Das war eine echte Hiobsbotschaft: 60 Kindergartenplätze werden bis 2025 im Schwenninger Innenstadtbereich verschwinden. Grund ist die Aufgabe des Kindergartens St. Franziskus, die Gemeinde will das Gebäude abreißen und dort ein neues Gemeindezentrum bauen.
Neue Projekte sollen den Platzmangel beheben
Dennoch sind Oberbürgermeister Jürgen Roth und Stefan Assfalg, Leiter des Amtes für Schule, Bildung und Sport, überzeugt, dass bis Mitte des Jahrzehnts der Bedarf an Kindergartenplätzen in Villingen-Schwenningen und eben auch im Brennpunktbereich Schwenninger Innenstadt voll gedeckt sein wird.

Denn: Weitere Kindergartenprojekte sind in der Pipeline, mit denen der Platzmangel behoben werden soll.
So viele Kindergartenplätze fehlen in Villingen-Schwenningen!
„Vor anderthalb Jahren hätten wir noch nicht daran gedacht, dass wir diesen Kindergarten jemals aufgeben“, sagt Michael Schuhmacher. Damals wurde der Kindergarten noch mit städtischen Zuschüssen renoviert. Die Diözese Rottenburg werde die städtischen Mittel zurückzahlen, erklärt Schuhmacher.
Sowohl der Pfarrer der Seelsorgeeinheit Baar als auch Assfalg betonen, dass sie einen „guten Draht“ zueinander hätten und das einvernehmlich regeln wollten.
Entscheidung sorgt für viel Wirbel
Die Entscheidung der Diözese, den Kindergarten aufzugeben und dort ein modernes Gemeindehaus zu bauen, die vom Kirchengemeinderat gedeckt wurde, sorgte erst einmal für Unverständnis und viel Wirbel bei den Betroffenen.
Pfarrer Schuhmacher wirbt um Verständnis. „Wir haben uns entschieden, auch die eigene Entwicklung voranzutreiben.“
Kirche ist gezwungen, Immobilien neu zu ordnen
Die Kirchenaustritte und die dadurch veränderte finanzielle Situation würden die Kirchen zwingen, ihre Immobilien neu zu ordnen. Die Seelsorgeeinheit Baar unterhält als freier Träger 21 Kindergarten-Gruppen. Drei von ihnen werden mit St. Franziskus aufgegeben.
Der katholische Kindergarten St. Franziskus in der Jakob-Kienzle-Straße in Schwenningen besteht allerdings schon seit 125 Jahren. Das Gebäude aus den 1920er-Jahren und das angrenzende Pfarrhaus sollen abgerissen werden.

Bestehendes Gebäude kostet 100.000 Euro pro Jahr
Ein Architektenwettbewerb erbrachte einen Entwurf, der auf der Südseite der Pfarrkirche als eingeschossiger Baukörper verwirklicht werden soll. Eine neue Dienstwohnung bekommt der Pfarrer bei der Gemeinde Maria Himmelfahrt.

Das jetzige Gemeindehaus in unmittelbarer Nähe der Hochschule Furtwangen und der Dualen Hochschule verschlingt jährlich 100.000 Euro und die Kosten seien wegen der Energiekrise noch weiter gestiegen, erklärt der Pfarrer. Im Gemeindehaus bleibt deswegen die Heizung kalt.
Logistische Herausforderung
Neben der Sozialstation, Büros für die Caritas, Schwangerschaftsberatung, Sitzungsräumen für Selbsthilfegruppen, Gemeinderäumen für Frauen- und Seniorenkreis steht das Gemeindehaus ukrainischen und syrischen Flüchtlingen und sogar einem russischen Frauenchor offen. Dies alles im neuen Gemeindezentrum unterzubringen, werde zur „logistischen Herausforderung“, meint Schuhmacher.
Alle Erzieherinnen werden übernommen
Die Erzieherinnen, die jetzt am Kindergarten St. Franziskus tätig sind, werden alle übernommen. Als größtes Problem schätzt der Pfarrer den Fachkräftemangel in diesem Bereich ein. Außerdem, so findet er, ist „die demografische Entwicklung in diesem Bereich für alle nicht abschätzbar.“

Stadt arbeitet mit Hochdruck an Plan B
„Die Stadt arbeitet mit Hochdruck an der Schaffung von Ersatzplätzen“, betont Oberbürgermeister Jürgen Roth zu der Lücke, die in Schwenningen durch die Aufgabe des katholischen Kindergartens entstehen wird.
Auf der Möglingshöhe in Schwenningen wird momentan ein Kindergarten der Arbeiterwohlfahrt gebaut. Räumlich ist das der nächstgelegene. Drei zusätzliche Gruppen für 50 Kinder sollen dort Plätze finden.

Helene-Mauthe bekommt bis zu 70 neue Plätze
Außerdem wird der Helene-Mauthe-Kindergarten in Nähe des ehemaligen Schwenninger Klinikums um vier Gruppen erweitert. Das gibt 60 bis 70 zusätzliche Plätze. Schließlich soll in der Bürkstraße gebaut werden.
„Diese Bauprojekte sind schon beschlossen“, erklärt Stefan Assfalg. „Ab 2026/2027 werden wir die volle Bedarfsdeckung haben“, zeigt er sich optimistisch. Unvorhergesehene Ereignisse, wie zum Beispiel der Ukraine-Krieg, seien allerdings nicht planbar.
Notfalls kommen Container in Modulbauweise
Und wenn es doch nicht reicht? Notfalls schweben Oberbürgermeister Jürgen Roth Ersatzplätze „in Modulbauweise“ vor. Das sind Container, die allerdings komfortabel ausgestattet sein sollen. Darüber will der Oberbürgermeister aber erst den Gemeinderat entscheiden lassen.
Am Kindergarten Schwalbenhaag in Villingen hat der Gemeinderat einer Erweiterung zugestimmt: Sechs Gruppen sollen in Containern untergebracht werden.