Thomas Güntert

Über 500 Besucher kamen in die Erzinger Sporthalle, um Bürgermeister Volker Jungmann zu verabschieden, dessen Amtszeit am 31. Januar ausläuft. Unter den zahlreichen Besuchern waren Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Institutionen des öffentlichen Lebens. Zudem waren 16 Bürgermeister und Ehemalige von Lottstetten bis Wehr gekommen, sowie drei Gemeindepräsidenten aus dem Schweizer Klettgau.

Volker Jungmann wurde überhäuft von Dankesreden und Geschenken. Der Landrat Martin Kistler erfuhr von Jungmanns Ehefrau Erika von dessen Leidenschaft für den Europapark Rust und überreichte einen Gutschein für einen zweitägigen Aufenthalt. Von einem weiteren Steckenpferd erfuhr Thomas Indlekofer, der als Vertreter der 79 Klettgauer Vereine ans Mikrophon trat. Jungmanns Sekretärin Anni Schilling verriet ihm, dass ihr Chef ein großer Fan der SWR 3-Serie „Hannes und der Bürgermeister“ ist. Jungmann erhielt einen Gutschein für eine Aufführung im Europapark Rust, wobei er die Schauspieler Karlheinz Hartmann und Albin Braig persönlich kennen lernen wird. Ursprünglich war geplant, dass diese beiden Schauspieler den Preis persönlich überreichen sollten. Hauptamtsleiter Thomas Metzger überbrachte im Namen sämtlicher Mitarbeiter einen Reisegutschein. „Damit keine Langeweile aufkommt, schicken wir Dich in ein rustikales und uriges Brauereihotel mit eingeschlossenem Biermuseum“, so Metzger. Für den würdigen Rahmen des fast dreistündigen Festaktes sorgten Abordnungen der Musikvereine und Chöre der Klettgauer Ortsteile sowie der Musikschule Südschwarzwald.

Volker Jungmann ist in Stockach geboren und in Neustadt im Schwarzwald aufgewachsen. Nach seinem Wehrdienst ging er zum Zoll, wo er sich zum Diplom Finanzwirt weiterbildete. Im Jahr 1993 kam er als Leiter des Zollamtes nach Erzingen. Von 1990 bis 2001 war er Gemeinderat an seinem Wohnort Hohentengen, wo er auch sechs Jahre lang Bürgermeisterstellvertreter war. Am 5. November 2000 gewann Jungmann die Klettgauer Bürgermeisterwahl bereits im ersten Wahlgang mit 52 Prozent gegen den damaligen Klettgauer Hauptamtsleiter Manfred Weber, dem heutigen Bürgermeister von Küssaberg. Jungmann, der seit 1994 auch im Kreisrat sitzt, war der erste Bürgermeister im Landkreis Waldshut mit einem SPD Parteibuch. Ein Traumergebnis erhielt er bei der Wiederwahl im Jahr 2008 mit über 98 Prozent der Stimmen.

„Bürgermeister einer Landgemeinde ist das schönste Amt, das ein Land zu vergeben hat“, betonte das scheidende Gemeindeoberhaupt. Sein Stellvertreter Hans Hyrenbach gab allerdings zu bedenken, dass ein Bürgermeister damit leben müsse, dass es nach Entscheidungen alle immer besser wissen und er es immer allen Recht machen muss, was niemand kann. Hyrenbach zählte die schier endlose Liste von Projekten auf, die in Jungmanns Amtszeit entstanden sind. Mit der lateinischen Weisheit „quidquid agis, prudenter respice finem“ – Was auch immer Du klug beginnst, bedenke das Ende“ begann Jungmann seine Abschiedsrede. „Hier stehe ich nun, ich armer Tor, vor euch, die heut zusammen gekommen sind, um sich zu vergewissern, dass ich wirklich gehe“, fuhr er humorvoll fort. Für Volker Jungmann war es dann ein besonders Bedürfnis, Dankeschön zu sagen. Mit bewegenden Worten bedankte er sich in erster Linie bei seiner Frau Erika.

„Ohne ihre Unterstützung wäre ich trotz einem Meter neunzig und viel Übergewicht viel zu klein und oft ratlos gewesen“, so Jungmann. Er dankte auch der einzigen Tochter Ute, die mit ihrem Mann gekommen war und ihn in Kürze zum ersten Mal zum Großvater machen wird. Einen besonderen Dank erhielt seine Sekretärin Anni Schilling, die oft ein Puffer für seine Launen war und ihn in seiner 16-jährigen Amtszeit vorbildlich und loyal unterstützte. Der Dank galt aber auch allen seinen Mitarbeitern. Seinem Nachfolger Ozan Topcuogullari gab er vertrauensvolle Worte mit auf den Weg: „Ich habe keine Bedenken, dieses Amt in Deine Hände zu geben“. Die Wertschätzung, die die Bevölkerung Jungmann entgegenbrachte, spiegelte sich in mehrfachen stehenden Ovationen. Mit dem Badnerlied, beendete die Musikkapelle den offiziellen Teil, dem sich ein Umtrunk anschloss, bei dem die Bürger ihrem Bürgermeister persönlich Adieu sagen konnten.