Marion Rank

Als den „König des schwäbischen Kabaretts“ kennt man ihn im SWR 3-Land – Christoph Sonntag, der Mann, vor dessen losem Mundwerk nichts und niemand sicher ist. Am Donnerstag begeisterte er die Zuschauer im ausverkauften Gloria-Theater in Bad Säckingen mit seiner aktuellen Show „Bloß kein Trend verpennt“. Am Ende durfte sich jeder Besucher sicher sein, jeden aktuellen Trend mitsamt seinen Tücken zu kennen. Für Sonntag gab es am Ende der Show lang anhaltenden Beifall.

Das Bühnenbild beeindruckte: Der Times Square in New York mit seinem pulsierenden Leben und den bunten Leuchtreklametafeln, passend dazu als Eingangsmelodie der Song „New York, New York“. Sonntag zeigt sich gleich zu Beginn seines Auftritts als Kenner der aktuellen Geschehnisse in Bad Säckingen, weiß, wo seine Zuschauer der Schuh drückt. „Ich darf nicht von der Bühne fallen, da Bad Säckingen ja bald kein Spital mehr hat." Wer in einer Show in der ersten Reihe sitzt, muss zwangsläufig damit rechnen, Teil einer solchen zu werden. Am Donnerstag traf es Inge und Bernd. Sonntag entlockte ihnen gleich auch die genaue Wohnadresse.

Gnadenlos strapazierte der Schwabe die Lachmuskeln der Theaterbesucher: "Was ist ein schwäbisches Schorle? Halb Sprudel, halb Hahnenwasser." Sonntag gewährte Einblicke in den Alltag einer Waldorfschule und seine Besuche beim Urologen. QR-Codes, Skype, Voice Message, seine Erfahrung mit Sugaring, der Haarentfernung mit Zucker ("danach sehen Männer aus wie Delphine") – kein Trend, den Sonntag nicht ordentlich durch den Kakao zieht.

Über eine Privatisierung der Autobahn denkt er, wie folgt: "Teile der Autobahn könne man verkaufen, den rechten Fahrstreifen braucht ja eh niemand." Wenn Sonntag von seinen Erfahrungen mit Trends wie dem Fitnessarmband erzählt, hat der schwäbische Kabarettist definitiv die Lacher auf seiner Seite. Die Auslesung der Daten zeigte der Ehefrau, wie oft er sich an einem Baum erleichtert hatte oder fremdging. Denn er hatte das Armband seinem Hund umgebunden.

Sonntag sparte nicht mit Seitenhieben auf die Staatsmänner in den USA und der Türkei, Horst Seehofer attestierte er ein „Porzellan-Syndrom", der habe nicht alle Tassen im Schrank. Dass Sonntag nicht nur mit dem Mundwerk gut ist, sondern noch weitere Talente hat, beweist er beim Spiel mit seiner selbstleuchtenden Meistergeige aus dem 17. Jahrhundert.

Die Zuschauer fielen von einer Lachsalve in die nächste, etwa wenn Sonntag sich als Bauchredner betätigt und Winfried Kretschmann und Günther Oettinger als Handpuppen benutzt, über Oettingers englische Sprachgewandtheit und das breite Schwäbisch Kretschmanns beim „Sonntagsgespräch" ulkt. Vor der Pause vertickt er kurz seine CDs und Bücher auf der Bühne wie auf einem orientalischen Markt zum Wohle seiner gemeinnützigen „Stiphtung Christoph Sonntag". Sonntag servierte rund zwei Stunden intelligente Komik, tanzte, Luftgitarre spielend, durch das Theater, beklatscht und bejubelt von seinem Publikum.