Susann Duygu-D'Souza

Die Stadt Waldshut-Tiengen will eine offene und liberale Gesellschaft sein, so schreibt es Oberbürgermeister Philipp Frank im Flyer für die Veranstaltung „Festival der Vielfalt“, die am 3. Oktober, 13 bis 21 Uhr, auf dem Marktplatz und im Ali-Theater in Tiengen stattfindet. Mit diesem Fest will die Stadt ein Zeichen für mehr Toleranz und Akzeptanz setzen. Den Fokus richtet der Veranstalter – das städtische Kinder- und Jugendreferat – auf das Thema sexuelle Vielfalt und Orientierung. Silke Padova, Leiterin des städtischen Kinder- und Jugendreferates: „Dieses Thema liegt uns sehr am Herzen, denn derzeit gibt es in der Stadt dazu kaum Anlaufstellen. An diesem Tag laden wir alle Menschen ein, die mehr über dieses Thema erfahren wollen, Anlaufstellen suchen oder einfach nur Kontakte knüpfen wollen.“

Die Idee zur Veranstaltung

Aileen Hirt, zuständig für die offene Jugendarbeit in der Stadt, hat die Idee für das Festival der Vielfalt aus dem Jugendpub in Tiengen auf den Tisch gebracht. „Unter den Jugendlichen kam dort die Idee auf, etwas zu dem Thema LSBTTIQ* (lesbische, schwule, bisexuelle, Trans, transsexuelle, intersexuelle und queere Menschen) anzubieten.“ Bisher gibt es im Jugendpub ein Mal im Monat an einem Freitagabend ein offenes Treffen dazu – den Rainbow-Friday. „Das Angebot gibt es seit Januar und es wird auch sehr gut angenommen. Im Schnitt kommen 30 bis 50 Jugendliche dazu. Daran sieht man, dass sexuelle Vielfalt die Jugend bei uns in der Stadt bewegt“, informiert Hirt. „Wir sind jetzt sehr gespannt, wie das Festival in Tiengen angenommen wird.“ Gespannt auch deshalb, weil das Thema für viele noch tabu sei. „Wenn man in der Stadt unterwegs ist, sieht man doch eher wenige schwule oder lesbische Pärchen. Wir haben das Gefühl, dass es auf dem Land etwas schwieriger ist, sich zu outen“, sagt Silke Padova. Weiter: „Viele Homosexuelle gehen eher nach Zürich oder Freiburg.“

 

Dragqueen Veuve Noire hält am 3. Oktober auf dem Festival der Vielfalt auf dem Tiengener Marktplatz einen Vortrag.
Dragqueen Veuve Noire hält am 3. Oktober auf dem Festival der Vielfalt auf dem Tiengener Marktplatz einen Vortrag. | Bild: Georg Wendt

Programmpunkte

Das Programm des Festivals der Vielfalt soll bunt sein, so bunt wie die Gesellschaft. Neben diversen Infoständen wie einer Beratungsstelle aus Freiburg, die Bildungsarbeit zu sexueller Orientierung leistet oder einem Stand des Christopher Street Days aus Freiburg, gibt es Musik von den Zarte Säu Tiengen, einen Rainbow-Fashion Verkaufsstand und einen Kuchenverkauf der Pfadfinder aus Dogern. Einer der Höhepunkte ist ein Vortrag mit Diskussionsrunde mit Veuve Noire, einer Dragqueen aus der Familie von Olivia Jones. Von 18 bis 21 Uhr gibt es eine Disko im Ali-Theater für alle, die Lust auf Tanzen haben. Auch zwei Ausstellungen zum Thema sexuelle Vielfalt werden angeboten. Zehn bis 15 Jugendliche helfen ehrenamtlich bei der Organisation des Festes. Der Eintritt für das Festival beträgt 3,50 Euro, ermäßigt zwei Euro.

Das Festival der Vielfalt wird vom Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg gefördert. Die Stadt hat für die Veranstaltung die Höchstfördersumme von 5000 Euro erhalten. Damit war es unter anderem möglich, die Künstlerin Veuve Noire zu engagieren, die von Hamburg extra nach Tiengen kommt. „Wir hoffen, dass wir mit dem Festival etwas in Richtung Akzeptanz bewirken können, denn letztendlich sollte es doch völlig egal sein, wen man liebt“, sagt Silke Padova.