MARION RANK

Der deutsch-marokkanische Stand-up-Comedian Abdelkarim schlug dem begeisterten Publikum am Freitagabend im Gloria-Theater in seiner aktuellen Show „Zwischen Ghetto und Germanen“ einen Gag nach dem anderen um die Ohren, ließ es teilhaben an seinem humoristisch verarbeiteten Leben als Migrant in Deutschland. Er spielt mit den Ängsten und den Tabus der Gesellschaft, sieht das Leben als Migrant und Deutscher, beleuchtet es von zwei Seiten.

Abdelkarim, geboren in Bielefeld, sieht aber halt aus wie ein Araber: schwarzer Bart, Glutaugen, die er verdreht und rollt und als Krönung auch noch dieser Name. Genau das ist sein Dilemma. Seine Eltern sind marokkanisch, dass er in Deutschland geboren ist, nimmt ihm nach eigenem Bekunden seine Umwelt nie so ganz ab. Diese dichtet ihm jeglichen Ursprung an, nur nicht den deutschen. Abdelkarims Show ist ein Querschnitt durch sein Leben als Migrant. Er lässt sein Publikum, das sich bei jedem Gag vor lachen biegt, an seinen Erlebnissen teilhaben – unter anderem als Hauptschüler. Damals hätten ihn in der Pause alle gestreichelt – als „Maskottchen“. Dazu musste er als Teenager noch die „Cordhose des Grauens“ tragen – mit vier Rillen.

Begrüßung mit einem Butterbrot

 

Abdelkarim berichtet von seinen Erlebnissen auf Bahnhöfen, wenn er mit seinem Koffer unterwegs ist: „Früher wurde die Polizei gerufen, wenn ein Koffer weg war, heute, wenn einer rumliegt.“ Auf Flughäfen könne er sich auch nicht mehr aufhalten, alle würden ihm aus dem Weg gehen, „September 11 ist plötzlich wieder hochaktuell.“ Das Warten in der Schlange am Flughafen hat sich für Abdelkarim erledigt, sobald er auftaucht, läuft jeder davon, was ihn zu der Geschäftsidee „Rent a Moslem“ inspiriert, sollte jemand ein ganzes Flugzeug für sich alleine buchen wollen. Doch es kommt noch schlimmer. Der Migrant, der perfektes Deutsch spricht, wird nur verkannt. So sehr, dass er sogar als Flüchtling angesehen und mit einem Butterbrot begrüßt wird.

Er schöpft aus der ganzen Bandbreite des Alltags. Zugfahrten, selbst profane Dinge aus dem Haushalt werden zu Gags. Abdelkarim, der „Anonymbügler.“ Zuerst heimlich, dass der Vater nichts davon erfährt, denn in der arabischen Welt tut ein Mann so etwas schließlich nicht. Endlich in der eigenen Wohnung die ersten Erfahrungen mit dem Bügeleisen. In Schlabberhose, Lederjacke, T-Shirt mit Comic-Aufdruck, das Klischee ist perfekt, spätestens wenn er den Ghetto-Slang nachmacht. Die Jugendsprache und Kultur wird von Abdelkarim äußerst treffend komödiantisch aufbereitet. Oder wenn er von seinen Erlebnissen mit Kumpel Ali erzählt. „Zwischen Ghetto und Germanen“ ist das erste Soloprogramm des 1981 geborenen deutsch-marokkanischen Comedians.