Susann Klatt-D'Souza

Im neuen Lauchringer Ärztehaus 2, das teilweise schon fertiggestellt ist, gibt es seit dem 1. Januar offiziell eine Tagesklinik für psychisch erkrankte Kinder. Zudem befindet sich dort auch eine psychiatrische Institutambulanz und eine Privatambulanz, die von Clemens Keutler, leitender Arzt der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychiatrie des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin im St. Elisabethen-Krankenhaus Lörrach, betrieben wird. Die Tagesklinik hat Platz für zwölf Kinder und Jugendliche. Schon jetzt werden dort sechs Patienten betreut. Auch wenn auf der Warteliste bereits weit vor Eröffnung der Klinik rund 15 Kinder und Jugendliche standen, will das St. Elisabethen-Krankenhaus als betrieblicher Träger der Einrichtung bis zu Vollauslastung warten, bis sich das Personal aufeinander abgestimmt hat. Clemens Keutler: "Um einen strukturierten Tagesablauf zu erzielen, unterstützen mehrere Mitarbeiter aus der Kinder- und Jugendpsychatrie Lörrach die Lauchringer Einrichtung. Bis alles reibungslos klappt und genügend Personal eingestellt ist, werden wir maximal acht Patienten aufnehmen können."

Ziel der Tagesklinik in Lauchringen ist eine wohnortnahe Versorgung, sagte Clemens Keutler bei einer Begehung der Einrichtung mit Landrat Martin Kistler, Lauchringens Bürgermeister Thomas Schäuble, Sabine Schimkat, Sozialderzernentin des Landkreis Waldshut, Helmut Schillinger, Geschäftsführer des St. Elisabethen-Krankenhauses Lörrach und Heike Roese-Koerner, Verwaltungsleiterin des St. Elisabethen-Krankenhauses. Bisher gab es im Landkreis Waldshut seit zehn Jahren keinen einzigen niedergelassenen Kinder- und Jugendpsychiater. "Die Familien mussten mit ihren Kindern teilweise 1,5 Stunden für eine Sitzung nach Lörrach fahren. Diese Verhältnisse waren unzumutbar", so Keutler. Rund 30 Prozent der Patienten in Lörrach kämen aus dem Kreis Waldshut. "Jetzt entfällt der lange Anfahrtsweg und die Kinder können vor Ort betreut werden", so Keutler.

Helmut Schillinger: "Wir sind froh, dass sich die Gemeinde Lauchringen als Investitionsträger zur Verfügung gestellt hat. Die Zusammenarbeit verlief bisher sehr gut." Das bestätigt auch Bürgermeister Thomas Schäuble. "Ich suche immer Partner, die nach vorne denken." Weiter: "Zwar ist die Einrichtung eher eine Nische, aber ich bin ein Freund der Prävention. Einen großen Dank richte ich auch an unseren CDU-Landtagsabgeordneten Felix Schreiner, der sich bei Katrin Altpeter (SPD, Ex-Landesministerin für Arbeit und Soziales) sehr für den Standort Lauchringen stark gemacht hat.

" Helmut Schillinger: "Als 2014 endlich die Genehmigung des Sozialministeriums kam, wurde die bauliche Realisierung mit dem Architekturbüro Harald Jäger schnell umgesetzt."

Im Unterschied zu einem stationären Aufenthalt in einer Klinik würden die Kinder bei einer Tagesklinik nicht aus ihren Familien herausgerissen und können ihre Schule weiter besuchen, erklärt Keutler. "Zudem kann das Personal regelmäßig Kontakt zu den Eltern aufnehmen und Rücksprache halten." Dasselbe gilt für die Schule. Keutler: "Die Patienten, die ambulant in Lörrach behandelt wurden, freuen sich jetzt, dass es vor Ort die Möglichkeit dafür gibt." Landrat Martin Kistler: "2017 hat mit der Eröffnung der Tagesklinik gut begonnen, denn die Versorgungslücke konnte nach Jahren geschlossen werden." Bürgermeister Schäuble: "Ich bin froh, dass der Kreis mit im Boot ist."

Die neue Tagesklinik in Lauchringen

  • Behandlungen: In der Tagesklinik werden Krankheitsbilder wie ADHS, Autismus, Tic-Störungen, Angst- und Zwangsstörungen im Rahmen eines hochstrukturierten pädagogischen Tagesablaufes behandelt.
  • Tagesablauf: Die Patienten werden bereits vor der Schule betreut und frühstücken beispielsweise miteinander. Danach werden sie von dem sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum für Schüler in längerer Krankenhausbehandlung als Außenstelle der Langenstein-Schule Waldshut-Tiengen in der Werkrealschule in Lauchringen beschult.
    Nach der Schule kehren die Kinder und Jugendlichen wieder in die Tagesklinik zur Betreuung und Behandlung zurück, bevor sie wieder in ihre Familien kommen. In den Ferien stehen erlebnisorientierte Projekte auf dem Programm. Ein Patient bleibt rund 45 Tage in der Tagesklinik, bevor er in die ambulante Behandlung kommt.
  • Betreuer: Die Kinder und Jugendlichen werden durch Ärzte, Kinder- und Jugendpsychotherapeuten, Psychologen, Pflegekräfte, Erzieher, Sozialarbeiter, eine Ergotherapeutin und einen Musiktherapeuten betreut und behandelt.
  • St. Elisabethen-Krankenhaus: Das Krankenhaus in Lörrach verfügt über 239 Betten. Zum St. Elisabethen-Krankenhaus gehören das Zentrum für Gynäkologie, das Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, die Belegabteilung Urologie und HNO sowie die Abteilung für Anästhesie/Intensivmedizin.
  • Kinder- und Jugendpsychiatrie: Die Abteilung in Lörrach umfasst 20 stationäre Betten und zwölf Tagesklinik-Plätze. Die Auslastung lag 2016 bei nahezu 100 Prozent.
Susann Klatt-D'Souza