Eine Ausflugsfahrt auf dem Rhein mit der "Löwe von Laufenburg" gehört seit 18 Jahren zu den touristischen Attraktionen der Waldstadt. Doch wie lange noch? Jürgen Schroff, Kapitän und Geschäftsführer der Fahrgastschifffahrt Laufenburg, ist mittlerweile 67. Er wollte vor zwei Jahren eigentlich schon in Ruhestand. Holger Große (49), Schiffsführer von der Loreley, würde gerne Boot und Firma von Schroff übernehmen. Doch ihm fehlt das nötige Geld. Das soll nun über ein Crowd-Funding-Projekt zusammenkommen.
Schleusenfahrt als Attraktion
Eigentlich seien die Voraussetzungen für ein Fahrgastschiffunternehmen in Laufenburg nahezu perfekt, glaubt Große. Hier liege in einer naturnahen, größtenteils unverbauten Landschaft der mit 16 Kilometern längste befahrbare Flussabschnitt zwischen Schaffhausen und Basel. Hier stießen nicht nur Deutschland und die Schweiz, sondern auch der Naturpark Südschwarzwald und der Jura Park aneinander. Hier gebe es mehrere sehenswerte Altstädte direkt am Rhein. "Vor allem aber gibt es hier die Schleusenfahrt." So etwas sei eine große Attraktion.
Bis vor Kurzem zwei Schiffe
Dennoch könnte es bald schon vorbei sein mit der Personenschifffahrt in Laufenburg. Fast 20 Jahre lang befuhren sogar zwei Motorschiffe die Flussstrecke zwischen den Kraftwerken Säckingen und Albbruck. Doch im März hatte die 53 Jahre alte "Stadt Laufenburg" aus technischen Gründen außer Dienst gestellt werden müssen. Das 12 Meter lange Schiff war seit 1998 unter Schweizer Flagge am Hochrhein unterwegs. Jürgen Schroff, der seit 2000 vom deutschen Ufer mit der 24 Meter langen "Löwe von Laufenburg" zu Ausflugsfahrten ablegt, hat das Boot inzwischen europaweit zum Kauf ausgeschrieben. "Sobald mir einer meinen Preis zahlt und es abholt, ist es weg", sagt er. Dann sei es vorbei mit Ausflugsfahrten auf dem Rhein.
Diese Gesellschaftsfahrten am deutschen und am Schweizer Ufer würde Holger Große nicht nur gerne fortsetzen, sondern sogar ausweiten. Rund zehn Mal war er nach eigenen Angaben in den vergangenen zwei Jahren in Laufenburg, nachdem er von einem Werftbesitzer gehört hatte, dass am Hochrhein ein Fahrgastschiff zu übernehmen sei. Der Schiffsführer hat zusammen mit seiner Partnerin Susanne Schuhmann (50), einer Groß- und Einzelhandelskauffrau, ein Betriebskonzept erarbeitet. Dieses sieht täglich zwei Rundfahrten zwischen Laufenburg und Albbruck beziehungsweise sonntags auch eine Fahrt zwischen Bad Säckingen und Albbruck mit Schleusung durchs Kraftwerk Laufenburg vor. Abends nach 18 Uhr soll das Schiff an seiner Liegestelle an der Andelsbachmündung als schwimmender Biergarten genutzt werden.
200.000 Euro nötig
Große und Schuhmann die würden die "Löwe von Laufenburg" umbauen, um die Kapazität von derzeit 75 Plätzen auf mindestens 100 zu erhöhen, im Innenbereich eine Küche mit Kühlraum, Grilltheke und Smoker zu schaffen sowie einen barrierefreien Zugang an Bord. Eine Variante sieht vor, auf dem Dach ein Sonnendeck einzurichten, eine andere die Verlängerung des Schiffskörpers um 5 Meter. Große und Schuhmann rechnen mit einem Finanzbedarf von rund 200.000 Euro. Etwa 120.000 Euro soll der Erwerb des Schiffs kosten, etwa 50.000 Euro der Umbau, der Rest stünde für die nächstes Jahr fällige Verlängerung der europaweiten Betriebszulassung um weitere fünf Jahre zur Verfügung.
Business-Plan wird erarbeitet
Das Geld wollen Große und Schuhmann über Crowd-Funding im Internet besorgen. Im Augenblick werde ein Business-Plan erarbeitet, der bis in etwa vier Wochen stehen solle, sagt Große. Dann solle versucht werden, über eine Crowd-Funding-Plattform genügend Geldgeber zu finden. "Aber natürlich könnte ich mir auch einen stillen Teilhaber in einer gemeinsamen Firma vorstellen", so Große.
Wechselvolle Geschichte
Für die "Löwe von Laufenburg" würde das Crowdfunding-Projekt die Fortsetzung einer langen, wechselvollen Geschichte bedeuten. 1952 ging das Schiff als letzter Neubau der Werft J. Stauf in Königswinter/Rhein vom Stapel. Zunächst wurde es als "Kriemhild" in Königswinter als Fähre eingesetzt. Nach einem Zusammenstoß mit einem Güterschiff in der Nacht vom 25. Juni 1961 kenterte die "Kriemhild" und sank. Sechs Menschen kamen ums Leben, vier weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Nach seiner Hebung war das Schiff als "Roland" im Einsatz, dann 1986 bis zum Verkauf nach Laufenburg als "Stadt Andernach". Seit 2000 befährt es als "Löwe von Laufenburg" den Hochrhein. 2009 wurde die "Löwe von Laufenburg" umfassend saniert.