Hans-Jürgen Sackmann

Die Narren stürmen das Rathaus. Am ersten Faißen und am 70 Johr Geburtstag der Zunft übernahmen die Narren in Murg die Macht. Buggi Adi Schmidle wurden neben dem Rathausschlüssel auch seine Papiere abgenommen. Neu heißt er „Schandtalle“ und muss sich nun bis Aschermittwoch bei den Narren einen neuen Ausweis ausstellen lassen.

Die Narren in Murg sind wahre Frühaufsteher. Gemäß dem Motto „Tatendrang trifft Unvernunft – sit 70 Johr git‘s d‘Narrezunft“ ging es am Geburtstag mit einer Trommel oder Sägeblatt bewaffnet zum Schulhof. Jeder konnte mitmachen. Mächtig wurde Tschättermusik gemacht und zum Abschluss gab es eine Mehlsuppe als Belohnung.

Gegen elf Uhr marschierten die Murger Narren vor dem Rathaus auf. Trotz des heftigen Widerstands der mit Süßigkeiten und Sekt bewaffneten Verwaltung, die passend zum 70-Jahre-Jubiläum in originalen alten Elfer-Anzügen gekleidet war, stürmten die Narren mithilfe der Niederhofer Fröscheloch Echo das Rathaus. Der Bürgermeister und seine Mannen waren kaum zu erkennen. Sie passten nahtlos in die alten Gardekostüme und machten den Angreifern schöne Augen. Die Narren ließen sich nicht beirren und im Handstreich wurde das Rathaus eingenommen. In Ketten wurde der Buggi Adi Schmidle nicht, dafür musste er den Rathausschlüssel und seine Papiere abgeben. Aus dem Präsidenten wurde Johannes der Erste und der Buggi in seiner Verkleidung in „Schandtalle“ umbenannt.

Johannes I. und Narrenpolizist Harry d.D. führen den Angeklagten „Schandtalle“ zur Anklage.
Johannes I. und Narrenpolizist Harry d.D. führen den Angeklagten „Schandtalle“ zur Anklage. | Bild: Hans-Jürgen Sackmann

Nach der Entmachtung und der Aushändigung der 111 Euro für die Kinderfasnacht ging es mit lautem Getöse von Schandtalles Büro die Treppen hinauf in den Rathaussaal, um sich zu stärken. Der bekannte Sänger Alex (Alexander Hammel) wurde extra eingeflogen und zeigte sein verborgenes Talent. Zusammen mit dem Elferrat, den Fähri-Geister, den Helgeringer Maidli und der Gugge stimmte er die rechtzeitig komponierte Ode „70 Jahr graues Jahr“. Das neue Traumpaar Johannes, der erste und Schandtalle legten noch einen flotten Walzer auf das Parkett, bevor es, angeführt vom Narrenpolizisten Harry (Harald Keller), zum Aufbruch läutete.

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Mehlsuppe in der alten Turnhalle

In der alten Turnhalle wurden der Narrentross schon sehnlich vom Harmonikaverein erwartet und wurden mit 50 Liter feinster Mehlsuppe, die Erick Cornu mit viel Zwiebeln und feinem Rotwein angesetzt hatte, verwöhnt. Die Anklageschrift verlas die Zeremonienmeisterin Nina Karle. Sie spielte auf sein Organisationswirrwarr an. Bei den Gelben Säcken wurde „Sabotage aus Einsamkeit“ gemacht. Der Automat eliminiert, damit wieder Leben in die Amtsstube kommt. Beim Neujahrsempfang wurden gänzlich ein paar nette Worte vermisst.

Hochwohlgeborens närrisches Gericht: Zeremonienmeisterin Nina Karle verlas die Anklageschrift.
Hochwohlgeborens närrisches Gericht: Zeremonienmeisterin Nina Karle verlas die Anklageschrift. | Bild: Hans-Jürgen Sackmann

Schandtalle wies alle Vorwürfe von sich. Schließlich wurde er verurteilt und bekam gleich zwei Strafen aufgebrummt: Er muss die Narrengöttitreffen organisieren und in seiner heutigen Verkleidung zusammen mit dem Elfer in Säckingen am Umzug teilnehmen.

Um 15.11 Uhr hatten die Narren für ihren Bürgermeister vor der Festhalle eine Überraschung bestens vorbereitet. Der in die Jahre gekommene Grundstein bekam eine Rundumerneuerung. Nach der Enthüllung war eine schöne neue Edelstahlgrundplatte zusammen mit einem tollen Göttiorden zu sehen. Die Narren hoffen, damit ein gutes Omen für eine glückselige Fasnacht und viele Feste in naher Zukunft auszulösen. Anschließend folgte die Beizenfasnacht im „Adler“.

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