400 Jahr lang stand bis zu seinem Abriss 1953 das letzte strohgedeckte Haus in Wallbach. Es überstand die großen Brände 1899 und blieb bis zuletzt im Originalzustand erhalten. Heinz Thomann zeichnete die Geschichte des Hauses und seiner Bewohner über 400 Jahre beim Geschichtsstammtisch Hotzenwald nach.
Es gab keine Inschriften oder Jahreszahlen
Wallbachs letztes strohgedecktes Haus war ein einzeln am Rheinufer stehendes anderthalbstöckiges Gebäude, in dem nur das Erdgeschoss bewohnt war. Unter dem Dach befanden sich die landwirtschaftlichen Geräte. Inschriften und Jahreszahlen, die über das Jahr der Erbauung Auskunft geben könnten, fehlten.
Vermutlich wurde das Gebäude 1717 errichtet
Thomann stieß auf ein Erfassungsprojekt, das der Wallbacher Zimmermann Josef Thomann 1894 für den Badischen Architekten- und Ingenieurverein über das am Rheinufer stehende Haus vornahm. Dieser wies auf ein Einschätzungstabelle der Feuerversicherung hin, wo das Haus mit einem Alter von 177 Jahren angegeben war – woraus sich das Baujahr 1717 ergibt.

„Die Häuser in Wallbach waren klein“, berichtete Heinz Thomann, „sie waren von Fischern und Flößern bewohnt, die keine große Landwirtschaft hatten.“ Das Haus maß acht mal 14 Meter. ‚Es passte mehrfach in das Zechenwihler Hotzenhaus‘, zog Thomann den Vergleich.
Erst seit etwa 1844 besaß das Gebäude einen Kamin
Der Wohnteil, berichtete er anhand der Aufzeichnungen von Josef Zimmermann, bestand aus Fachwerk mit Lehmriegel, Flechtwerk und weißem Verputz. Der Ökonomieteil, in dem sich auch der Abtritt befand, war aus unverschalten Holzblockwänden gebaut worden. Die Dachbedeckung war aus Stroh. Nur um den Kamin herum, der seit etwa 1844 stand, gab es Ziegel.
An einem Zugbrunnen versorgten sich die Bewohner mit Wasser
Die Wasserversorgung geschah über einen mit Nachbarn gemeinschaftlich genutzten Zugbrunnen. Die Dungstätte befand sich außerhalb der Stalltür. Ein Ofen und zwei Künste sorgten für Wärme. Über eine Stiege im Süden gelangte man zum Obergeschoss, auch Speicher genannt, in dem Fruchtkisten, ältere Sachen und dergleichen aufbewahrt wurden. Eine weitere Stiege im Norden führte in einen Balkenkeller unter der Kammer rechts von der Küche.
Der Brand 1899 zerstörte die anderen strohgedeckten Gebäude im Dorf
Das Haus blieb von den verheerenden Bränden, vermutlich durch Brandstiftung entfacht, in Wallbach 1899 verschont. „Eigentlich war danach die Zeit der ganz oder teilweise noch strohgedeckten Häuser, Scheunen und Schuppen in Wallbach vorbei“, blickte Heinz Thomann zurück.
Doch das Haus, das 1900 die Anschrift Rheinstraße 71 erhielt, blieb bis zu seinem Abriss 1953 im Originalzustand erhalten. Die letzte Bewohnerin, Marie Jehli, starb am 11. Juni 1953 fast 90-jährig als fromme Jungfrau, wie in Fallers Familienchronik beschrieben ist. Haupterbe von Marie Jehli war die Nachbarfamilie.
„Wäre es stehengeblieben, wäre es ein Heimatmuseum geworden“
Der Abbruch nach dem Tod der letzten Bewohnerin sei „ziemlich schnell gegangen“, erinnerte sich Heinz Thomann. „Ein paar Jahre später wäre dies vermutlich nicht mehr möglich gewesen“, meinte er. „Wäre es stehengeblieben, wäre es ein Heimatmuseum geworden“, so Heinz Thomann.