Ursula Freudig

Vor über sieben Jahren stand der Evangelische Diakonieverein Waldshut vor der Frage, wie es mit dem Matthias-Claudius-Haus (MCH), einem Alten- und Pflegeheim, weiter geht. Die Antwort ist ein 14 Millionen schwerer 100-Betten-Neubau. Im Kreise aller, die hinter dem neuen MCH stehen, mit Bewohnern, Mitarbeitern und im Haus tätigen Ehrenamtlichen, wurde das neue MCH am Samstag mit einem Festakt offiziell eingeweiht.

Dieter Zauft, Vorsitzender des Diakonievereins, blickte in seiner Rede auf den langen Weg zum Neubau zurück, der „ganz so einfach nicht gewesen" wäre. Er dankte allen, die Wegbegleiter waren, vor allem der Stadt, die über den Spitalfonds als Investor den Neubau möglich gemacht und den Diakonieverein als Mieter eingesetzt hätte. „Der Mietvertrag ist über 30 Jahre abgeschlossen – sprich, es kommt auch wieder laufend Geld in die Kasse des Spitalfonds zurück“, sagte Zauft.

Nach der offiziellen Feier zur Einweihung des Matthias-Claudius-Hauses stoßen (von links) Peter Weishaupt (Geschäftsführer Spitalfonds ...
Nach der offiziellen Feier zur Einweihung des Matthias-Claudius-Hauses stoßen (von links) Peter Weishaupt (Geschäftsführer Spitalfonds Waldshut), Heinz Jockers, Lucas Dürselen, Dieter Zauft (Vorsitzende des Evangelischen Diakonievereins Waldshut-Tiengen), Martin Kistler (Landrat Waldshut), Rita Mosel (Oberbürgermeister-Stellvertreterin) und Norbert Nothhelfer (Festredner und früherer Landrat des Landkreises) auf den Neubau an.

Festredner war Norbert Nothhelfer, früherer Landrat des Landkreises Waldshut. Er nannte das MCH einen großartigen Neubeginn, der die gestalterische Kraft der evangelischen Gemeinde spiegeln würde. Mit Blick auf die angespannte Situation in der Pflege, drückte er die Hoffnung aus, dass die Politik Versprechen Taten folgen lässt. Oberbürgermeister Philipp Frank war verhindert, deshalb überbrachte seine Stellvertreterin Rita Mosel die Glückwünsche der Stadt, die mit dem neuen MCH gut auf den wachsenden Bedarf an Pflegeplätzen eingestellt wäre. Landrat Martin Kistler nannte den Neubau ein zukunftsfähiges Pflegeheim im Herzen der Stadt, das mit seinen Wohngruppen auch Gemeinschaft ermöglichen würde.

Er kritisierte, dass der Pflege und allgemein der beruflichen Ausbildung die gesellschaftliche Anerkennung fehle, obwohl beides nicht hoch genug eingeschätzt werden könnte.

In den Reden wurde mehrfach der Einsatz des Pflegepersonals des MCH und der sich engagierenden Ehrenamtlichen gewürdigt und an den Begründer des Heims, den evangelischen Pfarrer Kurt Kistner erinnert. Drei Söhnen Kistners überreichte Dieter Zauft das alte Namensschild des Pfarrer Kistner Wegs. Der Weg ist mittlerweile fertiggestellt und bekommt ein neues Schild. Musikalisch begleitet wurden die Feierlichkeiten von Martin Umrath am Klavier. Eröffnet wurden sie mit einem ökumenischen Gottesdienst. Dekanin Christiane Vogel drückte die Hoffnung aus, dass der Neubau mithilft, alten Menschen einen Lebensabend in Würde und Wertschätzung zu ermöglichen.

Wegschild als Geschenk: Jochen Kistner (von links) aus Laufenburg (CH), Martin Kistner aus Remetschiel und Christoph Kistner aus ...
Wegschild als Geschenk: Jochen Kistner (von links) aus Laufenburg (CH), Martin Kistner aus Remetschiel und Christoph Kistner aus Leibstadt (CH) sind Söhne des Begründers des Matthias-Claudius-Hauses. Bild: Freudig

Der Weg zum Matthias-Claudius-Haus

  • Grund für den Neubau: Das Matthias-Claudius-Haus erfüllte die neuen Pflegestandards nach der Landesheimbauverordnung (2009) nicht. Sie schreibt ab 2019 unter anderem die Unterbringung von Heimbewohnern in Einzelzimmern vor. Der Evangelische Diakonieverein hätte ohne Baumaßnahmen und ohne einen zahlungskräftigen Investor das Matthias-Claudius-Haus 2019 schließen müssen.
  • Beteiligte und Kosten: Bauherr und Eigentümer des neuen MCH ist der Spitalfonds Waldshut, Mieter und Betreiber der Evangelische Diakonieverein Waldshut-Tiengen.
    Geplant hat das Architekturbüro agn Düsseldorf, Generalunternehmer war die Firma Schleith. Die Gesamtkosten betragen rund 14 Millionen Euro. 650 000 Euro hat der Diakonieverein eingebracht. Im Zuge des Neubaus sind die monatlichen Heimkosten um 500 Euro gestiegen, rund 60 Prozent der Heimbewohner können die monatlichen Unterbringungskosten alleine nicht tragen, der Landkreis übernimmt die Differenzbeträge.
  • Zeitplan und Heimkonzept: Nach Abriss von Bestandsgebäuden wurde Anfang 2016 der erste, und im Sommer 2017 der zweite Neubau fertiggestellt. Beide Gebäude sind miteinander verbunden. Die 100 Bewohner leben aufgeteilt auf sieben Wohnbereiche, in Wohngruppen zusammen. Insgesamt verfügt die Stadt Waldshut-Tiengen über rund 250 Pflegeplätze. (ufr)