Die Wärme des Rheinwassers würde auch an kalten Wintertagen ohne Weiteres ausreichen, um den Wärmebedarf Bad Säckingens zu decken. Das geht aus den Berechnungen hervor, welche die Ingenieurin, Physikerin und Umweltberaterin Amany von Oehsen aus Heidelberg am Montag im Schloss Schönau vorstellte.

Das könnte Sie auch interessieren

Erdwärme scheidet im Heilquellenschutzgebiet aus

Zu dem Vortrag hatte der hiesige Bund für Umwelt- und Naturschutz eingeladen. Dessen Vorstandsmitglied Harald Haueisen erklärte, dass die Nutzung von Erdwärme wegen des Heilquellenschutzes in Bad Säckingen eher nicht in Frage komme, stattdessen biete sich die Flusswärmenutzung an. Martin Lohrmann vom Arbeitskreis Energie setzt sich seit einiger Zeit für den Bau eines Nahwärmenetzes in Obersäckingen ein. Die Stadt Heidelberg möchte ebenfalls die Flusswärme nutzen.

Der per Video zugeschaltete dortige Klima-Bürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain berichtete, dass Flusswärmepumpen weniger kontrovers und emotional diskutiert würden als andere Projekte zum Klimaschutz, wie etwa eine Einschränkung des Individualverkehrs. In Stockholm gibt es schon seit 1986 eine Meerwasserwärmepumpe, die etwa 40 Prozent des Wärmebedarfs deckt, und in Wien wurde 2019 eine 20-Megawatt-Flusswärmepumpe in Betrieb genommen. In Mannheim speist eine 20-Megawatt-Pumpe ab Oktober Wärme ein.

Das könnte Sie auch interessieren
Amany von Oehsen referierte über das Klimaschutzpotenzial von Flusswärmepumpen. Rechts Harald Haueisen vom Vorstand des BUND Bad ...
Amany von Oehsen referierte über das Klimaschutzpotenzial von Flusswärmepumpen. Rechts Harald Haueisen vom Vorstand des BUND Bad Säckingen. Bild: Michael Gottstein | Bild: Michael Gottstein

Auch an kalten Tagen kann der Rhein die erforderliche Energie bereitstellen

Nach Berechnungen des Fraunhofer-Instituts wäre an Rhein, Elbe, Weser und Donau eine Wärmeerzeugung von 30 bis 40 Terawattstunden im Jahr möglich, hinzu kämen 52 Terawattstunden Wärme aus Seewasser. In Bad Säckingen beträgt der niedrigste bekannte Abfluss des Rheins seit 66 Jahren rund 270 Kubikmeter pro Sekunde. Wenn davon 20 Prozent genutzt und um drei Grad abgekühlt würden, dann könnte man eine Wärmemenge erzeugen, die 83 Mal so hoch wäre wie der jährliche Wärmebedarf von 105 Gigawattstunden. Auch an kalten Tagen kann die erforderliche Leistung erbracht werden.

Martin Lohrmann schwebt der Bau eines Niedertemperaturnetzes vor, das mit 65 Grad arbeitet – dabei wird der Strom für die Kompressoren besonders effizient genutzt. Allerdings müssten die Abnehmer mit einer Vorlauftemperatur von 55 Grad zurechtkommen und dazu die Häuser isolieren. Die Frage aus dem Publikum, ob die Wärmeentnahme dem Fluss schade, verneinten Amany von Oehsen und Martin Lohrmann übereinstimmend: Nur ein sehr geringer Teil der Wärme würde entzogen, außerdem sei der Rhein durch die Kühlung des Atomkraftwerks Leibstadt und andere Industrieanlagen eher zu warm als zu kalt.

Sollte die Entscheidung für ein Projekt in Obersäckingen fallen, dann dürfte es frühestens in fünf oder sechs Jahren fertig sein, so Lohrmann. Doch ohne Zuschüsse dürfte es sehr schwer werden, wirtschaftlich konkurrenzfähig zu sein. Amany von Oehsen verwies auf das Mannheimer Beispiel: Eine Leistung von 20 Megawatt musste für 15 Millionen Euro erkauft werden. Davon stammten 5,7 Millionen Euro aus staatlicher Förderung.

Das könnte Sie auch interessieren