Eine populäre und in weiten Teilen der christlichen Welt verbreitete Kunstform ist der Krippenbau. Die Geburt Christi wird in unzähligen Varianten dargestellt und oft in detailverliebte und figurenreiche Volksszenen eingebettet. Nicht zuletzt sind Krippen auch außerhalb Europas so erfolgreich, weil diese Kunstform andere, außerchristliche Traditionen aufsaugen und in den Dienst der biblischen Botschaft stellen kann. Im Wildlife-Museum ist bis Januar ein Teil der privaten Sammlung Ewald Schulers zu sehen.

Außergewöhnliche Exponate aus verschiedenen Ländern

Der Sammler hat in der Nähe von Zürich ein Spielzeugmuseum aufgebaut, und der ehemalige Bürgermeister Günther Nufer vom Vorstand der Erwin-Himmelseher-Stiftung konnte Ewald Schuler gewinnen, seine außergewöhnlichen Exponate aus verschiedenen Ländern zur Verfügung zu stellen. Die Krippenexpertin Uta Schwab, die in Wien Textilchemie und Restauration studiert hatte, führte die zahlreichen Besucher in das Thema ein.

Die Wiege des Krippenbaus ist das mittelalterliche Italien. Schnell hielten Krippen Einzug in Kirchen, Fürsten- und Privathäuser, allerdings wurden sie nicht zu allen Zeiten geschätzt. Der Habsburgerkaiser Joseph II. ließ Krippen entfernen, denn nach seinem Willen sollte das Volk lieber arbeiten als beten. In Polen war die Katholische Kirche die wichtigste Institution, die sich der kommunistischen Gleichschaltung widersetzte. In der alten Kulturmetropole Krakau entstehen besonders kunstvolle Krippen, die Kirchengebäude nachahmen.

Obwohl sie (wie fast alle Krippen) von Autodidakten geschaffen werden und aus billigen Materialien wie buntem Aluminiumpapier bestehen, zeichnen sich Krakauer Krippen durch minutiöse Detailfreude aus, und die Künstler wetteifern in Wettbewerben um die prunk- und kunstvollste Gestaltung.

Diese Krippe wurde in Krakau gefertigt.
Diese Krippe wurde in Krakau gefertigt. | Bild: Michael Gottstein

Neben diesem ortstypischen Stil findet man in Polen auch individuelle Künstlerpersönlichkeiten wie Eugeniusz Zegadlo, der biblische Geschichten und Sagen seiner ländlichen Heimat in Holz gestaltet. „Diese Kunst kommt aus dem Herzen und zeichnet sich durch eine gewisse Naivität aus“, so Uta Schwab.

Krippen aus Glanzpapier

Die Krippenschnitzer in Peru verstanden es, den christlichen Glauben mit Resten der früheren Inka-Religion zu verschmelzen. Die Erdgöttin wurde mit Maria identifiziert, und in den Genreszenen der Krippen finden sich volkstümliche Figuren wie die Hexe und die Heilerin. Beliebt seit dem Biedermeier sind auch Papierkrippen, die Figuren aus den Glanzpapier-Verpackungen von Süßigkeiten verwenden. Die Krippe ist zusammenklappbar wie ein Buch, erst beim Aufschlagen ergibt sich eine dreidimensionale Darstellung.

Das könnte Sie auch interessieren

Besonders prächtige Krippen stammen aus Neapel: Dort ist die Weihnachtsgeschichte oft ein Anlass, um mit unzähligen Figuren das Leben des Volkes zu schildern. Und besonders wertvolle Figuren werden in Gewänder gehüllt, die aus ehemaligen Messgewändern geschneidert werden.

Meistens wird die Geburt Christ dargestellt, aber es gibt auch Osterkrippen, die die Passionsgeschichte erzählen, wie etwa die von Uta Schwab geschaffene Krippe. „Man sollte Krippen mit Kinderaugen ansehen, nur so kommt die Weihnachtsfreude in das Herz“, so die Expertin. Anschauungsmaterial in großer Vielfalt und hoher Qualität liefert die Ausstellung.

Das könnte Sie auch interessieren