Standing Ovations für einen scheidenden Dirigenten und ein Orchester, das glanzvoll aufgespielt hat: Am Ende des Jahreskonzerts der Stadtmusik Waldshut applaudierte das Publikum stehend. Es bedankte sich bei Dirigent Frank Pohl für neun Jahre Dirigententätigkeit und feierte ein Orchester, das mit einem unterhaltsamen Abend unter dem facettenreichen Stern moderner Blasmusik einmal mehr seine besondere Klasse bewies.
Frank Pohl hat die Stadtmusik Waldshut, die viele neue junge Mitglieder hat, zu einem harmonischen, leistungsstarken Orchester zusammengeschweißt. Das Abschiedskonzert von Frank Pohl fand wegen der Sanierung der Waldshuter Stadthalle in der Tiengener Stadthalle statt. Die Vorsitzenden der Stadtmusik, Nicole Schnell und Philipp Studinger, führten durchs Programm. Nur wenige Stühle waren frei geblieben, als Frank Pohl erstmals den Dirigentenstab hob, um mit dem Orchester einen weiten musikalischen Bogen zu spannen: Mit "Hopetown Holiday" von Steven Reineke startete die Stadtmusik eine energiegeladene Reise zum Indicas Reef und mit "Calling Cornwall" ließ sie am Ende des offiziellen Programms – zwei Zugaben gab es zusätzlich – die landschaftlichen Schönheiten von Englands Süden mit beschwingten Klängen lebendig werden. Dazwischen spielte das Orchester mitreißende James--Bond-Titelmelodien, interpretierte gekonnt die Filmmusik zu "Beauty and the Beast" und zauberte in "Three Times Blood" unter anderem die sanfte Schönheit eines roten Sonnenuntergangs vors innere Auge. Immer wieder setzten Solisten besondere Akzente. Vier von ihnen ließen als einer der Höhepunkte des Abends kunstvoll ihre Hörner erklingen.
Bravourös spielten Klara Fleck, Christian Rees, Christoph Kramer und die Gastmusikerin Luise Stitz den ersten Satz des Konzertstücks für vier Hörner und Orchester von C. H. Hübler. Souverän und ruhig führte Frank Pohl die Musiker durch die Klangwelten.
Mit Geschenken und der Ernennung zum Ehrenmitglied verabschiedete sich die Stadtmusik Waldshut von ihrem Dirigenten. Außerdem überreichten ihm die Vorsitzenden im Namen des Bundes Deutscher Blasmusikverbände die silberne Ehrennadel und Urkunde für 25-jährige Tätigkeit im Dienste der Blasmusik. Frank Pohl hat seine musikalischen Wurzeln in der Stadtmusik Waldshut. Vor seiner Dirigententätigkeit spielte er 16 Jahre im Orchester, zunächst Schlagzeug, dann Saxophon.
"Das Orchester wird vom Neuanfang profitieren"
Frank Pohl (38) ist als studierter Saxophonist und Klarinettist musikalisch vielfältig aktiv. Er wohnt in Waldshut und unterrichtet an der Musikschule Südschwarzwald.
Herr Pohl, Ihr letztes Konzert als Dirigent der Stadtmusik Waldshut ist vorbei, was geht in Ihnen vor?
Es ist beides. Zum einen Bedauern, dass diese Zeit vorbei ist, zum anderen ist es auch Vorfreude auf kommende neue Dinge. Ich möchte neben meiner Tätigkeit an der Musikschule, wieder mehr mit verschiedenen Projekten auf der Bühne stehen. Außerdem habe ich eine Band, Interpohl heißt sie, und ich spiele in der Big Band des Verbandsjugendorchesters und leite sie gleichzeitig.
Wie fällt der Blick zurück auf Ihre neunjährige Dirigententätigkeit aus?
Es ist schön, wie es gewesen ist. Besonders gefreut hat es mich immer, junge Musiker, die ich von klein auf kenne, später dann im Orchester spielen zu sehen. Junge Musiker in ein Orchester zu integrieren ist immer eine große Herausforderung. Im Moment hat die Stadtmusik eine sehr gute Besetzung mit vielen jungen Musikern.
Ein Nachfolger ist mit Daniel Frank schon gefunden.
Ja, und ich bin überzeugt davon, dass das Orchester von dem Neuanfang profitiert. Ein neuer Dirigent gibt neue Impulse und arbeitet mit anderen Methoden. Ein Wechsel tut immer gut. Außerdem bleibt der Kontakt durch meine Ausbildungstätigkeit an der Musikschule bestehen. Ich unterrichte schon jetzt Kinder von Stadtmusikern.
Fragen: Ursula Freudig