Die große Flüchtlingswelle von 2015 und die damit einhergehenden Grenzschließungen, Bilder von Stacheldrahtzäunen und Einreisebeschränkungen sind noch in guter Erinnerung. Damals waren es 476.649 Menschen, die in Deutschland einen Asylantrag stellten. Stand 10. Juni 2022 sind laut DGB inzwischen im bundesweiten Verteilungssystem „Free“ 831.900 Menschen registriert.
Die Mehrheit der Ukrainer ist privat in Familien untergebracht, auch in Jestetten und Lottstetten. Zahlreiche Menschen bemühen sich, den Geflüchteten so gut es geht ihr Leiden und das erlebte Grauen zu lindern. Familienmitglieder und Mitarbeiter des Rathauses sind behilflich bei der Antragstellung für Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, ALG II und allen weiteren Formalitäten wie der Hilfestellung bei Wohnungssuche sowie der Ausstellung von Wohnberechtigungsscheinen.

Seit Jahren gibt es in den Gemeinden Helferkreise für Flüchtlinge sowie Kleiderkammern, die jetzt auch von den ukrainischen Flüchtlingen genutzt werden können. In Lottstetten engagieren sich besonders Sandra Wipf und Ulrike Maier als Ansprechpartner und in der Kleiderkammer. Einen Töpferkurs mit therapeutischem Ansatz leitet Evi Dähler.

Als Anlaufpunkt und Begegnungsstätte gilt das Bischof-Stark-Haus, das von der Kirchgemeinde Lottstetten zur Verfügung gestellt wurde. „Schwierigkeiten gibt es immer noch mit den Integrations- und Sprachkursen, für die es einfach zu wenig Kapazitäten gibt und die nur mit langen Wegen zu erreichen sind“, stellt Richard Nestler vom Helferkreis fest. Er bietet selbst Flüchtlingen Unterkunft und leistet jegliche Hilfe.
Helferkreis will Sprachkurs vor Ort organisieren
Angesichts dieser Schwierigkeiten will der Helferkreis Lottstetten nun Sprachkurse vor Ort organisieren. Dafür soll auch ein Teil des Erlöses vom kürzlich von den Landfrauen organisierten Flohmarkt eingesetzt werden. 600 Euro gehen von den Landfrauen als Spende an den Ukraine-Helferkreis. In Jestetten sind alle Schulkinder, ihrem schulischen Stand nach, auf die Schulen verteilt und gut aufgenommen worden.
Speziell ausgebildete Lehrer helfen den Kindern im Unterricht, Deutsch zu lernen und sich im Schulleben zurechtzufinden. Um den Kontakt in die Heimat halten zu können, wurden 100 SIM-Karten, für Telefonate deutschlandweit und in die Ukraine, von der Telekom zur Verfügung gestellt. Längerfristige Aufgaben bei der Job- und Wohnungssuche müssen von amtlicher Seite im Landkreis noch bewältigt werden.