Bis 2030, so stellt der Geschäftsführer des Zweckverbandes Breitbandversorgung Schwarzwald-Baar in Aussicht, wird jedes Haus und jede Wohnung im Landkreis entweder ans Breitbandkabel angeschlossen sein oder aber angeschlossen werden können.
Es war Ende März 2014, als die Städte und Gemeinden im Landkreis diesen Zweckverbund formell gründeten, um den Schwarzwald-Baar-Kreis mit schnellem Internet zu versorgen. Denn die großen privaten Telekommunikations-Unternehmen, so viel war klar, würden keinesfalls den ländlichen Raum bis zum letzten Bauernhof mit schnellem Internet versorgen. Zu kostspielig ist die Verlegung der dafür benötigten Schlüsseltechnologie, des Glasfaserkabels, das immense Datenübertragungsraten garantiert.
Das Basisnetz ist so gut wie fertig
Wo der freie Markt versagt, muss der Staat ran. Und das hat er getan. Heute, acht Jahre nach seiner Gründung, hat es der Zweckverband geschafft, das Basisnetz im Schwarzwald-Baar-Kreis zu verlegen. Für dieses Basisnetz, das Backbone genannt wird, sind mittlerweile so gut wie alle wichtigen Strecken errichtet.

Rund 130 Millionen Euro hat der Zweckverband seit 2014 in den Ausbau des Glasfasernetzes investiert. 60 Prozent davon haben die Gemeinden und Städte aus dem Landkreis beigesteuert, 40 Prozent der Gelder kamen vom Bund. Neben dem Backbone wurden inzwischen auch zahlreiche Wohngebiete ans Glasfasernetz angeschlossen, viele Gewerbebetriebe und öffentliche Gebäude wie Schulen und Kommunalverwaltungen.
Rund 20 Prozent der Häuser sind angeschlossen
Wie hoch ist die Anschlussdichte ans Breitbandnetz inzwischen? „Im Schwarzwald-Baar-Keis haben wir rund 55.000 Wohngebäude mit über 105.000 Wohnungen“, berichtet Jochen Cabanis im Gespräch mit dem SÜDKURIER. „Bisher haben wir rund 8000 Gebäude mit ungefähr 20.000 Wohnungen angeschlossen“. Das heißt: „Rund 20 Prozent sind erledigt.“
Und von den rund 8000 Gebäuden sind bis Ende 2022 rund 5100 von dem mit dem Zweckverband kooperierenden Inter-Betreiber Stiegler mit entsprechenden Dienstleistungen (Internet, TV, Telefon) versorgt worden.

Die Anschlussquote von 20 Prozent klingt noch vergleichsweise gering. Doch in den ersten Jahren ging es dem Zweckverband primär darum, das Basisnetz zu errichten. Außerdem: Vorrang haben bis 2025 die „weißen Flecken“ auf der Internet-Landkarte, also die am schlechtesten mit Internet versorgten Gebiete. Deshalb wurden bisher viele Kilometer Leitungen mit bislang relativ wenig Hausanschlüssen verlegt.
Bis 2030 wird es nun darum gehen, die dichter besiedelten Gebiete zu verkabeln. Jochen Cabanis geht davon aus, das bis 2030 rund 70.000 bis 80.000 Wohneinheiten angeschlossen sind oder angeschlossen werden können. Damit dürfte damit der Job weitgehend erledigt sein.
Rekordinvestition im vergangenen Jahr
Die Anschlussquote wird sich in der zweiten Halbzeit auch deshalb schnell erhöhen, weil der Zweckverband seine Kapazitäten in den vergangenen Jahren enorm hochgefahren hat. Zum Start wurde der Netzausbau mit 1,5 Personalstellen angegangen, inzwischen beschäftigt der Zweckverband 20 eigene Mitarbeiter und zahlreiche Externe. Damit ist es Cabanis mit seinem Team gelungen, im vergangenen Jahr rund 40 Millionen Euro in den Netzausbau zu investieren – ein neuer Rekord.
Im gesamten Kreisgebiet werden Gräben gebuddelt, Kabel verlegt, Hausanschlüsse geschaffen. Derzeit sind es 20 bis 25 Baustellen. „Vielmehr geht nicht“, sagt der Geschäftsführer. Und er sagt auch: „Wir sind genau so schnell wie private Telekom-Unternehmen mit ihren Verlegungen.“ Mit den Landkreisen Lörrach sowie Karlsruhe liegt der Schwarzwald-Baar-Kreis beim Netzausbau landesweit an der Spitze.

Auch die Netz-Architektur sei stimmig. Der Landkreis hängt nicht an einer einzigen Zuleitung, sondern hat Anschlüsse in mehrere Himmelsrichtungen. „Damit haben jetzt eine der besten und ausfallsichersten Netze Deutschlands“, unterstreicht Cabanis.
Elementare Standortsicherung für den Kreis
Dass sich die Kommunen im Kreis mit großem Engagement und Einigkeit den Breitband-Ausbau verständigt haben, ist aus Sicht von Cabanis eine existenzielle strategische Entscheidung gewesen. Sowohl für die Wirtschaft als auch für die Bürger. „Für den Landkreis ist das eine elementare Standortsicherung.“ Viele Unternehmen und Arbeitskräfte seien genau deshalb hier geblieben, andere seien hier gezogen.

Gratis-WLAN für alle im Eisstadion
Der Ski-Weltcup in der Nordischen Kombination in Schonach, der wieder vom 10 bis 12. Februar in Schonach stattfindet, „wäre ohne Glasfasernetz längst nicht mehr hier“, ist Cabanis überzeugt. Für internationale Sportübertragungen sei dies inzwischen Standard.
Deshalb wird nun auch das Schwenninger Eisstadion aufgerüstet. Bis im Sommer 2023 soll die Helios-Arena ihren 5000 Besuchern dank Glasfaserleitung kostenloses WLAN anbieten können. „Dann ist das Eisstadion digitaltechnisch so modern wie das neue Freiburger Fußballstadion.“

Für den Zweckverbands-Geschäftsführer ist klar, dass die Verlegung des Leitungsnetzes lediglich die Voraussetzung ist für „eine Fülle weiterer IT-Themen“ in den nächsten Jahren.
Auch der Mobilfunk geht durchs Breitbandnetz
Ein Beispiel: Derzeit verhandelt der Zweckverband mit den großen Mobilfunk-Konzernen. Diese wollen künftig ihren gesamten bisherigen Richtfunk-Betrieb umrüsten und die Daten ins Glasfasernetz des Zweckverbandes einspeisen. Das Glasfasernetz bringt damit eine erhebliche qualitative Verbesserung in die Mobilfunknetze.
„Da kommt noch viel mehr auf uns zu für alles, was digitalisierbar ist. Mit dem Breitbandnetz haben wir erst die Basis dafür geschaffen“, unterstreicht Jochen Cabanis die Bedeutung der Netzverlegung.