von julia becker

Wehr – Claudia Moser geht nach 30 Jahren als Leiterin der Altenpflege der Bürgerstiftung Wehr Ende des Jahres in den selbst gewählten "Unruhestand". Nach drei bewegten Jahrzehnten möchte die 59-Jährige neue Prioritäten setzen. Aktuell laufen bereits Gespräche mit möglichen Nachfolgern, möglichst zum Ende des Sommers soll die Position neu besetzt werden.

Als Claudia Moser im Herbst 1986 die Heim- und Pflegeleitung des Pflegeheims in Wehr übernahm, lagen bereits einige Jahre Arbeitsleben hinter ihr. „Ich wollte schon immer etwas Soziales machen und für andere Menschen da sein, sie unterstützen“, erklärt Claudia Moser rückblickend. Da es aber keine passende Ausbildungsstelle in der Umgebung gab, macht die gebürtige Wehrerin zunächst eine Ausbildung zu Groß- und Außenhandelskauffrau bei der Firma Weck in Öflingen. Als sich dann die Gelegenheit bot, wechselte Claudia Moser in die Altenpflege und arbeitete nach ihrer Ausbildung einige Jahre im Markus-Pflüger-Heim in Wiechs.

Neben der Arbeit mit den Menschen hatte sie auch immer viel Spaß an den organisatorischen Aufgaben, erklärt Moser. Darum habe sie sich initiativ bei der Bürgerstiftung beworben und wurde im Oktober 1986 als Heim- und Pflegedienstleiterin für das neugebaute Altenpflegeheim eingestellt. „Damals gab es nur 48 Plätze und vor allem Doppelzimmer“, erinnert sich Claudia Moser. Auch hatte das neue Heim zunächst eher Krankenhauscharakter, doch über die Jahre ist viel passiert. „Heute legen wir viel Wert auf eine familiäre Atmosphäre und eine möglichst individuelle Unterbringung“, erklärt die Fachfrau.

Einzelzimmer sind mittlerweile die Regel, ab 2019 sogar Vorschrift. Die Bewohner haben zudem die Möglichkeit, persönliche Gegenstände mitzubringen und ihr Zimmer individuell einzurichten. „Gerade für Demenzpatienten ist eine vertraute Umgebung enorm wichtig“, berichtet Claudia Moser von ihren Erfahrungen. Das es seit 2005 auch eine eigene Demenzabteilung in Wehr gibt, sei ein Zeichen der immer älter werdenden Bevölkerung, so Moser weiter. „Generell hat die Nachfrage nach Pflegeplätzen in den letzten Jahren deutlich zugenommen“. Das klassische Altenheim mit Hotelcharakter hingegen seit Einführung der Pflegeversicherung in den 90er Jahren kaum noch gefragt.

„Heute wird der ambulanten Pflege Vorrang eingeräumt, damit wird auch dem Wunsch vieler älterer Menschen nach mehr Eigenständigkeit entgegengekommen“, erklärt Claudia Moser. Auch in Wehr liegt der Fokus der Merian-Häuser nun auf kleinen, bezahlbaren Wohnungen für Senioren. Barrierefrei ausgebaut und mit Kontakt zum Pflegeheim bietet sich so die Möglichkeit, noch lange eigenständig zu leben, freut sich Claudia Moser. Die Pflegeversicherung habe aber auch viel Bürokratie mit sich gebracht. Darum war es eine deutliche Erleichterung, als vor fünf Jahren Susanne Müller die Pflegedienstleitung übernahm und sie sich ganz auf die Heimleitung konzentrieren konnte. Für Ihren Nachfolger steht bereits im nächsten Jahr eine große Aufgabe an: das zweite Pflegestärkungsgesetz PSG II soll künftig weniger Bürokratie und eine stärkere Berücksichtigung der psychischen Verfassung der Pflegebedürftigen bringen.

Claudia Moser hingegen freut sich, nach 45 Arbeitsjahren nun neue Prioritäten setzten zu können. Als Organistin und Chorleiterin in Wehr und Rickenbach wird die Musik sicherlich einen größeren Stellenwert bekommen. Aber auch mehr Zeit ihrem Ehemann Wilhelm, selbst langjähriger Chorleiter und Vorsitzender des Stadtseniorenrats Wehr, sind geplant. Von Ruhestand möchte die 59-Jährige aber nicht sprechen: „Ich beende ja nur mein Berufsleben. Wer weiß, welche Möglichkeiten sich noch ergeben.“