Eine der größten Baustellen in Wehr befindet sich gut versteckt im Gewerbegebiet Wehra. Regelmäßigen Spaziergängern auf dem schmalen Weg hinter der Tennishalle mag das enorme Bauwerk vielleicht ins Auge gefallen sein, doch selbst von der Straße ist es kaum zu sehen. Der Grund hierfür: Das neue Wasserkraftwerk ist ins steile Wehra-Ufer eingebaut, von den insgesamt über sieben Metern Höhe werden zukünftig nur ein Bruchteil oberhalb der Böschung zu sehen sein.

Auch für die erfahrenen Arbeiter ist dieses Projekt etwas Besonderes. „So einen langen Fischaufstieg habe ich für ein so kleines Kraftwerk bislang nicht nicht gebaut“, so Erhard Reiser von der Baufirma Koller Service. Der Grund hierfür ist die mit 7,5 Metern recht große Fallhöhe des Wassers. Damit die Fische diese Höhe in beide Richtungen überwinden können darf die Strömung nicht zu stark sein – die Fischtreppe also nicht zu steil.

Wie groß das neue Kraftwerk tatsächlich ist konnten sich die Wehrer Gemeinderäte nun direkt vor Ort anschauen. Zusammen mit Michael Jenisch für die Papierfabrik Lenz und Bauunternehmer Reiser wurde die Baustelle besichtigt und offene Fragen etwa zur Absicherung des Kraftwerks direkt geklärt. So habe es wie auf aktuell fast allen Baustellen auch hier Verzögerungen und Kostensteigerungen gegeben.
Im Herbst wird hier Ökotrom produziert
Das Wasserkraftwerk im Überblick sieht man am besten im Video: Die Wehra fließt aktuell direkt neben der Baustelle, nur getrennt durch einen Schutzwall. An der Schwelle wird das neue Stauwehr eingebaut. Die Wehra wird hier knapp 2,4 Meter hoch aufgestaut, etwa bis zum Schwimmbad wird sich der Wasserstand dadurch zukünftig erhöhen. Baden ist hier aber aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt.
Wichtige Bauteile für das Kraftwerk seien bereits gekauft und eingelagert, so Jenisch. Die Fertigstellung war erst für den Mai diesen Jahres geplant und verschiebt sich nun nochmals auf Oktober bis November diesen Jahres, so Jenisch.
Obwohl das Wasserkraft privatwirtschaftlich gebaut und betrieben wird, übernimmt die Stadt den Bau von Stauwehr und Fischtreppe. Die Investition sei eine Aufgabe, die bei der Stadt für wenig Freude sorgt: „Aber es ist nun mal so“, stellt der Bürgermeister pragmatisch fest.

Denn die alten Wasserrechte erlaubten den Unternehmen eine umfangreiche Nutzung des Wasser aus der Wehra – mit der Stilllegung des Gewerbekanals fallen Stauwehr und Kanal aber wieder an die Stadt zurück, inklusive aller dadurch entstehenden Kosten. Aus diesem Grund zahlt der Steuerzahler nun für die Sanierung des Stauwehrs und die Fischtreppe insgesamt 1,3 Millionen Euro.

Dank 85 Prozent Fördermittel verteilt sich die Last, auf die Stadt Wehr entfallen so noch knapp 200.000 Euro. Diese Kosten können komplett in Ökopunkte umgewandelt werden und stehen der Stadt so für zukünftige Ausgleichsmaßnahmen zur Verfügung. „Damit wird es eine Nullkostenrechnung für die Stadt“, so Thater. In ökologischer Hinsicht sei das neue Bauwerk natürlich ein Gewinn, vor allem wegen der zukünftig deutlich höheren Wassermenge in der Wehra.
Am Stauwehr entlang wird das Wasser dann ins Kraftwerk geleitet. Hinter der Verkleidung beginnt die Druckleitung zur Turbine, daneben geht es durch einen schmalen Spalt in die Fischtreppe. Vom Stauwehr bis zur Turbine beträgt die Fallhöhe des Wassers dann 7,5 Meter.