scheiben machen bis hin zum Bau eines neuen Scheibenstuhles“, so der gelernte Schreiner. Auch wenn Stefan Schmidt künftig nicht mehr als Scheibenmeister in der ersten Reihe steht, wird er ganz sicher beim nächsten Scheibenfeuer in Todtmoos mit Eifer dabei sein.


Tradition in Todtmoos

In Todtmoos und seinen weit verzweigten Ortsteilen wurden schon früher zur Fasnachtszeit Scheibenfeuer entzündet. Diese Tradition wurde bis heute bewahrt. Im Hauptort wurde das Scheibenschlagen mangels sicheren Standorts im Laufe der Jahre aufgegeben. In den Ortsteilen Weg, Strick, Schwarzenbach, Glashütte und Au ist das „Schiibefüür“ noch fester Bestandteil der Fasnacht und wird nicht von Vereinen sondern privat organisiert.