Bad Säckingen Jeden Tag erleiden in Deutschland Hunderte Menschen einen Herz-Kreislauf-Stillstand – zumeist vor den Augen von Angehörigen. Doch nur in knapp der Hälfte der Fälle greift jemand ein, um dem Betroffenen zu helfen. Dabei kann Erste Hilfe lebensentscheidend sein. Unter dem Motto „Prüfen, Rufen, Drücken“ startet am 22.¦September die Woche der Wiederbelebung in Deutschland. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) lädt dazu ein. An zehn Terminen rund um Bad Säckingen zeigt der DRK-Kreisverband Säckingen in diesem Zusammenhang, wie die Wiederbelebung funktioniert. Besucher können dabei die Reanimation an Übungspuppen ausprobieren. Auch den Defibrillator, ein medizinisches Gerät zur Wiederbelebung, können Besucher testen.

Im Mittelpunkt steht vor allem eines: Hemmungen abbauen. „In Kursen hören wir oft, dass Menschen Angst haben, etwas falsch zu machen“, berichtet Fabian Rathke, Kreisausbildungsleiter des DRK. Menschen hätten Angst, der bewusstlosen Person eine Rippe zu brechen und noch mehr Schaden zuzufügen. Ungewissheit, Hemmungen und Sorge vor strafrechtlichen Konsequenzen hindern daran, zu reanimieren. Damit räumt das DRK auf: „Das sind Ammenmärchen“, sagt Rathke. Fakt ist: wer in Deutschland reanimiert, kann dafür nicht strafrechtlich belangt werden. Bei der Reanimation kann es passieren, dass eine Rippe bricht, aber es gibt keine Alternative: „Wenn man nichts macht, stirbt der Bewusstlose zu 100 Prozent“, sagt Horst Schwarz, Geschäftsführer des Rettungsdiensts.

Keine Zahlen, sondern Menschen

Ein Mensch ohne Kreislauffunktion muss sofort wiederbelebt werden. Denn ohne Sauerstoff im Gehirn sinken die Überlebenschancen drastisch. Pro Minute ohne Sauerstoff verliert der Mensch zehn Prozent seiner Gehirnfunktion. Dieser irreparable Schaden hat dauerhafte Konsequenzen. Der Rettungsdienst ist im Schnitt nach rund zehn Minuten am Einsatzort. Dass Ersthelfer handeln, ist daher unabdinglich. Aber die Zahlen sind ernüchternd: 300  bis 370 Menschen erleben in Deutschland jeden Tag einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Nur 54 Prozent werden durch Ersthelfer wiederbelebt, bis der Rettungsdienst eintrifft. Eindeutig zu wenig, findet der DRK-Kreisverband Säckingen. „Das sind keine Zahlen, es sind Menschen“, betont Schwarz.

„In skandinavischen Ländern, wie Dänemark, Norwegen oder Schweden ist Erste Hilfe ein festes Schulfach“, berichtet Rathke. Dadurch sinke die Hemmschwelle, zu helfen, deutlich niedriger. Auch in Deutschland bemüht sich das DRK um Aufklärung. Es ist regelmäßig an Schulen und lädt Schulklassen zu sich ein. Durch Auffrischungskurse und Schulungen in Arztpraxen und Unternehmen versucht das DRK, Abhilfe zu schaffen. Damit wurde die Ersthelferquote seit 2023 um vier Prozent gesteigert. Aber es braucht noch mehr Menschen, die aktiv werden: „Wir haben einen guten Rettungsdienst, aber an den Ersthelfern scheitert es“, ärgert sich Schwarz.

Erste Hilfe geht alle etwas an

80 bis 90 Prozent der Herz-Kreislauf-Stillstände passieren im familiären Rahmen. „Nicht jede Wiederbelebung ist erfolgreich, aber es ist eine Chance“, erklärt Schwarz. Deshalb ruft das DRK zum Mitmachen auf. Unter dem Motto „Prüfen, Rufen, Drücken“ wird darauf aufmerksam gemacht, wie unkompliziert Reanimation sein kann. Wer eine bewusstlose Person findet, sollte zunächst prüfen, ob sie ansprechbar ist, zum Beispiel durch ein leichtes Rütteln an der Schulter. Wenn die Person nicht ansprechbar ist, muss sofort der Notruf gewählt werden. Die Leitstelle begleitet den Ersthelfer dann telefonisch durch die nötigsten Schritte.

Atmet die bewusstlose Person nicht mehr, beginnt die Reanimation. Hier heißt es: drücken! Mit einem kräftigen Drücken auf der Mitte des Brustkorbs kann man bei einem Herzstillstand das Blut des Bewusstlosen wieder in Gang bringen. Somit kann die Sauerstoffzufuhr zum Gehirn gewährleistet werden. Zweimal pro Sekunde drücken ist optimal, aber: „Es muss nicht der perfekte Rhythmus sein“, erklärt Rathke, „das Wichtigste ist, dass man überhaupt etwas macht.“

Termine und weitere Infos: Die Woche der Wiederbelebung 2025 findet von 22. bis 28. September an zehn Terminen rund um Bad Säckingen statt. Mehr Informationen stehen auf der Internetseite des DRK unter http://www.drk-saeckingen.de/aktuell/woche-der-wiederbelebung-2025.