Bad Säckingen – Es ist 12 Uhr mittags, als die ersten von 124 Veteranen der Automobilgeschichte am Bad Säckinger Festplatz zur Mittagspause eintreffen. An diesem heißen Sommerwochenende findet die legendäre Schauinsland-Klassik statt – es ist die 17. Neuauflage der Rallye, die vor 99 Jahren als Rennsportveranstaltung ihren Anfang machte. Es ist ein Traditionsrennen des ADAC Südbaden und des Freiburger Motorsport-Clubs.

Die diesjährige Tour führte an zwei Tagen durch das Markgräflerland und den Schwarzwald. Das Ziel der Mittagspause am Samstag war Bad Säckingen. Und die Teams haben sich die Verschnaufpause verdient. Der Start fand etappenweise bereits ab 8.30 Uhr in Freiburg statt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind von nah und fern angereist – im Trailer oder auf eigener Achse. Sie sind alt und jung, überzeugte Wiederholungstäter oder Debütanten bei einer Rallye.

Das älteste Fahrzeug ist 93 Jahre als – ein Plymouth PD-Special von 1933

Das älteste Fahrzeug mit der Startnummer zwölf ist 91 Jahre alt. Es ist ein amerikanischer Plymouth PD-Special von 1933. Sechs Zylinder mit einem Hubraum jenseits der drei Liter treiben mit nur 85 Pferdestärken das einzigartige, zweisitzige Einzelstück an. Axel Kamelgan hat es 2020 gekauft. Sein Beifahrer Maik Pauli ist während der Rallye sein Navigator – und im Notfall Mechaniker. Die Anfahrt aus Köln sei allerdings noch nicht mit dem Plymouth erfolgt: „Das hätte bei einer Höchstgeschwindigkeit von 90 Stundenkilometern auch viel zu lange gedauert. Und der Langhuber verträgt keine langanhaltende Höchstgeschwindigkeit“, sagt Maik Pauli.

Christoph Schittenhelm, am Steuer, nennt seit drei Jahren diesen MG TF 1500 von 1955 sein Eigen. Mit Schwager und Copilot David Horn aus ...
Christoph Schittenhelm, am Steuer, nennt seit drei Jahren diesen MG TF 1500 von 1955 sein Eigen. Mit Schwager und Copilot David Horn aus München ist er aus Villingen angereist. | Bild: Sebastian Kurtenacker

Startnummer 17 sind zwei Neulinge im Rallye-Geschäft: Arzt Christoph Schittenhelm und Informatiker David Horn. Sie reisten bereits am Donnerstag aus Villingen mit Schittenhelms MG TF 1500 von 1955 an. Seit drei Jahren besitze er den schönen Oldtimer. Wie es zu dem Kauf kam, sei eine lange Geschichte – die Entscheidung sei aber die richtige gewesen. Zumal es nicht sein erster Oldtimer sei: „Ich hatte früher einen alten Mini in British-Racing-Green mit weißem Dach. Aber in den hat sich meine Schwester verliebt. Er ist jetzt in München bei ihr und meinem Schwager. Ach, David ist übrigens mein Schwager“, sagt Schittenhelm lachend und zeigt auf Beifahrer David Horn.

Weil die Schauinsland-Klassik seine erste Rallye ist, musste er einen Beifahrerlehrgang absolvieren

Als Informatiker sei dieser auch ein sehr guter Copilot. „Ohne ihn wäre ich beim Fahren mit dem Road-Book auf den Knien verloren.“ Da die beiden noch nie an einer Rallye teilgenommen haben, haben sie am Donnerstag einen Beifahrerlehrgang absolviert – organisiert von der Schauinsland-Klassik. Überhaupt sei alles sehr gut vorbereitet. „Das ist zwar unsere erste Rallye – aber mit Sicherheit nicht die letzte mit der alten Dame“, sagt Schittenhelm.

Die Rallye-Legende – der Salzburg-Käfer 1302 – von 1971 kam insgesamt auf Platz 31. Das Fahrerteam ist seit der Neuauflage der Rallye im ...
Die Rallye-Legende – der Salzburg-Käfer 1302 – von 1971 kam insgesamt auf Platz 31. Das Fahrerteam ist seit der Neuauflage der Rallye im Jahr 2001 mit dabei. | Bild: Sebastian Kurtenacker

Schon einige Male dabei waren Andreas Striegel und Thomas Stanschus, die eine echte Rallye-Legende nach Bad Säckingen gebracht haben: den Porsche-Salzburg-Käfer. Der 1971er-Käfer 1302 hält sich zu fast 100 Prozent an das Original, das es nur noch einmal gibt. Striegel und Stanschus fahren seit 2001 jedes Mal mit und sind alte Hasen im Rallye-Sport. Es sei eben auch ein Käfer, mit dem sie fahren. „Er läuft und läuft und läuft … “, sagt Striegel.

Manche sind bereits zum 40. oder 50. Mal an einer Rallye dabei

Auch andere Teilnehmer wie Martin Przewosnik und seine Frau Annette mit ihrem Datsun von 1977 sind das 40. oder 50. Mal bei einer Rallye dabei. Hans-Joachim und Elke Seifert sind in ihrem Opel Monza A 1 von 1980 aus Dresden mit Dackeldame Jette angereist. Sie sind das erste Mal im Schwarzwald und genießen die Fahrt. „Die ausgewählten Strecken sind so schön. Die hätten wir alleine so doch nie gefunden“, sagt Elke Seifert.

Hannah Kurz und Franziska Maier haben mit ihrem 911er Porsche 964 in der Gesamtwertung den 81. Platz belegt. Sie hatten Spaß bei der Rallye.
Hannah Kurz und Franziska Maier haben mit ihrem 911er Porsche 964 in der Gesamtwertung den 81. Platz belegt. Sie hatten Spaß bei der Rallye. | Bild: Sebastian Kurtenacker

Das zweite Mal dabei – aber das erste Mal mit ihrem 911er Porsche 964 von 1993 – sind Hannah Kurz und ihre Klassenkameradin Franziska Maier, eines von insgesamt fünf Damenteams. „Den Porsche habe ich letztes Jahr von meiner Großmutter zu Weihnachten geschenkt bekommen. Sie wiederum hat ihn zu meiner Geburt bekommen. Mein Vater gab auf dem Weg ins Krankenhaus meinen Bruder bei ihr ab. Sie war so aufgeregt, dass sie ihr altes Auto an dem Tag kaputtgefahren hat. Der Porsche ist somit seit meiner Geburt in Familienhänden“, sagt Kurz und lacht. Ebenfalls im erweiterten Team, das inoffiziell „Team Krümelmonster“ heißt, sind vier Freunde mit ihrem Jetta von 1986 und ihrem Polo von 1987 bei der Rallye dabei.

Zur Zeitprüfung auf dem Egberg sind 325 Höhenmeter zu bewältigen

Nach der Mittagspause mit vorgeschriebener Ruhezeit machen sich die Teilnehmer wieder auf den Weg und verlassen jeweils nach gut einer Stunde Bad Säckingen. Die Zeiten nimmt Doris Albiez, die im Vorstand des ADAC Bad Säckingen ist. Jetzt heißt es für die Fahrerinnen und Fahrer, mit ihren Oldtimern auf fünf Kilometern mit 21 Kurven einen Höhenunterschied von 325 Metern zu bewältigen, bis sie auf dem Eggberg zu einer Zeitprüfung kommen. Für den Porsche der Mädels kein Problem – für den 91-jährigen Plymouth von Axel Kamelgan und Maik Pauli heißt das: schwere Handarbeit. Autofahren war früher mit unsynchronisierten Getrieben und ohne Servolenkung eben noch immer harte Arbeit …

Noch mehr Bilder von der Schauinsland-Klassik in Bad Säckingen finden Sie im Internet auf suedkurier.de.