Küssaberg – Ribana Roder, ihr Lebensgefährte Torsten Bächle und ihr Sohn Jamun aus Dangstetten sind von ihrer einjährigen Radtour durch Südamerika zurück. "Viel zu schnell ist man wieder im Rhythmus unserer Kultur. Auf unserer Reise haben wir es sehr genossen, einfach im Hier und Jetzt zu leben", sagt Ribana Roder auf die Frage, wie es ist, wieder hier zu sein. Das Paar war schon immer gern unterwegs. Bevor ihr Sohn in die Schule kommt, wollten sie noch eine richtig große Reise machen. So entstand die Idee, mit dem Fahrrad durch Südamerika zu reisen. Dafür haben sie vier Jahre lang bescheiden gelebt.
Fest standen der Hinflug nach Bogota (Kolumbien) und der Rückflug von Buenos Aires (Argentinien) aus. Alles dazwischen war offen: "Weil wir auch nicht wussten, wie das unser damals vierjähriger Sohn mitmacht." 11 600 Kilometer und 116 250 Höhenmeter haben die Küssaberger mit dem Fahrrad bewältigt und Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien, Chile, Argentinien, Paraguay, Brasilien und Uruguay kennengelernt. Übernachtet wurde überwiegend im eigenen Zelt. "Das hatte sich Jamun so gewünscht", sagt seine 35-jährige Mutter.
Einige Bekannte hatten sie vor Kolumbien gewarnt. "Hätten wir den Vorurteilen Folge geleistet, würden wir jetzt ganz sicher vieles vermissen", sind sich Ribana Roder und Torsten Bächle einig. Die Einheimischen in Kolumbien hätten sich oft bedankt, dass die Deutschen sie nicht für Terroristen, Guerillaanhänger oder Drogendealer halten, sondern ihnen einfach als Menschen begegnet sind.
Nach circa zwei Monaten gab es dann ein einschneidendes Erlebnis – das Erdbeben in Ecuador. "Das Epizentrum war an der Küste, wir hätten eigentlich schon dort sein sollen, hatten uns aber einen Tag Pause gegönnt", sagt Ribana Roder. Am nächsten Tag fuhren sie weiter – "etwas planlos", wie beide sagen. In Santo Domingo wurden sie von zwei Frauen angesprochen, die Helfer suchten.
Thorsten Bächle ist gelernter Krankenpfleger und kam sofort mit. Zuhause organisierte Ribana Roders Mutter eine Spendenaktion, die auf große Resonanz stieß. Der Gedanke, dass alles Geld direkt den Opfern zugutekommt, gefiel. So kamen circa 10 000 Euro zusammen. Ribana Roder ging mit dem Geld direkt vor Ort Medizin und Verbandsmaterialien einkaufen. Der Rest des Geldes wurde in den Wiederaufbau kleiner Häuser oder Geschäfte investiert. "Das hat uns geholfen, das Geschehene etwas zu verarbeiten", sagt Ribana Roder.
Über Peru ging es weiter in Boliviens Salzwüste auf über 3650 Meter Höhe und von dort auf die 500 Kilometer lange Lagunenroute. "Diese Tour ist durchweg schwierig zu fahren und durch die Höhe – maximal 4950 Meter über dem Meer – und die Wetterverhältnisse körperlich und mental eine Herausforderung", sagen die beiden Küssaberger. "17 Liter Wasser und Essensvorräte für zehn Tage hatten wir zusätzlich im Gepäck."
Landschaftlich war es für die drei mit das Schönste, was der Süden des Altiplano zu bieten hat. "Es war eine gigantische Landschaft und eine faszinierende Tierwelt. Lamas, Flamingos, grüne, blaue und rote Lagunen – es kam uns vor, als würden wir durch ein Ölgemälde fahren." Und Sohnemann Jamun machte das alles ohne Probleme mit. Vier Tagebücher haben Ribana Roder und ihr 36-jähriger Partner für Jamun voll geschrieben, Federn, Blätter, Karten eingeklebt und gemalt – damit Jamun sich immer an das Südamerika-Abenteuer erinnern kann.