Ralf Göhrig

Eine nicht alltägliche Reise unternahmen Charly Hail und Helmut Ricken aus Jestetten. Zwischen dem 10. Juni und dem 8. Juli segelten die beiden zusammen mit zwei Freunden aus der benachbarten Schweiz von der Karibik über den Nordatlantik bis zu den Azoren.

Alles andere als eine Urlaubsreise

Anlass war eine Bootsüberführung aus der Karibik nach Europa. Es war keine Urlaubsreise, im Gegenteil, es war harter Segelalltag – Tag und Nacht – im Schichtbetrieb. Ein herausfordernder Arbeitstörn unter den harten Bedingungen des Wetters, denn die ideale Zeit für Überführungen wäre eigentlich von Ende April bis Ende Mai.

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Die leidenschaftlichen Segler hatten in den vergangenen 50 Jahren sämtliche Häfen im Bodensee angelaufen, später das Mittelmeer, die Ostsee, die Nordsee und den Ärmelkanal durchquert. Doch in diesem Jahr bot sich die Gelegenheit für einen Törn über den Atlantik. Die Reise begann mit dem Flugzeug ab Zürich über Lissabon und New York, weiter über Trinidad bis nach Grenada.

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Auf geht's in Grenada

In Grenada hieß es dann am 10. Juni, 11.20 Uhr: „Anker auf!“ Die Fahrt ging bei gutem Wetter und Wind an einigen Karibikinseln vorbei bis nach Martinique, das als französisches Überseedepartement vollintegrierter Teil Frankreichs ist und damit zur Europäischen Union gehört.

Hier versorgten sich die Segler mit Getränken und Verpflegung für die große Fahrt, die am 14. Juni begann. 22 Tage und Nächte auf dem Wasser folgten; zunächst unerträglich warm und teilweise windstill, später, weiter im Norden wurde es kälter und stürmischer. Wellen von mehr als fünf Metern Höhe waren keine Seltenheit und die Unbilden des Wetters brachten die alten Herren oft ans Ende ihrer Kräfte.

Wale, Delfine und unzählige Fische kreuzten den Kurs des Bootes – und auch ein Geisterschiff dümpelte an den Seglern vorbei. Goldmakrelen bis einen Meter Länge brachten eine willkommene Abwechslung im täglichen Einerlei des Speiseplanes.

Nur azurblaues Meer und hellblauer Himmel waren vom Boot aus zu sehen.
Nur azurblaues Meer und hellblauer Himmel waren vom Boot aus zu sehen. | Bild: Charly Hail

Geburtstag auf hoher See

Am 5. Juli, auf Punkt genau 38 Grad Nord und 38 Grad West konnte Helmut Ricken seinen 86. Geburtstag feiern. Ein wohl außergewöhnliches Erlebnis.

Nach über 3200 Seemeilen Fahrt erreichten die Seefahrer in den Morgenstunden des 8. Julis den Hafen von Flores auf den Azoren.

Glücklich – aber geschafft: Helmut Ricken (links) und Charly Hail nach ihrer Ankunft auf den Azoren am 8. Juli.
Glücklich – aber geschafft: Helmut Ricken (links) und Charly Hail nach ihrer Ankunft auf den Azoren am 8. Juli. | Bild: Charly Hail

Von dort aus kehrten die vier älteren Männer, nun ausgestattet mit veritablen Vollbärten und wackeligen Knien, mit dem Flugzeug via Lissabon wieder zurück nach Zürich, wo sie von ihren Familien in Empfang genommen wurden.