Beringungen sind relativ normal, Besenderungen von Jungstörchen dagegen nicht. Dieses Jahr konnten nicht nur zahlreiche kleine Störche in ihren Nestern im Raum Stockach beringen werden, sondern auch vier Vögel mit Sendern für ein internationales Forschungsprojekt ausstatten werden.
„Wir haben in diesem Jahr nun 60 Jungstörche beringt“, erzählte der ehrenamtliche Storchenbeauftragte Christian Mende im Gespräch mit dem SÜDKURIER und wies darauf hin, dass dies noch längst nicht alle Jungstörche in der Region seien. Eine besondere Freude für ihn jedoch sei es jedes Mal wieder aufs Neue, die Störche in der Region zu beringen.

Störche gehören jetzt zum Icarus-Projekt
Über die Besenderungen freut er sich ganz besonders. Die vier Jungstörche aus dem Nest bei der Eckartsmühle in Hohenfels erhielten nach ihrer Beringung durch Mende auch noch von Andrea Flack vom Max Planck Institut Radolfzell/Konstanz Sender auf den Rücken – ganz im Sinne der Forschung. Hierbei werden Jungstörche jährlich seit drei Jahren ortbaren Sendern ausgestattet.

Die vier Tiere aus Hohenfels sind nun also Teil eines Forschungsprojektes mit dem Namen Icarus. Diese Abkürzung steht für International Cooperation for Animal Research Using Space (Internationale Kooperation für die Tierforschung im Raum), bei welchem es sich um ein Forschungsprojekt des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie in Radolfzell und Konstanz sowie der Universität Konstanz handelt.

Mit Icarus wollen Forschende mehr über das Leben der Tiere auf der Erde herausfinden – beispielsweise, auf welchen Routen sie wandern und unter welchen Bedingungen sie leben. Diese Erkenntnisse dienen der Verhaltensforschung, dem Artenschutz und der Erforschung der Ausbreitungswege von Infektionskrankheiten bis hin zur Vorhersage von ökologischen Veränderungen und Naturkatastrophen.
Die Forscher rüsten dabei unterschiedliche Tierarten mit Minisendern aus, die ihre Messdaten an eine Empfangsstation im All schicken. Diese übermittelt sie an eine Bodenstation, von dort gelangen sie an die jeweiligen Forscherteams. Die Resultate werden in der frei zugänglichen Datenbank Movebank veröffentlicht.
Erst die Ringe, dann die Sender
Zuerst erfolgte die Beringung durch Christian Mende hoch oben im Nest. Nach der Beringung brachten Christian Mende und Andreas Mauch aus Wahlwies die vier Jungstörche in stabilen Kartons abgedeckt mit großen Badetüchern mittels der Hebebühne zur Besenderung zu Boden. Dann begann für Andrea Flack die Besenderungsarbeit. Sie stattete im Rahmen eines Langzeitprojektes die vier Jungstörche mit den Sendern aus. Bei der Anbringung der Sender muss die Länge der Bänder, die wir eine Art Brustgeschirr sind, unter den Schwingen hindurchgeführt und so angepasst werden, dass der weitere Größenzuwachs des Tieres mit einberechnet ist.

Andrea Flack hatte dabei Unterstützung durch ihren Sohn Aaron, der souverän und mit viel Routine bereits genau wusste, wo seine helfende Hand gebraucht wurde.
In einer Liste wurden alle Daten der Störche wie Schnabellänge, Beinlänge, Gewicht und Ringnummer eingetragen. Die schwersten Jungstörche bei der Eckartsmühle wogen bereits 3,6 Kilogramm und dürften den Beobachtungen des Hofbesitzers Friedrich Vossler zu Folge circa sieben Wochen alt sein.

Wie die Daten erfasst werden
Und so funktioniert Icarus: Die Datenerfassung läuft mittels Black-Box-Datenloggern, welche die Vögel ihre gesamte Lebenszeit lang tragen werden. Die Datenübermittlung erfolgt via GPS, 3D-Beschleunigungssensoren und zusätzlichen Sensoren. Diese geben später in der Auswertung gepaart mit Beobachtungsmeldungen und Fotos von Menschen aus den Regionen, in welchen sich die Störche aufhalten, Aufschluss über deren Lebensweise und Verhalten. Die Energieversorgung der Datenlogger funktioniert über Solarzellen mit aufladbaren Batterien.