Viele Tage in Radolfzell bleiben ihr nicht mehr: Noch bis zum 12. August leitet Nina Hanstein als Geschäftsführerin die Tourismus- und Stadtmarketing Radolfzell GmbH (TSR), dann verlässt sie nach sechs Jahren in der Position das Unternehmen – und auch die Stadt. Zwar wird ihr Arbeitsweg sie künftig nach wie vor an den Bodensee führen, allerdings nicht mehr an den Untersee: Nina Hanstein übernimmt an der Birkle-Klinik in Überlingen die kaufmännische Leitung.
„Ich will nicht stehen bleiben“
Der Wechsel habe nichts damit zu tun, dass sie sich nicht in Radolfzell wohl fühle, betont Nina Hanstein: „Ich bin hier sehr angekommen.“ Allerdings sei es nach sechs Jahren für sie an der Zeit gewesen, sich beruflich weiterzuentwickeln und neuen Herausforderungen zu stellen. Zwar habe sie das auch in Radolfzell getan, allerdings gebe es mehrere Projekte und Abläufe, mit denen sie nun schon wiederholt zu tun habe. „Ich will nicht stehen bleiben“, fasst es Nina Hanstein zusammen.
Ganz so leicht falle ihr der Abschied aber trotzdem nicht: „Ich gehe mit mehreren weinenden Augen.“ Auf die Verkündung der Nachricht habe sie viele nette Rückmeldungen aus Radolfzell erhalten. Und dem Team der TSR den Fortgang mitzuteilen, „das war höchstemotional“. Gerade, dass sie gemeinsam die Herausforderungen der Corona-Pandemie gemeistert hätten, habe das Team sehr gestärkt. „Ich werde die Menschen hier im Alltäglichen und auch die Stadt vermissen“, sagt Nina Hanstein – schiebt aber nach: „Wenn man Veränderung haben will, muss man eben auch loslassen.“
Kürzerer Arbeitsweg spielt auch eine Rolle
Dass Nina Hanstein neue Herausforderungen und berufliche Weiterentwicklung wichtig sind, zeigen nicht nur ihr Gang nach Überlingen, sondern auch ihre gesamte berufliche Laufbahn: Bevor sie nach Radolfzell kam, war sie unter anderem in München gearbeitet, lebte 2007 bis 2009 in Peking und zog dann nach Berlin.
Beim Wechsel nach Überlingen habe aber noch ein weiterer Aspekt eine Rolle gespielt – nämlich die Nähe zu Nina Hansteins Wohnort Owingen. Nach Radolfzell und wieder zurück sei sie täglich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln etwa eineinhalb Stunden unterwegs. Die Birkle-Klinik sei dagegen nur wenige Kilometer von Owingen entfernt. „Das wird eine Erleichterung für mich“, sagt Hanstein, die zwei Kinder im Alter von sieben und zehn Jahren hat.
„Ich bin wirklich stolz auf alle“
Dennoch gibt sie zu: „Das ist eine Komfortzone, die ich verlasse.“ In Radolfzell kennen sie bereits Ansprechpartner und Abläufe. Die Liste der Projekte, die unter ihrer Leitung realisiert wurden, ist lang. Als Höhepunkte nennt Nina Hanstein unter anderem die Ordnung der Finanzen, die Einführung eines neuen Erscheinungsbilds der TSR, den Umzug der Tourist-Info in die Seestraße und das Stadtjubiläum im Jahr 2017.
In den vergangenen zwei Jahren habe die Corona-Pandemie das Team gefordert, immer wieder mussten Pläne verworfen und neue Konzepte erarbeitet werden. „Man musste wirklich unter Beweis stellen, dass man flexibel arbeiten kann“, erinnert sich Hanstein. „Aber wenn man Krisen durchlebt, geht man da meist gestärkt hervor.“ Es sei trotz allem gelungen, etwa die Heimattage zu veranstalten, wenn auch in anderer Form als ursprünglich vorgesehen.
Nina Hanstein hebt die Arbeit des TSR-Teams hervor: „Ich bin wirklich stolz auf alle.“ Die TSR sei mittlerweile gut aufgestellt. „So kann man mit gutem Gewissen gehen.“ Und auch die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung, dem ehemaligen OB Martin Staab und dem aktuellen OB Simon Gröger, sowie dem Gemeinderat sei vertrauensvoll gewesen. Die TSR habe oft einen großen Gestaltungsfreiraum für neue Formate und Projekte bekommen.
Sie will Radolfzell besuchen
Trotz all der guten Erinnerungen gilt laut Nina Hanstein aber: „Ich freue mich jetzt einfach auf etwas Neues. Gleichzeitig gibt es aber auch Schnittstellen zu meiner aktuellen Aufgabe.“ Obwohl sie natürlich nun erst einmal neue Prozesse kennen lernen müsse, sei sie zum Beispiel nach wie vor für die Mitarbeiterführung und die Kommunikation nach außen und innen zuständig. „Es werden aber sicher nicht mehr so viele Veranstaltungen dabei sein.“ Nun sei sie gespannt auf die kommende Zeit und die neuen Kontakte.
Für immer Abschied von Radolfzell nimmt Nina Hanstein jedoch nicht: „Dass ich wieder komme, ist klar“, verspricht sie – allerdings dann nicht beruflich, sondern um die Stadt privat zu besuchen. Und um die Veranstaltungen, an deren Organisation sie bislang noch selbst mitgewirkt hat, als Unbeteiligte zu erleben – und dann ohne Gedanken an reibungslose Abläufe und letzte Maßnahmen zu genießen.