Mit markigen Worten schwor der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler Fred Thelen seine Wählervereinigung auf den Kommunalwahlkampf ein.

Als Spitzenkandidat für die Gemeinderatswahl polterte er gegen die politischen Gegner, CDU und Grüne und stellte sogar deren Demokratieverständnis in Frage.

Fred Thelen.
Fred Thelen. | Bild: Alexander Jaser

Hintergrund war die Ablehnung des Doppelhaushaltes 2024/25 der Stadt durch die CDU und Grünen in der jüngsten Gemeinderatssitzung. „Die beiden größten Fraktionen haben den Haushalt abgelehnt und nur knapp konnte er beschlossen werden. Für mich heißt Demokratie, Mehrheitsbeschlüsse hinzunehmen, wenn auch zähneknirschend“, so Thelen.

Hätte die CDU vor zwei Jahren dem Feuerwehrgerätehaus zugestimmt, so Thelen weiter, hätten 500.000 Euro gespart werden können. Diese Kosten habe die Stadt nun zusätzlich zu tragen. Auch daher habe er kein Verständnis für die Kritik der CDU an der mittelfristigen Finanzplanung der Stadt. Thelens Wahlkampfrhetorik ging noch weiter: Die Grünen seien „beleidigt, weil sie den Neubau eines Kindergartens und einer Schule nicht durchsetzen konnten“, so der Spitzenkandidat und fragte weiter: „Was ist das für ein Demokratieverständnis, wenn ich deshalb gegen einen Haushalt stimme, den die Stadt braucht, um wichtige Projekte voran zu bringen?“

Im Gegensatz zu dieser scharfen Wahlkampfrede Thelens ging das eigentliche Hauptthema des Abends, die Nominierung der Gemeinderatskandidaten, völlig geräuschlos über die Bühne. Zwei amtierende Stadträte, Karina Weiß und Petra Schwarz-Gröning, treten zu der Wahl am 9. Juni nicht mehr an. Dafür findet sich auf Platz 2 eine frühere Stadträtin der CDU: Marita Vögtle hatte bei den Kommunalwahlen 2014 und 2019 den Wiedereinzug für die Christdemokraten in den Gemeinderat nur knapp verpasst hatte und im vergangenen Jahr kurzzeitig als Nachrückerin gehandelt worden war. Mit 22 Bewerberinnen und Bewerbern konnten die Freien Wähler das Kandidaten-Potenzial voll ausschöpfen. Vier Frauen stehen dabei 18 Männern gegenüber.

Die Marschrichtung für die kommenden Jahre gab der Ortsvorsitzende Gerhard Faller vor: „Es wird Zeit für einen Wechsel und es ist kein Argument, wenn alle Jammern. Wir müssen die Dinge in die Hand nehmen und ich bin überzeugt, dass wir eine gute Liste haben. Jede stimme zählt.“

Gerhard Faller.
Gerhard Faller. | Bild: Alexander Jaser

Mit Genugtuung verwies Faller darauf, dass es den Freien Wähler gelungen sei, mit einer kompletten Liste zu den Gemeinderatswahlen am 9. Juni anzutreten. Neben den bisherigen Gemeinderäten Fred Thelen, Sherepreet Schwer und Bruno Lehmann treten 19 weitere Kandidaten für die Freien Wähler an.

Die Linie der Freien Wähler sei hier klar: „Wir arbeiten im Gegensatz zu den anderen Parteien ohne Parteiprogramm. Kommunalpolitik braucht kein Parteiprogramm“, so Faller. Thelen griff das auf: „Wir arbeiten je nach Thema sehr verantwortungsvoll. Es geht um wichtige Fragen und manchmal auch um viel Geld. Wir arbeiten sachlich und zielorientiert.“

Weitaus grundsätzlicher wurde Faller zur Bedeutung der bevorstehenden Kommunal- und Europawahlen am 9. Juni. „Demokratie ist ein hohes Gut, es ist nicht selbstverständlich. Generationen vor uns haben viel Blut und Tränen leiden müssen. Deshalb müssen wir unsere Demokratie bewahren und uns einbringen.“

Birgit von der Heyde.
Birgit von der Heyde. | Bild: Alexander Jaser

Eine Haltung, die Gemeinderatskandidatin Birgit von der Heyde ausdrücklich unterstützte: „Motzen allein ist keine Lösung. Wir brauchen Sachlichkeit und Informationen gegen den Mob. Wir müssen verhindern, dass die Rechten auch durch die sozialen Medien immer stärker werden.“

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