Wer bei Heike Badran auf der Eckbank an der in freundlichem Orange gestrichenen Wand Platz nimmt, hat Aussicht auf einen praktisch jederzeit blitzsauberen Küchenblock, in L-Form angeordnet. Kaum zu glauben, dass hier eben noch feinste Torten fürs Plaudereckele der Senioren oder den Landfrauen-Kaffee beim Schlossfest geschichtet wurden. Was Heike Badran im Haushalt anpackt, hat System. „Ich arbeite strukturiert, nach Plan, ein Schritt nach dem anderen.“
Mehr als zwei Jahrzehnte war sie im Vorstand der Gündelwanger Landfrauen tätig. Verbandsaufgaben hat sie gerne erfüllt, gleichzeitig war es ihr nie zu viel, Hand anzulegen. So auch in der Küche für den Eintopf, der rund 200 Gästen gereicht wird beim Theater, das diese Landfrauen Dank des engagierten Gespanns Claudia und Michael Scharf weit über die Grenzen des Orts hinaus bekannt gemacht hat. Zwei oder drei Torten und Kuchen sagt sie jederzeit zu, wenn es bei einer Veranstaltung den berühmten Landfrauenkuchen geben soll. „Das macht mir Freude. Ich finde, man muss immer wieder etwas für die Allgemeinheit tun. Alles andere würde mich nicht zufrieden machen. Es war mir auch wichtig, meinen Töchtern das als Beispiel mitzugeben.“
Und neben Heike Badran sind allerlei Familienfeste geeignet, mit Selbstgebackenem zum Gelingen beizutragen. Mit fünf Schwestern ist sie aufgewachsen in Hohentengen-Lienheim, dennoch war schon in dieser Familie die Schwarzwälder Kirschtorte die wichtigste. So ist es schon eine nette Fügung, dass sie in Horst Badran einen echten Schwarzwälder geheiratet hat, der aufgewachsen ist in dem kleinen Weiler Glashütte oberhalb von Holzschlag. Schon die Namen der Orte sagen alles. Niedergelassen hat sich die Familie wenige Kilometer entfernt im Bonndorfer Ortsteil Gündelwangen.
„Wir waren so viele bei den Eltern daheim, von der Torte hat es für jeden Einzelnen nicht viel gegeben. Aber sie hat zu jedem Familienfest dazugehört“, erzählt sie und muss in der Erinnerung Schmunzeln über die Arbeitsteilung ihrer Eltern. „Meine Mutter hat alles vorbereitet, den Tortenboden gebacken, die Kirschmasse vorbereitet, die Sahne geschlagen. Der Vater hat sie dann gebaut. Natürlich hat er hinterher immer behauptet, die habe ich gemacht.“
Dennoch schwingt ein weinig Bewunderung mit, wenn sie an diese vielen Familienfeste und die Schwarzwälder Kirschtorte denkt. Denn wo Heike Badran den Tortenring braucht, um alle Schichten ordentlich aufeinander zu platzieren, hat ihr Vater das freihändig gemacht. „Das war fast ein bisschen wie eine Zeremonie und er hat ganz akkurat gearbeitet, wie ein Maurer, das war sein Kunstwerk“, sagt sie in Erinnerung an ihren Vater, der tatsächlich Maurer und auch Zimmermann war.
Übernommen von ihren Eltern hat sie auch die naturnahe Küche mit allerlei selbst Angebautem. Obst gab und gibt es das Jahr über großenteils aus dem elterlichen Garten. Daheim hat Heike Badran stets gepflegte Beete mit Gemüse und Salaten. „Ein frischer Salat aus dem eigenen Beet schmeckt einfach viel besser.“ Und was gekauft wird, sollte in die Jahreszeit passen. „Im Sommer gibt es Sommersachen und im Winter gibt es Wintersachen. Ich halte nichts von Erdbeeren im Winter“, sagt Heike Badran. Wenn es möglich ist, sind die Zutaten, die bei ihr verwendet werden, damit auch regional, ob selbst angebaut oder gekauft. Bezogen auf die Schwarzwälder Kirsch, hat sie dazu einen wertvollen Tipp: „Ich nehme die Schwarzwaldmilch-Sahne. Das ist geschmacklich ein Riesenunterschied und schade um die Arbeit, wenn man daran spart.“
Küchenarbeit ist bei Badrans allerdings nicht alleine die Sache dieser Vorzeigelandfrau. „Ich koche gerne einfache Sachen, wie Aufläufe oder Eintöpfe“, verrät sie. Ihr Mann Horst kümmere sich als Metzger gerne um den Braten. Und ein richtiges Familienereignis ist der Frauentermin in der Vorweihnachtszeit, wenn ihre längst erwachsenen Töchter kommen zum gemeinsamen Plätzchen Backen. „Da machen wir einen Samstag aus und der gehört den Mädels und mir.“
Zur Person
Heike Badran, 48, ist gelernte Konditoreifachverkäuferin. Als Städtische Angestellte in Bonndorf sorgt sie in der Grundschule für die Ergänzung der bestellten Menüs mit Salaten und Desserts.
Das Rezept für die Schwarzwälder Kirschtorte
- Der Boden: Bisquitteig aus 300 Gramm Mehl, 300 Gramm Zucker, drei Teelöffeln Backpulver und drei Teelöffeln Kakao. Das Ei wird getrennt, das Eiweiß schaumig geschlagen und kühl gestellt. Das Eigelb wird mit dem Zucker und drei Esslöffeln warmem Wasser gut schaumig geschlagen. Mehl, Kakao und Backpulver werden kurz unter die Eigelbmasse gerührt. Zum Schluss wir der geschlagene Eischnee untergehoben. Die Backzeit beträgt bei 175 Grad (Umluft) 25 bis 30 Minuten.
- Die Kirschen: Ein Glas Schattenmorellen vom Saft befreien. Den Saft während des Erhitzens mit Speisestärke abbinden, Kirschen wieder zugeben. In diese Masse kommen fünf Esslöffel Kirschwasser. Bei Bedarf kann etwas Zucker nachgegeben werden.
- Die Sahne: 750 Milliliter Sahne werden mit Sofortgelatine und Zucker aufgeschlagen.
- Die Konstruktion: Der Bisquit wird in drei gleich dicke Scheiben geschnitten. Die Kirschen kommen auf den unteren und den mittleren Boden (nur in die Mitte). Dann wird die dreistöckige Torte rundherum großzügig mit Sahne garniert. Schokoraspeln und schöne zurückbehaltene Kirschen als Deko.