„Wäre Super Mario nicht Italiener, sondern Deutscher, hieße er dann Toller Jochen?“ Oder: „Warum haben Kühe und Schweine überhaupt eine Leber? – Die saufen doch gar nicht!“ Manch einer mag nun denken, was für sinnlos absurde Fragen. In der komisch-lyrischen Welt des Poetry Slam haben sie aber ihre absolute Berechtigung. Jedenfalls brachten sie aus dem Mund von Johannes Floehr, dem Sieger des diesjährigen Sieger des Poetry Slams in Bad Säckingen, das gesamte Publikum im fast voll besetzten Kursaal herzhaft zum Lachen. Und so bewies die zweite Auflage des Poetry Slams am vergangenen Mittwochabend, dass das Konzept in der Trompeterstadt ankommt.
Workshops für Schüler
Begonnen hat der literarische Vortragswettbewerb eigentlich schon zwei Tage zuvor. Und zwar in der Werner-Kirchhofer-Realschule, in der Rudolf-Eberle-Schule und im Scheffel-Gymnasium, wo unter der Federführung von Moderator und poetischem Alleskönner Felix Römer Workshops stattfanden.
Der große Poetry Slam war so gesehen das Finale, an dem auch drei Schüler mit ihren Texten auftraten. Sie wuchsen dabei über die Hemmschwelle, vor vielen Leuten aufzutreten ebenso hinaus, wie über ihre literarischen Fähigkeiten. Aber irgendwie ist das auch typisch für den Poetry Slam. Trotz aller herzlichen Kollegialität schwingt immer ein bisschen Wettkampfgeist mit. Stillstand gibt es nicht. Dementsprechend bunt ging es auf der Bühne zu.
Im ersten Duell traten Johannes Floehr und Andivalent gegeneinander an und zeigten einmal mehr, dass Poetry Slammer auf ihre individuelle Art immer gut sind. Denn wer schafft es schon, ausgehend von Boxershorts, ein tiefgründiges, philosophisches Fazit zu ziehen, außer vielleicht Andivalent? Die Runde ging dennoch an den späteren Gesamtsieger Floehr, dem optischen Ed Sheeran-Verschnitt, der sich selbst nicht allzu ernst nahm. Im zweiten Duell traten sich Leticia Wahl und Rainer Holl gegenüber. Während Leticia Wahl, die bereits im vergangenen Jahr mit von der Partie war, mit einer lyrischen Selbstreflexion berührte, präsentierte sich Holl als der lustige, aber coole Kumpel-Typ, der schon mal so Sprüche raushaut, wie „Wer liegen bleibt, der kann nicht fallen“. Hier gewann Wahls Ehrlichkeit.
Brief an das Ich
Das letzte Duell der Vorrunde machten Veronika Rieger und Juston Busse unter sich aus. Ähnlich wie im Zweikampf davor standen sich Ernst und Witz gegenüber. Rieger machte mit einem Brief an ihr 13-jähriges Ich sich selbst und vielleicht auch den zahlreich anwesenden Teenagern Mut, sich so zu akzeptieren, wie man ist. Weniger ratsam war dagegen das, was Busse zu erzählen hatte: Nachbarn kann man sich bekanntermaßen nicht aussuchen, vor allem nicht in Berlin Prenzlauer Berg. Mit einer ganz eigenen Methode, inklusive Paranoia und Einhorn-Leggins, wusste Busse offenbar dagegen vorzugehen. Favoritin der Zuschauer blieb aber Rieger. In der Endrunde musste sie sich schließlich, wie auch Wahl, ihrem männlichen Kollegen Loehr geschlagen geben. Traurig war trotzdem keiner, denn auch das ist Poetry Slam: Am Ende, spätestens dann wenn der Sieger-Gin gemeinsam ausgetrunken wurde, gewinnen alle.
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