Nach dem sich der Hogschürer "Problem-Biber" vor einiger Zeit zurückgezogen hat, haben sich jetzt schon wieder neue Tiere an der Murg angesiedelt. Bereits im vergangenen Winter sorgte ein Biber für Unmut und Ärger in Hogschür. Seit einigen Wochen hält sich nun nicht nur einer, sondern vermutlich eine ganze Familie an der Murg auf.
„Der Biber macht eine große Sauerei und wegräumen tut sie niemand“, sagt Walter Wassmer, der betroffene Grundstückseigentümer aus Hogschür. Mittlerweile hat sich der Rentner damit abgefunden, so lange der Biber nicht noch mehr Bäume fällt.

Einige Bäume, die durch den Biber beschädigt wurden, drohten auf die Hauptstromleitung zu kippen. Um dieser Gefahr Abhilfe zu verschaffen, wurde dementsprechend sofort gehandelt und durch die Firma ED-Netze Anfang Dezember mehrere Bäume umgesägt. Diese bleiben als Nahrungsmittel für den Biber dort nun liegen.
Nicht jeder Bewohner hat bisher mitbekommen, dass im Dorf die braunen Nagetiere wieder zu Gast sind. „Schön, dass die Biber hier oben sind“, sagt Bernd von Hermanni, Vorstand des Fördervereins der FeuerwehrHerrischried. Gedanklich hat er sich aber bisher über dieses Thema noch nicht beschäftigt, da er erst durch Nachfragen unserer Zeitung über die neuen Anwohner erfahren hat.
Biber gestaltet Lebensraum
Peter Koch und seine beiden Kinder finden den Biber super. „Wir freuen uns, dass der Biber da ist und dass er einen Lebensraum für Tiere gestaltet. Wir gehen gern schauen, was er Neues, tolles gebaut hat“. Die andere Seite, die Koch anspricht, ist das Verständnis über den Ärger, den manche Anwohner mit dem Tier haben, insbesondere die Feuchtwieseninhaber und die, die diese bearbeiten müssen.
Auch Karl-Heinz Werner, Mitglied des Vereins „Aktiver Hotzenwald“, ist sehr erfreut über Nachricht, dass sich ein Biber in Hogschür ansiedeln möchte. „Biber sind fantastische Baummeister und der Bau eines Bibers ist ein Kunstwerk. Er liebt es aber auch, seine nähere Umgebung nach seinem Gusto umzugestalten und das bringt auch einige Probleme mit sich“, berichtet Werner.

Werner hofft, dass ein Biber hier im Hotzenwald einen Platz findet, wo er die Menschen in seinem Tatendrang nicht stört und bleiben kann. „Es ist immer ein Schauspiel, einen Biber zu beobachten, wenn er ruhig im Wasser schwimmt und die Wasserlinien hinter sich herzieht und plötzlich mit dem Schwanz auf das Wasser klatscht, weil er etwas Besonderes entdeckt hat“, sagt Werner. „Vielleicht wird es die neue Heimat des Bibers. Das wäre sicherlich eine zusätzliche Attraktion.“
Bernhard Brendler ist wahrscheinlich der einzige, der den Biber bisher mit eigenen Augen gesehen hat. Er berichtet über ein schönes Erlebnis, als ein Biber vor ihm im Ortsteil Herrischried von links nach rechts die Straße überquerte. Auch Brendler freut sich über den Hogschürer Biber, und ist der Meinung, dass es „eine Bereicherung für die Tierwelt ist und vielleicht sogar für den ein oder anderen Wanderer, der in Herrischried zu Gange ist.“
Woher kommt der Biber?
„Bereits im letzten Jahr gab es einige Hinweise auf die Biberpopulation an der Murg. Diese wurde auch durch Biber eingestaut. In der Folge wurde dort die Wiese komplett überflutet und im Spätherbst und Winter hat man es richtig gesehen. Der gesamte Bereich war dunkelgrün eingefärbt“, wie Christof Berger, Herrischrieds Bürgermeister, in einem Videointerview berichtet.
Im Frühjahr und Sommer waren die Biber dann nicht mehr zu sehen. Jetzt sind offensichtlich erneut Tiere wiederaufgetaucht. „Man hat dies anhand von neuen abgefressenen kleineren Bäumen festgestellt. Der Biberbau hat in jüngster Zeit dafür gesorgt, dass die Murg erneut an einer anderen Stelle überflutet wurde“, sagt Berger.
Woher diese Tiere kommen, erschließt sich laut Berger nicht. Es gab bisher Vorkommen am Rhein, bei Laufenburg und Murg. Diese Ortschaften liegen auf rund 300 Metern Höhe. „Ich erkenne nur entlang der Murg keine Siedlungsspuren. Es müssten schon irgendwo Dammbauten sichtbar sein“. Auf Bergers Spaziergängen konnte er Derartiges bisher nicht feststellen und es erschließt sich für ihn auch bisher der Weg vom Rheintal bis zum Hotzenwald nicht so richtig.
Woher der Biber kommt, weiß Günter Arzner, Ortsvorsteher, auch nicht. Er beklagt die Biberprobleme an der Murg und vermutet, dass der Biber eventuell auch ausgesetzt worden sei. „Zwei Jahre zuvor sind sehr viele Wiesen vom Land gekauft worden und auf einmal kommt der Biber. Hunderte von Jahren waren keine Biber mehr da und auf einen Schlag ist der Biber da, irgendwie komisch“, sagt Arzner.

Nicht nur ein Biber, sondern eine ganze Familie hat sich in Hogschür an der Murg angesiedelt, wie uns Bettina Sättele, Biberbeauftragte auf Nachfrage unserer Zeitung berichtet. „In dieser Form hat es keine Einzelbiber, denn Einzelbiber leben oft ein halbes Jahr versteckt, ohne dass sie bemerkt werden.“ Gefüttert werden dürfen Wildtiere nicht. Im Sommer fressen die Nagetiere alles Grüne, da sind die Biber auch gar nicht so auffallend. Die Geschichte mit dem Holz, mit denen man die Biber in Verbindung bringt, „das sind die Effekte im Winter“, sagt Sättele.
Dämme sollten nicht entfernt werden
„Ob der Biber auf direktem Weg, ober über irgendwelche Parallelen die Murg hinaufgekommen ist“, das kann Sättele uns nicht sagen. "Es waren auch schon Biber unterwegs Richtung Hochsal." Kontraproduktiv ist das eigenständige Entfernen der Dämme an der Murg durch Wald- und Wiesenbesitzer. Dies ist anhand von den Traktorspuren am Ufer auch zu erkennen. „Der Biber zieht daraus eine Lehre und baut dagegen, denn der Biber ist ein Bestandteil des Gewässerlebensraumes“, so Sättele. Anstatt die Dämme eigenmächtig zu entfernen, pocht sie erneut darauf, dass es vor allem wichtig sei, Biber oder Biberbauten gleich zu melden, damit zeitnah Maßnahmen ergriffen werden können. Biberbeauftragte Bettina Sättele ist unter Telefon 0174/301 27 16 oder E-Mail (saettele-biberfragen@t-online.de) erreichbar.
Biber
Der Eurasische Biber war ursprünglich in Europa und Asien heimisch, wurde jedoch im 19. Jahrhundert durch Bejagung in weiten Teilen Europas und fast ganz Deutschlands ausgerottet. Durch konsequenten Schutz und Auswilderungen im 20. Jahrhundert haben sich die Bestände des Bibers in den letzten Jahrzehnten wieder erholt. Er lebt in langsam fließenden und stehenden Gewässern mit Gehölzen nahe dem Ufer.