Brigitte Chymo

Frau Dauer, das Festival Junge Klassik findet zum 5. Mal statt, ein kleines Jubiläum also. War der Erfolg beim Start abzusehen?

Schon die ersten Konzerte 2015 kamen sehr gut beim Publikum an, und das Festival bekam schnell einen sehr guten Ruf. Die Festivalplanung lief von Anfang an richtig und war auf Erfolg ausgerichtet. Ich bin sehr dankbar für die Hilfe meiner Projektpartner, vor allem der Volksbank-Rhein-Wehra-Stiftung. Am meisten freut mich aber unter anderem, dass Besucher jeder Altersgruppe in die Konzerte kommen, und ich jedes Mal neue Gesichter im Publikum sehe.

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Was sind die Erfolgsfaktoren?

Ich denke, dass vor allem die jungen Talente, die meist aus der Region stammen, ein Erfolgsfaktor sind. Es werden immer wieder neue Talente mit unterschiedlichen Instrumenten vorgestellt, und die Konzerte bieten eine große Vielfalt an verschiedener und oft auch unbekannter Musik. Wir haben auch immer eine schöne Atmosphäre und alle genießen die Zeit im Schlössle.. Ein weiterer Faktor war von Anfang an die Zusammenarbeit mit den Kulturtagen in Laufenburg. Die Kulturtage haben dem Festival Junge Klassik eine Plattform gegeben.

Was hat die Junge Klassik dieses Mal im Programm?

Ich wollte schon seit längerem Jazz in das Konzertprogramm hineinbringen. Es ist eine hervorragende Kombination zum regulären Klassik-Programm. Auch neues Publikum wird angesprochen. Ich freue mich sehr, Samstagabend eine aufstrebende Jazzband aus Köln vorstellen zu dürfen. Der Saxophonist Florian Fries stammt aus Bad Säckingen. Florian ist auch Förderpreisträger der Volksbank-Hochrhein-Stiftung. Wir kennen uns schon seit dem Kindergarten. Er war 2016 schon einmal beim Festival, und es freut mich umso mehr, dass ich jetzt ihn und seine Band gewinnen konnte. Sie spielen auch eigene Kompositionen. Am Sonntag wird es wieder ein Kinderkonzert geben, diesmal mit dem musikalischen Märchen „Peter und der Wolf von S. Prokofiev. Den musikalischen Teil übernehme ich zusammen mit der Pianistin Julia Pleninger.

Ist es richtig, dass es Ihrem Einsatz zu verdanken ist, dass Wecker bei den Kulturtagen in Laufenburg auftritt?

Renata Vogt (Präsidentin der Kulturtage) erzählte mir vor einiger Zeit von ihrem Wunsch und Versuchen, Konstantin Wecker für die Kulturtage zu gewinnen. Leider hatte es nie geklappt. Ich habe dann direkt bei ihm per Mail angefragt. Durch meine Zusammenarbeit und mittlerweile gute Freundschaft mit Konstantin stehen wir in engem Kontakt. Diese Mail ging weiter an den Agenten. Dann kam alles ins Rollen. Es freut mich also sehr, dass Renatas Wunsch erfüllt wird.

Natalia Dauer aus Bad Säckingen, junge Cellistin und Initiatorin des Festivals „Junge Klassik“ in Laufenburg.
Natalia Dauer aus Bad Säckingen, junge Cellistin und Initiatorin des Festivals „Junge Klassik“ in Laufenburg. | Bild: Ute Jancso-Nosthoff

Sie haben 2018 beim Einhaldenfestival zusammen mit Wecker auf der Bühne gestanden. Gibt es beim Weckerkonzert am kommenden Montag vielleicht auch einen kleinen Gastauftritt von Ihnen?

Der Auftritt beim Einhaldenfestival war ein besonderes Erlebnis für mich, und es war unglaublich toll, mit einem Musiker wie Konstantin Wecker gemeinsam musizieren zu dürfen. Dort bin ich ja für seine Cellistin aus der Band eingesprungen. Sein Konzert am kommenden Montag werde ich als Zuschauer genießen dürfen, und ich freue mich schon sehr darauf.

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Konstantin Wecker?

Von Konstantin Wecker hörte ich durch einen Bekannten, der selbst eng mit Konstantin befreundet ist. Dieser Bekannte hörte mich Cello spielen und meinte, dass eine Zusammenarbeit zwischen mir und Konstantin sehr interessant sein könnte. Kurz darauf gab es den ersten Mailkontakt mit Konstantin, und ich besuchte eines seiner Konzerte in Basel im Dezember 2017. Nach dem Konzert begrüßte ich ihn, und innerhalb von Minuten wurden wir Freunde. Wir sprachen bis spät in die Nacht hinein und diskutierten über alles Mögliche. Obwohl Konstantin mich bis zum Konzertabend im Einhaldenfestival nie Cello spielen gehört hatte, dachte er sofort an mich, als er einen Ersatz für seine Cellistin suchte. Ich sagte natürlich sofort zu.

Wie haben Sie sich auf das Konzert vorbereitet?

Ich bekam Noten und Videos zugeschickt, damit ich in etwa wusste, wie seine Konzerte ablaufen. Es war doch sehr anders und ungewohnt als die Konzerte, die ich normalerweise gebe. Ich war an dem Abend dann sehr nervös, was eher selten bei mir ist. Es gab vor dem Konzert auch nur eine kurze Anspielprobe, weil Konstantin und die Band mit großer Verspätung anreisten. Die meisten Stücke spielten wir ungeprobt im Konzert! Der Druck war also ziemlich hoch, aber alles lief gut. Alles in allem ein sehr verrücktes, aber wunderschönes Erlebnis.

Konstantin Wecker spielt auch in Ihrer Bachelorarbeit eine Rolle. Inwiefern?

Thema meiner Bachelorarbeit war der politische Einfluss auf die Musik im 20. und 21. Jahrhundert. Ich stellte Erlebnisse und bestimmte Einflüsse auf Musikpersönlichkeiten im 20. Jahrhundert dar. Zum Beispiel im Leben des Dirigenten Wilhelm Furtwängler oder des Komponisten Dmitri Schostakowitsch. Sie alle wurden in ihrer Zeit politisch beeinflusst oder gar missbraucht. Im Vergleich mit dem 21. Jahrhundert habe ich die aktuelle Verbindung von Politik und Musik aufgezeigt. Da Konstantin bis heute als Musiker politisch aktiv ist und seine Konzerte auch für politische Zwecke nutzt, war ich sehr interessiert und dankbar, ein Interview mit ihm in meiner Bachelorarbeit veröffentlichen zu können.

Sie haben jetzt Ihren Bachelor abgeschlossen. Wie geht es für Sie weiter?

Es hat mich sehr gefreut, dass ich meinen Bachelor mit Auszeichnung abgeschlossen habe. Ab dem neuen Semester belege ich einen Weiterbildungsstudiengang in den Fächern Dirigieren und Komposition an der Zürcher Hochschule der Künste. Weiterführend beginne ich ein Masterstudium mit Ausrichtung auf das Cello.