Vor 18 Jahren hat Stefan Bergmann zuletzt in der Villa Berberich ausgestellt, damals Mystisches mit Sand und Erde. Viel Zeit ist inzwischen die Murg hinabgeflossen, wo der Künstler aus Oberhof sich gerne zum Meditieren und Malen zurückgezogen hat. Es war also längst an der Zeit, dass der Maler wieder einmal eine Ausstellung in Bad Säckingen hat. Sie heißt mit gutem Recht „Rückblende“ und versammelt Arbeiten aus mehr als 30 Jahren.
Zwei große Werkgruppen
Eigentlich sollte es eine spätere Retrospektive werden zu einem runden Geburtstag, verriet bei der gut besuchten Eröffnung am Freitagabend Kulturreferentin Christine Stanzel. Aber nun wurde die Ausstellung des 73-jährigen Künstlers vorgezogen. Aber es ist keine typische Rückblickschau geworden mit nur älteren Arbeiten. Vielmehr sind es zwei große Werkgruppen, die von Bergmann und seiner Frau Franziska als Kuratorin im Hintergrund zusammengestellt wurden: Meeres- und Waldbilder. In letzter Zeit hat er mehr Meer gemalt.

Dass es „kein von leiser Trauer gefärbter Rückblick“ wurde, überraschte den Kunstkritiker Hans-Dieter Fronz, der sich an frühere Ausstellungen mit Stillleben von Bergmann erinnerte, die er in Bernau von ihm gesehen hat. Bilder mit einem „altertümlichen Touch der Dinge“, die einen Hauch von Nostalgie gehabt hätten. Aber Stillleben hat Stefan Bergmann dieses Mal bewusst ausgespart. Dafür zeigt er Meereslandschaften mit schäumender Gischt, heranrollender Brandung und dramatisch gemalte Sturmwellen, die an die Wucht von Tsunamis gemahnen, sowie ruhige Wald-, Baum- und Winterbilder.
Sehnsucht nach dem Meer
Zum einen ist Bergmann von der Sehnsucht nach dem Meer geprägt, wie man in verschiedenen Arbeiten wie „Malibu“, im allerneuesten „Taifun“ (dessen Farben noch ganz frisch sind), oder dem Ganges-Kiesel vor Meereswellen und anderen Ozeanbildern sieht – zum anderen lässt sich der Maler von seiner nächsten Umgebung, dem verschneiten Winterwald im Thimos, inspirieren. Die Serie von Schneebildern vergleicht der Maler sinnbildlich mit Schuberts „Winterreise“. Hier ist sein großes Thema die Natur, der Wald, die Stille, die Heimat, die Ferne.
Die vier Elemente
Die vier Elemente waren schon immer Bergmanns Thema; besonders Feuer gibt seinen Bildern Tiefe. „Feuer am Meer“ taucht als Motiv in dieser Kombination in älteren und neueren Arbeiten öfter auf. Bergmanns ozeanische Seele, seine Sehnsucht nach der Südsee, mit Anklängen an Paul Gauguin, all dies ist in großen Gemälden aus den 80er Jahren zu sehen. Exemplarisch in dem wandbeherrschenden „Völkerkundemuseum“, einem geheimnisvollen Werk mit Frauenakt und Südsee-Skulptur in einheimischem Murger (Ur-)Wald. Oder in Bildern wie der Hirschfrau im Wald („Heimat“) und dem „Wasserfall“. Alles großartige Gemälde, die man mit Stefan Bergmanns Kunst identifiziert.
Es geht auch um Transzendenz
Das Mystische und die exotischen Anmutungen hat er etwas abgelegt, es geht ihm in den neuesten dunkel-türkisfarbenen Meeresbildern mehr um das rein Malerische und um Transzendenz. Aber auch um Traum, Zivilisationskritik, Trauer über die Zerstörung der Paradiese wie in den Werkbeispielen mit afrikanischen Masken. Beinahe idyllisch und ganz anders in der Malweise erscheint die Serie mit verschneiten Wäldern. Schön ist, dass diese „Rückblende“ Werke der Vergangenheit den ganz aktuellen mit ähnlichen Sujets gegenüberstellt. Das zeigt Stefan Bergmanns Standpunkt, seine künstlerische Entwicklung und malerische Herkunft.
Zur Person
Stefan Bergmann (73), der seit 40 Jahren in Murg-Oberhof lebt, hat in den 60er Jahren als Meisterschüler von Horst Antes an der Karlsruher Kunstakademie, wo er Studienkollege von Anselm Kiefer war, und später am Royal College of Art in London studiert. Seine Einzelschau mit dem Titel „Rückblende“ im Bad Säckinger Kulturhaus Villa Berberich läuft bis 17. November, geöffnet Mittwoch, Donnerstag, Sonn- und Feiertag 14 bis 17 Uhr.