Das bargeldlose Bezahlen hat gerade seit der Corona-Pandemie einen enormen Aufschwung erlebt. Mit der Karte zu bezahlen ist einfach und bequem, trotzdem ist es längst nicht überall möglich. Woran das liegt und wie rentabel Kartenzahlung für ein Geschäft ist? Wir haben uns bei verschiedenen Geschäften und Lokalen in der Waldshuter Innenstadt umgehört.
„Kartenzahlung macht Kunden das Leben leichter“
Zuerst geht es in das Modegeschäft Stulz in der Innenstadt. Hier sei bargeldloses Bezahlen schon lange kein Problem mehr. Alle Karten würden akzeptiert, erklärt Geschäftsführer und Vorsitzender des Werbe- und Förderungsrings Waldshut Thomas Wartner: „Das Angebot der Kartenzahlung ist gerade aus der Modebranche nicht mehr wegzudenken.“
Für viele Kunden macht es das Geschäft auch deswegen attraktiv. „Es geht einfach schneller und ist total unkompliziert. Da spielt auch das Alter keine Rolle, man muss sich nur darauf einlassen“, so Wartner.
Auch seit der Corona-Pandemie sieht der Geschäftsinhaber eine Entwicklung. Das kontaktlose Zahlen habe seither einen Aufschwung erlebt und auch das mobile Zahlen werde immer gängiger. Doch trotzdem kann Wartner aus persönlicher Erfahrung berichten, dass gerade die Benelux-Staaten Deutschland in dieser Hinsicht weit voraus seien. „Es wäre noch so viel mehr möglich. Doch viele halten immer noch an dem Bargeldgeschäft fest“, sagt Wartner.
Für ihn sei das nicht mehr zeitgemäß. Gerade durch die Grenznähe lockt Waldshut in den Monaten Juli bis August viele Tagestouristen in seine Geschäfte. Da mache das Angebot der Kartenzahlung natürlich etwas her, so der Geschäftsführer.

Kartenzahlung auch in Restaurants?
Auch in der Gastronomie nimmt die Kartenzahlung eine immer wichtigere Rolle ein. Im „Waldshuter Hof“ ist das Zahlen mit Karte kein Problem. „EC, Maestro, Visa – egal, wir nehmen alles“, so der Geschäftsleiter Daniel Rönnau. Das Verhältnis von Bar- und Kartenzahlung liege schon seit langem bei ungefähr 50:50.
„Einige Gäste nehmen das Angebot gut an und auch Trinkgeld geben mit Karte ist kein Problem“, so Rönnau. Durch die abendlichen Abrechnungen komme das Trinkgeld auf jeden Fall bei den Mitarbeitern an.
Allerdings fallen für ein Unternehmen bei jeder Kartenzahlung Transaktionsgebühren an, das heißt, es muss einen prozentualen Anteil des Preises abführen. Je höher der Preis, umso höher die Gebühr.
„Eine mögliche Bargeldabschaffung sehe ich deswegen kritisch“, sagt der Geschäftsleiter. Das kontaktlose Bezahlen bringe definitiv Vorteile, konkret für den Waldshuter Hof sei es allerdings nicht essenziell. Zumindest ein Ausgleich sei, gerade in der Gastronomie, sehr wichtig.
Eis und Café am liebsten gegen Bares
Im Eiscafé Mona Lisa in der Kaiserstraße kann man seit Mai mit allen Karten ab einem Betrag von 10 Euro bezahlen. Dies sei in diesem Fall vielmehr eine Service-Leistung für den Kunden, als ein gutes Geschäft für das Unternehmen, sagt Vertreter Thomas Maio.
Das liege nicht eventuell an zu hohen Gebühren, die das Café bezahlen muss, sondern vielmehr wirke sich das seiner Beobachtung negativ auf die Trinkgeldsituation für die Mitarbeiter aus. Zwar bestehe auch hier die Möglichkeit, Trinkgeld mit Karte zu geben, für die Mitarbeiter mache es aber einen Unterschied, bares Trinkgeld zu bekommen: „Abends haben sie dann auch wirklich etwas in der Tasche“, so Maio.
Denn nach wie vor sei das Trinkgeld ein wichtiger Anreiz für Mitarbeiter, in der Gastronomie zu arbeiten. Falle dies weg, kann das schnell zu Personalproblemen führen, befürchtet Maio.
Weniger Trinkgeld bei Kartenzahlung
Dies bestätigt auch Manuela Rech, Geschäftsleiterin der Minigolfanlage Waldshut. Auch hier werden Kartenzahlungen ab einem Betrag von 10 Euro seit Mai 2022 akzeptiert, und das werde von der einkehrenden Kundschaft gut angenommen. Auch aus Unternehmenssicht ist Rech mit dem Angebot inzwischen zufrieden.
Trotzdem sieht auch sie eine Bargeldabschaffung bezüglich der Trinkgeldsituation kritisch. Wird dieses mit Karte gegeben, läuft es auf der Bank über die monatliche Abrechnung und das bringt dem Unternehmen weitere Kosten ein. Zu leisten ist das auf Dauer nicht, denn auch hier landet das Trinkgeld dann nicht direkt beim Personal.

Zu lange Wartezeiten für Unternehmen?
In der Metzgerei Ebner kann man seit ungefähr fünf Jahren bargeldlos bezahlen. Auch hier habe das Corona-Virus mitgemischt, immer mehr Kunden wollen gerade höhere Beträge mit Karte zahlen. „Viele zahlen aber auch noch mit Bargeld, vor allem Schüler die sich mittags etwas zum Essen kaufen“, sagt der Geschäftsführer Wolfgang Ebner.
Die meisten Karten würden in seinem Geschäft akzeptiert. Allerdings muss das Unternehmen oftmals auch länger als eine Woche auf das bezahlte Geld warten. Denn gerade bei den Kreditkarten ist die Transaktionsdauer oft langwierig.
Ansonsten lohne sich das Geschäft mit der Karte, denn das mache die Metzgerei natürlich attraktiv und Kunden kaufen gelegentlich auch mal ein bisschen mehr.
Mobiles Bezahlen als mögliche Alternative?
Während man in den Parkhäusern Waldshuts mit allen Karten bezahlen kann, ist das bei den öffentlichen Parkscheinautomaten bisher noch nicht möglich, wie Tanja Schmid, verantwortlich für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Waldshut-Tiengen, auf Nachfrage bestätigt.
Muss man in dem Fall also immer genügend Kleingeld dabei haben? Das ist aktuell eine Möglichkeit. Als Alternativmethode kann man auch die Online-Bezahlfunktion über „Parkster“ nutzen.
Die Parkscheinautomaten werden allerdings voraussichtlich zum Ende des achtjährigen Einsatzturnus im April 2024 ausgetauscht und werden dann auch eine kontaktlose Bezahloption für alle gängigen Bezahlkarten bieten, so Schmid.