Weil es an Betreuungskräften mangelt, will die Stadt Bad Säckingen den Bau eines neuen Kindergartens vorerst auf Eis legen. „Es macht keinen Sinn, einen neuen Kindergarten zu bauen, wenn wir bestehende Gruppen wegen Personalmangels nicht belegen können“, erklärte die für Kindergärten zuständige Sachbearbeiterin Claudia Götz am Donnerstag im Kultur- und Sozialausschuss des Gemeinderats.
Im Haushalt sind für 2024 bisher 3,8 Millionen für den Kindergarten vorgesehen
Im aktuellen Haushaltplan sind in der Finanzplanung 2024 3,8 Millionen Euro für den Neubau eines Kindergartens im östlichen Teil des Neubaugebiets Leimet III vorgesehen. „Den wird es 2024/25 nicht geben“, kündigte der stellvertretende Stadtkämmerer Fabio Jenisch dem Ausschuss über den Kindergarten mit.
Als Grund nannte er den Mangel Betreuungspersonal. Über die Verschiebung des Neubauprojekts soll demnächst der Gemeinderat im Rahmen seiner Haushaltsberatung entscheiden.
Mittelfristig wird der Kindergarten durchaus benötigt
Mittelfristig sei ein weiterer Kindergarten in Bad Säckingen aufgrund des steigenden Betreuungsbedarfs durchaus notwendig, sagte Götz im Ausschuss. Allerdings könne schon für die bereits bestehenden Einrichtungen nicht genügend Personal gefunden werden, bestätigte sie die Aussage Jenischs.
In Rheinfelden fehlen zum Kindergartenstart 200 Plätze
Dass es an Betreuungsplätzen mangelt, weil qualifiziertes Personal fehlt, ist kein spezifisch Bad Säckinger Problem. Die Stadt Rheinfelden sprach vergangenen Monat davon, dass zu Beginn des neuen Kindergartenjahrs 200 Kinder vor allem wegen des Fachkräftemangels ohne Betreuungsplatz seien.
Laufenburg verlegt Kinder an andere Einrichtungen
In Laufenburg konnten wegen der angespannten Personalsituation im neu eingerichteten Kindergarten Eulennest nur 28 der insgesamt 50 Plätze belegt werden, mehrere Kinder mussten in anderen Einrichtungen untergebracht werden, wie Bürgermeister Ulrich Krieger bestätigte.

Im Gegensatz zu Rheinfelden oder Laufenburg macht in Bad Säckingen das Rathaus keine konkreten Angaben zur aktuellen Personal- und Betreuungssituation. „Die Situation ist so dynamisch, wir können keine belastbaren Zahlen nennen“, antwortete am Freitag der verantwortliche Fachbereichsleiter Manuel Elis unserer Zeitung.
Stadt beantwortet Fragen zur Situation an den Kindergärten nicht
Die Fragen wie viele Stellen im Augenblick an den Kindergärten und -krippen unbesetzt seien, wie viele Betreuungsplätze deshalb nicht genutzt werden können und wie viele Kinder auf der Warteliste für einen Betreuungsplatz stehen, ließ Elis offen.

Ein Grund dafür: Anders als Rheinfelden oder Laufenburg unterhält Bad Säckingen keine eigenen Betreuungseinrichtungen für Kinder. Die laut im Augenblick einschließlich des Evangelischen Schulkindergartens Heinrich Zeller 13 Kindergärten werden von sechs verschiedenen Trägern betrieben: sechs von der Römisch-Katholischen Kirchengemeinde Bad Säckingen-Murg, jeweils zwei vom St. Vincentius Verein und von der Evangelischen Kirchengemeinde, jeweils einer von der Caritas, der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und vom Verein Treffpunkt Kinder.
Weil zu wenig Personal da ist, wechselt für einen Kindergarten der Träger
Dass es auch in Bad Säckingen an den Kindergärten große Probleme wegen des Fachkräftemangels gibt, zeigt der Fall der Kindertagesstätte St. Vincentius. Wie unsere Zeitung im April berichtete, konnten hier schon länger die Personalstellen nicht mehr komplett besetzt werden, weshalb die Trägerschaft vom St. Vincentius Verein an die Römisch-Katholische Kirchengemeinde überging, die über einen größeren Personalpool verfügt. Dennoch musste an der Kindertagesstätte die Zahl der Gruppen von vier auf drei gesenkt werden, eine Ganztagsbetreuung wird dort nicht mehr angeboten.

Obwohl selbst nicht Betreiber, trägt die Stadt in der Regel 97 Prozent der Betriebskosten der Kindergärten. 2024 werden dafür – ohne den Schulkindergarten Heinrich Zeller – voraussichtlich 6,9 Millionen Euro erforderlich sein, 2025 bereits 7,1 Millionen, wie der stellvertretende Kämmerer Jenisch am Donnerstag im Ausschuss sagte.
Die Betriebskosten für die Kindergärten steigen, die Zuschüsse vom Land stagnieren
Einen Teil dieser Kosten bekommt die Stadt vom Land über die Finanzausgleichsumlage erstattet. Während diese aber in den vergangenen Jahren bei 2,4 Millionen verharre, stiegen die Betriebskosten und damit die von der Stadt aufzubringenden Eigenmittel stetig an, allein 2023 auf 2023 um 0,5 Millionen Euro. Jenisch: „Die Diskrepanz wird immer größer. Das Land reagiert zu langsam.“