Lange hatte Bezirkskantor Severin Zöhrer versucht, den russischen Organisten Konstantin Volostnov nach Bad Säckingen einzuladen, doch das Vorhaben scheiterte immer wieder an Visa-Fragen und Corona-Restriktionen. Am Samstag jedoch gastierte der Meisterorganist an der Klais-Orgel des St.-Fridolins-Münsters.
Volostnov zählt zu den gefragtesten europäischen Organisten. Er studierte unter anderem an der Stuttgarter Musikhochschule, nach seinem Konzertexamen 2013 kehrte er nach Russland zurück. Er machte eine steile Karriere, die ihn als Dozenten an das berühmte Moskauer Konservatorium führte. Doch verschiedene Entwicklungen politisch-gesellschaftlicher Art machten ihm das Leben schwer. „Die Menschen in meinem Land erleben gerade eine Krise der Humanität“, sagte er im Pressegespräch. Er beschloss, nach Deutschland auszuwandern. Seit 2024 lebt er in Berlin.
Sein Konzert stand unter dem Thema „Musik im Spiegel Frankreichs“, doch kaum ein Orgelkonzert kommt ohne Johann Sebastian Bach aus. Die „Sinfonia“ aus der Ratswahlkantate existiert auch in einer Version Duprés. Der Organist legte eine überzeugende Interpretation vor. Sehr gut konnte man nachvollziehen, dass die Sinfonia klar und streng aufgebaut war und dank der bachschen Variationenvielfalt eine mitreißende Wirkung entfaltete.
In seiner Fantasie hatte Alexander Glazunov (1865-1936) gregorianische Melodien und alte Kirchentonarten verarbeitet. Hier zeigte der Organist die zarteren Farben der Orgel und ihr großes dynamisches Spektrum. Die Komposition wirkte wie eine recht freie Aneinanderreihung lyrischer Themen und vertrauter Kirchenmelodien, bis sie sich zu einer Fuge verdichtete und schließlich zu sinfonischer Fülle steigerte. Wie ein lyrisches Intermezzo wirkte das Prélude Pastoral von Sergei Lyapunov (1859-1924).
Starke Kontraste kennzeichneten Jean Guillous (1930-2019) Toccata, die im Pianissimo begann und abrupte Fortissimo-Akzente setzte. Wie sein Lehrer Dupré setzte Guillou die Möglichkeiten der Orgel zur Überwältigung des Zuhörers ein und legte Wert auf spirituelle Tiefe. Als Avantgardist überschritt er oft die Grenze zum Atonalen. Seine enorme Virtuosität zeigte Konstantin Volostnov in Guillous „Saga“, die mit einer langen Passage von geradezu entfesseltem Laufwerk aufwartete. Auf vertrauteres Terrain kehrte er mit dem „Auferstehung-Satz“ aus Duprés „Symphonie-Passion“ zurück. Bei aller Fülle des Laufwerks war die Komposition klar strukturiert. Die gut heraushörbare Melodie im Bass setzte sich durch und erklang zum Schluss im Fortissimo, wie ein musikalisches Bild vom Triumph der Auferstehung. Die nicht allzu zahlreichen Besucher spendeten reichlich Beifall, den der Organist mit einer Bach-Fuge belohnte.