Die Mischung ist ungewöhnlich: zwei Schwaben und ein Kurpfälzer, Vermögensberater und Firmenpatriarch – sie füllen derzeit bundesweit Hallen. Am Mittwochabend war das Gespann Götz Werner, Gründer der Drogeriemarktkette dm, und die beiden Ökonomen Marc Friedrich und Matthias Weik auf Einladung des SÜDKURIER-Hochrheinforums im Bad Säckinger Kursaal. Rund 400 Besucher waren gespannt, denn sie erwarteten Wirtschaftspolitik einmal anders. Und zwar ganz anders. Sie bekamen bedingungsloses Grundeinkommen für alle, Abschaffung aller Steuern bis auf die Mehrwertsteuer, Wiedereinführung von Grenzen und Zöllen – das sind die umstrittenen Schlagworte des Trios.
Ihre Thesen diskutierten die Drei auf dem Podium mit SÜDKURIER-Politikchef Dieter Löffler und SÜDKURIER-Regionalleiter Kai Oldenburg sowie in der Schlussrunde mit dem Publikum. Ihre Ansätze sind mindestens ungewöhnlich, überraschend, interessant, Kritiker wiederum nennen sie eher absurd, abstrus und illusorisch. Eines sind sie jedenfalls nicht: langweilig. Aber das alleine reicht nicht, um Bestseller zu schrieben und Hallen zu füllen. Was also findet das Publikum an zwei Vermögensberatern aus Lorch bei Stuttgart und einem schwerreichen Drogisten aus Heidelberg? Es ist ihr Image als Querdenker. Und es ist Unterhaltung. „Wir beide sind Schwaben und Ökonomen, eine brandheiße Kombination“, sagte Marc Friedrich über sich und seinen Partner Matthias Weik, und er weiß, dass es dafür Lacher gibt. Deshalb setzt er in der Beschreibung der Finanzwelt noch einen drauf: „Ich krieg davon graue Haare und Matthias hat gar keine mehr.“
Gleichwohl wollen die beiden ernsthafte Antworten auf Probleme der Zeit geben zusammen mit dm-Gründer Götz Werner, der für soziale Unternehmensführung bekannt ist. Allerdings verstehen das Publikum und auch die Interviewer Löffler und Oldenburg ihre Lösungen nicht in jedem Fall, beispielsweise wenn es um deren Finanzierbarkeit geht. Dennoch: Ihre grundsätzliche Skepsis wird von der Mehrheit im Kursaal geteilt. Zweifel am Euro, Kritik an der Finanzwelt und der Europäischen Zentralbank, Nullzinspolitik, Großkonzerne, die keine Steuern zahlen, das Auseinderklaffen zwischen Arm und Reich sowie vor allem wirtschaftliche Ungerechtigkeiten bewegen die Menschen spürbar. Solchen Pessimismus verbinden Götz-Friedrich-Weik mit Digitalisierung, Automatisierung, 15 Millionen Arbeitslosen im Jahr 2030 und prognostizieren den großen Crash. Eine Angst, die auch im Bad Säckinger Kursaal durchaus für Nachdenklichkeit sorgt – auch wenn die Lösungsansätze nicht auf ungeteilte Zustimmung stoßen. Das bedingslose Grundeinkommen wie auch die Konsumsteuer als einzige Einnahmequelle des Staates lösen sowohl in der Fragerunde wie auch hinterher im Foyer Kontroversen aus.

Unbestritten bleibt zumindest eines an dem Abend: Ein „Weiterso“ vor allem in der Finanzpolitik mit ihren Auswüchsen will wohl keiner. So war der Abend – wie es sich auch Götz Werner wünschte – zumindest eine Anregung zum Nachdenken.