Drei Jubiläen in einem Jahr sind sicherlich ein ungewöhnliches Ereignis in einer Schule. Aber die Carl-Heinrich-Rösch-Schule (CHR) ist eben keine gewöhnliche Schule, was sich an der bewegten Geschichte deutlich zeigt.
Vor einem halben Jahrhundert wurde mit der ersten Schule für geistig behinderte Kinder in der Region echte Pionierarbeit geleistet – und das war erst der Anfang – jetzt feierte die Schule gleichzeitig mit ihrem 50-jährigen Bestehen auch 40 Jahre Schulkindergarten und zehn Jahre Berufsvorbereitende Einrichtung (BVE).
Viele ehemalige Lehrer, Schüler mit ihren Familien und zahlreiche Ehrengäste waren der Einladung gefolgt und zeigten sich von der festlich geschmückten Schule, von den Ansprachen, vor allem aber von dem großartigen Bühnenprogramm begeistert, welches die Schüler mit Unterstützung des Kollegiums einstudiert hatten.
Edgar Porstner prägte die Schule
Nach einem Sektempfang war die Schulsporthalle voll besetzt. Schulleiter Roland Zettel Kreide begrüßte die rund 180 Gäste. Ganz besonders freute er sich über den Besuch des ehemaligen Rektors Edgar Porstner, der die Carl-Heinrich-Rösch-Schule in seiner 40-jährigen Tätigkeit – zuerst als Lehrer, ab 1977 bis zu seinem Ruhestand auch als Schulleiter – geprägt hatte, wie kein anderer.
Das betonte Roland Zettel Kreide auch in seiner Ansprache, zu der er Edgar Porstner auf die Bühne bat. "Du hast mit Deinen Kolleginnen hier etwas aufgebaut, was es noch nicht gab. Ihr habt es erfunden und wir alle profitieren davon."
Lehrerin erinnert sich an Anfänge
Ein weiterer Ehrengast war Inge Rolloff, die von 1969 bis zum Eintritt in den Ruhestand an der Schule gearbeitet hat. "Bei meinem Schuleintritt waren wir noch eine Schulform ohne Namen und in der Hans-Thoma-Schule als Spezialklasse für Bildungsschwache untergebracht", so erinnert sich die heute 91-Jährige an die Anfänge.
Auch Hans-Joachim Friedemann, Leiter des staatlichen Schulamtes Lörrach, war nach Tiengen gekommen, um an dieser besonderen Feierstunde teilzunehmen. In seiner Ansprache blickte er zurück auf die Schulgeschichte. In Vertretung für Landrat Martin Kistler sprach Markus Siebold vom Amt für Kreisschulen. Beide stellten die gute Arbeit in Schule, Kindergarten und BVE in den Mittelpunkt.
Anschließend wurde es bunt auf der Bühne: Die Schulhymne singend, zogen die Schüler in die Festhalle ein und eroberten die Bühne mit einem hinreißenden Auftritt, der von den Schülern mit viel Herzblut und mit Unterstützung des Lehrerkollegiums einstudiert worden war.
Jeder Schüler war ein Teil der prächtigen Show, die einer musikalischen Zeitreise glich. Das Publikum wurde entführt in die Zeit der Hippies, klatschte zu Songs von Abba und den Village People und genoss die abwechslungsreichen Darbietungen in vollen Zügen. Großer Applaus für die Akteure war der verdiente Lohn für diese mitreißende Feierstunde.
Anschließend wurde auf dem Schulhof weitergefeiert. Die Kinder freuten sich über Hüpfburg, Clown, Tattoo-und Kinderschminken. Die Bewirtung der vielen Gäste hatten der Elternbeirat und das Lehrerkollegium organisiert. "Ein schönes Fest, das dank der zahlreichen ehemaligen Lehrer und Schüler für viele auch ein Tag der Wiedersehensfreude war", stellte Schulleiter Zettel Kreide am Ende des Tages fest und resümierte zufrieden: "Ein buntes Fest für eine bunte Schule mit viel Vergangenheit und viel Zukunft."
Schule, Kindergarten und Vorbereitung
- 50 Jahre Carl-Heinrich-Rösch-Schule: Im Jahre 1967 bestätigte das Kultusministerium die Notwendigkeit der Errichtung einer Schule für bildungsschwache Kinder und Jugendliche, sofern mindestens acht Kinder erfasst werden können. Im Jahre 1968 wird Rita Gasparini als erste vollamtliche Lehrkraft eingestellt – die Geburtsstunde der Carl-Heinrich-Rösch-Schule, die damals noch als Spezialklasse der Hilfsschule an der Hans-Thomas-Schule geführt wurde. Im selben Jahr trat auch Edgar Porstner als Lehrer an der Schule für Lernbehinderte ein. 17 Schüler wurden im ersten Jahr aufgenommen. 1970 war die Schülerzahl auf 30 angewachsen und die Raumnot war groß, sodass 1971 eine provisorische Außenstelle im Schulhaus Detzeln eingerichtet wurde. 1973 konnte der Schulhaus-Neubau in Tiengen eingeweiht werden und erhielt den Namen Carl-Heinrich-Rösch-Schule. 1978 wurde der Sonderschulkindergarten angegliedert. 1987/88 folgte ein Anbau an das Schulhaus und ein Umbau des bestehenden Gebäudes. Heute beheimatet die Carl-Heinrich-Rösch-Schule die Grundstufe, Klasse eins bis vier, die Hauptstufe mit den Klassen fünf bis neun und die Berufsschulstufen zehn bis 13. Außerdem gibt es mehrere inklusive Gruppenangebote und die Berufsvorbereitende Einrichtung. 100 Schüler werden derzeit von 30 Lehrern, 16 FSJ-Kräften (Freiwilliges Soziales Jahr) und zwei betreuenden Kräften beschult.
- 40 Jahre Sonderschulkindergarten: 1978 wurde ein Schulkindergarten an die Carl-Heinrich-Rösch-Schule angegliedert und bis zur Einweihung des Schulneubaus provisorisch untergebracht. 1988 feierte der Schulkindergarten für geistig behinderte und entwicklungsverzögerte Kinder Einweihung in den neuen Räumlichkeiten mit zwei Gruppenräumen einem großen Mehrzweckraum, eigenen sanitäre Anlagen sowie einem Therapieraum für Einzelförderungen, ein Büro und einen Außenbereich. Im Sonderschulkindergarten werden die Kleinen individuell gefördert. Vier Lehrerinnen, zwei FSJ-Kräften und eine betreuende Kraft kümmern sich um die Kleinen.
- Zehn Jahre BVE: Im Dezember 2008 übernimmt die Carl-Heinrich-Rösch-Schule für den Landkreis Waldshut die Trägerschaft für die Berufsvorbereitende Einrichtung (BVE). Hier erlernen die Schüler, die aufgrund ihrer Behinderung allgemeine schulische und berufliche Bildungsziele nicht erreichen können, Fähigkeiten, die es ihnen ermöglichen, eine Helfertätigkeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt auszuführen. Darüber hinaus soll die BVE auf das Leben als Erwachsener vorbereiten. Grundlage für eine solche Tätigkeit und die eigenständige Lebensführung sind die Schlüsselqualifikationen, die hier vermittelt werden. Die BVE ist in Waldshut in der ehemaligen Justus-von-Liebig-schule untergebracht. Derzeit werden 20 Schüler von vier Lehrern betreut. (sho)