Peter Gerigk

Manche Kaufleute in der Basler Starße berichten von Umsatzeinbußen, die an der Existenz kratzen. Hoffnung gibt ihnen die Aussicht aufs Ende der Bauarbeiten, wenn sie eine Flaniermeile vor ihren Schaufenstern haben werden. So wie Hanspeter Tröndle sich das einst wünschte und wofür er lange kämpfte.

„Für uns ist das existenzgefährdend“, räumt Pächterin Myrvet Mazraani vom Restaurant Al Hambra ein. Sie sehnt den Moment herbei, da die Baustellenabsperrung vor ihrem Eingang beseitigt ist. „Wir müssen noch einen Monat überstehen. Der Baustellenleiter sagte mir, ich müsse mich gedulden.“ Ihre Laufkundschaft bleibe fast komplett weg. Nach der Eröffnung vor zwei Jahren habe sie etwa 25 Mittagsgäste gehabt, seit der Baustelle keine Handvoll mehr. Immerhin: Wenn alles fertig ist, könne sie Tische auf die Basler Straße stellen. Darauf freut sie sich.

Martina Zarski hat es hinter sich, das Hämmern und Baggern vor ihrem Blumenladen Alraune-Floristik nahe dem Aicheleknoten klingt ihr aber noch in den Ohren. Und riss ein Loch in die Kasse: 60 Prozent weniger Umsatz als sonst habe sie im September 2018 gemacht. „Ich unterschätzte, wie viel Laufkundschaft ich habe. Hätte ich Ladenmiete zahlen müssen, wäre jetzt Schicht im Schacht.“

Dazu kam das logistische Problem mit der fehlenden Zufahrt für Lieferanten. Ihre Kritik: „Die Baustelle begann bei uns am 9. Juli 2018, ging dann einfach viel zu lang und lief nicht nonstop.“ Ihre Vorfreude: „Ist einmal die ganze Straße fertig, werde ich davon profitieren.“ „Die erhebliche Lärmbelästigung durch die Bauarbeiten ist halt unvermeidbar“, zeigt Teamleiter Michael Bühler Verständnis und erzählt von den Streits, die Autofahrer vor dem Reisebüro Stiefvater mit Bauarbeitern hatten, weil sie von der Kirch- nicht in die Basler Straße fahren konnten. Er bedauere die Verzögerung der Arbeiten, der Kontakt mit der Stadtverwaltung sei in Ordnung. Es gebe weniger Laufkundschaft, doch davon ist ihr Geschäftsmodell nicht so sehr abhängig wie andere in der Straße.

Wie Joachim Kammerer, dem die Buchhandlung Comix im Nachbargebäude ein paar Meter weiter stadteinwärts gehört. „Ich ertrage es halt“, sagt er zum Lärm, den wenigen Passanten, die spontan reinkommen und dem geringeren Umsatz. „Ich muss diese Zeit überstehen.“

Bauzaun vor dem „Comix time“.
Bauzaun vor dem „Comix time“. | Bild: Peter Gerigk

Was ihn tröstet: Der Kontakt mit der Stadt und der Baustellenleitung sei sehr gut. Die Planung sei angepasst worden, so dass der Gehweg vor dem Geschäft so lange wie möglich nicht angetastet werde. Außerdem werde die Straße einmal wunderschön. „Man muss daran denken, welche Vorteile uns das bieten wird.“

Dafür kämpfte Hanspeter Tröndle jahrelang. Er setzte sich als stellvertretender Einzelhandelsvorsitzender sehr für den Umbau ein. Auf Alt-Oberbürgermeisterin Gudrun Heute-Bluhm sei er nicht gut zu sprechen, sagt er: „Sie machte immer große Sprüche, aber es steckte nichts dahinter.“

Hanspeter Tröndle sieht sich fast am Ziel.
Hanspeter Tröndle sieht sich fast am Ziel. | Bild: Peter Gerigk

Seinem Ziel sehe er sich nun endlich nahe, was er auch mit Jörg Lutz verbindet. Der aktuelle Oberbürgermeister habe ihm schon in seinem Wahlkampf 2014 signalisiert, er stehe hinter den Plänen für eine neue Basler Straße Nord. Von einer Kostenbeteiligung der Einzelhändler à la Heute-Bluhm war nie mehr die Rede.

Die Kaufleute weisen bei der Abzweigung Herrenstraße mit einem Banner, das über der Straße hängt, darauf hin, dass sie geöffnet haben. Seit Freitag hängen auch die ersten Werbeplakate fürs Frühlingsfest des Gewerbevereins Pro Lörrach am 27./28. April. Dessen Vorsitzender Hans-Werner Breuer erklärt die Verzögerung des Baufortschritts mit Überraschungen, die sich bei den Tiefbauarbeiten ergaben. Dafür strenge die Baufirma sich nun doppelt an, lobt er.

Die neue Gestaltung der Straßenkreuzung Aicheleknoten wird erst in zwei Jahren fertig sein. Die Stadtverwaltung beantragte, wie berichtet, eine Fristverlängerung. Sie muss bis 30. April 2021 gebaut sein, um den Zuschuss aus dem Landessanierungsprogramm zur Städtebauförderung zu erhalten. 387 000 Euro gibt es dafür vom Land.