Unter der Europabrücke stehen mehr Fahrräder als in dem gleichnamigen Parkhaus. An einem Werktag sind kurz vor der Mittagszeit nur zwei Räder in dem dafür abgetrennten Bereich auf der untersten Etage des Anfang Juli eröffneten Gebäudes abgestellt. Autos findet man zahlreicher im Parkhaus. Doch voll ist es bei Weitem nicht.
Es ist zwar kein Hochlasttag, trotzdem lohnt sich zum Vergleich ein Blick in das Parkleitsystem: Am Nachmittag sind Parkplätze im Zentrum schon sehr begehrt. Etwas mehr als die Hälfte im Lago ist belegt, im Parkhaus Marktstätte muss man schon suchen und im Altstadt-Parkhaus Glück haben, noch einen zu bekommen. Im Parkhaus Europabrücke dagegen sind nur rund 70 Plätze der 750 belegt.
Wenige Autos stehen direkt auf Ebene 0, sozusagen dem Erdgeschoss des Parkhauses. Erst ab der dritten Ebene, wo der günstigere Bereich B anfängt, sieht man mehr Autos. Viele sind es allerdings nicht, die an diesem Werktag hier parken. Ladestationen gibt es im teureren Bereich A, aber auch auf mehreren Ebenen im Bereich B.
Der Weg nach oben lohnt sich auch aus einem anderen Grund: Schon auf halber Strecke sind Parkhaus-Nutzer auf Augenhöhe mit der Europabrücke und können mit Ausblick parken. Am vollsten ist es dagegen auf der untersten Ebene, die für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtwerke reserviert ist.

Seit Anfang Juli offiziell in Betrieb: Wie läuft es?
Seit mehr als zwei Monaten ist das Parkhaus nun in Betrieb. Wie läuft es bisher aus Sicht der Stadtwerke, die das Parkhaus über die Stadtwerke Mobil GmbH betreiben? Tatsächlich war es schon mehrfach voll ausgelastet, sagt Pressesprecher Josef Siebler. Während des grenzüberschreitenden Flohmarkts Ende Juni konnten Autofahrer das Parkhaus kostenlos nutzen – noch vor der offiziellen Eröffnung. Und auch während des Seenachtfests waren alle Parkplätze belegt.
Von Besuchern der Innenstadt angesteuert wurde das Parkhaus Europabrücke auch am Schweizer Nationalfeiertag am 1. August sowie an verschiedenen Samstagen, führt Siebler aus. „Außerhalb dieser Hochfrequenztage wird das Parkhaus überwiegend von Dauerparkenden sowie Mitarbeitenden der umliegenden Unternehmen, von Nutzern des Fernbusbahnhofes sowie Besuchern des Bodenseeforums genutzt.“

Eine Auswertung ist wohl noch nicht möglich. Dazu sei mit einem Dienstleister eine Übersicht mit Anforderungen der Stadtwerke abgestimmt worden. Diese technische Lösung befinde sich derzeit noch in der Programmierung, so Siebler.
Das Parkhaus ist denkbar einfach aufgebaut: Wer auf der Suche nach einem Parkplatz ist, muss immer nur geradeaus über die gesamte Länge des Gebäudes fahren, bis es auf die nächsthöhere Ebene geht. So fährt man zwangsläufig an allen Plätzen vorbei und kann den ersten freien ansteuern. Kein Vergleich zu den engen Parkhäusern, wie es sie auch in Konstanz gibt.
Bezahlen am Automaten oder per App möglich
Bei der Einfahrt fällt auf: Die Gewohnheit macht sich oft bemerkbar, instinktiv wird die Geschwindigkeit verlangsamt und das Fenster auf der Fahrerseite heruntergelassen. Bis klar ist: Dafür gibt es gar keinen Grund. Hier gibt es keinen Ticketautomaten, keine Schranke, die sich nach oben bewegt. Bei der Einfahrt erfasst eine Kamera das Kennzeichen. Auch die Parkposition wird automatisch registriert.
Beim Bezahlen kann jeder selbst entscheiden, wie es laufen soll. Entweder klassisch am Automaten im Erdgeschoss, mit Karte oder Bargeld. Hier muss nur das eigene Kennzeichen eingegeben werden, dann erscheint der fällige Betrag. Oder man zahlt die Gebühr per App oder online, was innerhalb von 48 Stunden nach der Ausfahrt noch möglich ist.

Und wie nehmen die Parkhaus-Nutzer die vergleichsweise neue Technik an? Die Abwicklung „mittels schrankenloser Technik funktioniert aus unserer Kenntnis sehr gut“, sagt Stadtwerke-Sprecher Siebler. Zwar sei das erfahrungsgemäß für viele Kunden etwas Neues, daher brauche es meist eine gewisse Eingewöhnungszeit, um Vertrauen in den Ablauf zu gewinnen. „Gleichzeitig bietet das System durch den Wegfall von Schranken ein hohes Maß an Barrierefreiheit, was den Zugang für alle Nutzerinnen und Nutzer erleichtert.“
Nach dem Bezahlen geht es schnell: Der Aufbau des Gebäudes ermöglicht einen deutlich kürzeren Weg hin zur Ausfahrt. Die Rampen für den Weg nach unten sind immer nur drei Parkplatzbreiten voneinander entfernt. Wer das Parkhaus verlässt, muss also nicht über die gesamte Ebene fahren.

Schließfächer und Fahrradboxen sind noch nicht im Einsatz
Zur Auslastung der 124 Fahrrad-Abstellplätze gibt es keine Auswertung. Sie sind kostenlos, eine automatische Erfassung gibt es in diesem Teil des Parkhauses nicht, so Siebler. Der Bereich werde insbesondere mit der weiteren Entwicklung des Europaquartiers interessant. Noch sind direkt gegenüber, am Fernbusbahnhof unter der Europabrücke, deutlich mehr Fahrräder abgestellt.
Auch zu den Schließfächern und Fahrradboxen fehlen noch Zahlen – denn sie sind noch nicht einsatzbereit. Es gibt 30 Schließfächer, davon 15 mit Steckdose, und neun Fahrradboxen, davon vier mit Steckdose. Sie sollen im Laufe des Monats nutzbar sein. „Hintergrund ist ein Lieferengpass bei einem technischen Bauteil für das Bezahlsystem unseres Dienstleisters.“
Das zeigt sich auch beim Test: Eine Box zu nutzen, funktioniert nicht, auf dem Bildschirm ist zu lesen „out of use“ – außer Betrieb. Was dagegen immer möglich ist: die Nutzung der Fahrradreparaturstation. Denn die kommt ohne Elektronik aus.