Die von der Stadt vor Wochen angekündigte Zwangsräumung eines ehemaligen Fabrikgebäudes in der Villinger Straße 62 in Schwenningen wurde auf den letzten Drücker abgewendet. Die Immobilienagentur Arche Group GmbH aus Schwenningen, die das Gebäude verwaltet, hat für die verbliebenen Bewohner im Auftrag des Eigentümers jeweils eine Ersatzunterkunft gefunden.
Mittwochmorgen um 9 Uhr in der Villinger Straße. Keine Polizei, kein Ordnungsdienst der Stadt vor Ort: Das vierstöckige Fabrikgebäude, in dem bis 2015 das Schwenninger „Küchenhaus“ beheimatet war, ist leergeräumt. Der Druck der Stadt auf den Eigentümer hatte Wirkung gezeigt.
Dem Hauseigentümer, der hier in der Verantwortung steht, ist es mit Hilfe seiner in den vergangenen Tagen Hausverwaltung gelungen, für alle Bewohner Ersatzwohnungen zu finden. Wäre das nicht möglich gewesen, hätte die Stadt betroffenen Mietern Wohnraum im kommunalen Obdachlosenheim angeboten. Bei den letzten Gesprächen zeigten sich mehrere Mieter damit einverstanden, im Zweifelsfall ins Obdachlosenheim überzusiedeln.
Ersatzunterkünfte für rund 20 Personen beschafft
Der Geschäftsführer der Arche Group Immobilien GmbH, Semi Fadhila, erklärte am Mittwoch, 8. März, auf Nachfrage, seiner Immobilienfirma sei es gelungen, für die Bewohner des Gebäudes Ersatzunterkünfte zu beschaffen. Die meisten davon seien in Schwenningen untergebracht worden. Die Arche Group in der Dauchinger Straße kümmert sich um die Hausverwaltung des Gebäudes.
Fadhila sprach von ungefähr 20 Personen, denen das Immobilienunternehmen in den vergangenen zehn Tagen Ersatzwohnraum habe beschaffen können.
Darunter war auch ein 71-jähriger schwer herzkranker Mann, der dauerhaft auf ein medizinisches Gerät angewiesen ist. Für ihn wurde eine vorübergehende Zwischenlösung gefunden, bevor er in eine Wohnungen nach Dauchingen umziehen kann. „Wir haben unser Bestes gegeben, um die bestmögliche Lösung zu finden“, erklärte Arche-Geschäftsführer Fadhila zu der Evakuierung der Mieter.
Räume „wild umgestaltet“
Bereits im November hat die Stadtverwaltung dem Vermieter mit der Begründung schwerer Brandschutzmängel die Nutzung des ehemaligen Fabrikgebäudes in der Villinger Straße untersagt. Die Nutzung des Hauses war 2010 ursprünglich für die Unterbringung von Studenten erteilt worden. Doch inzwischen seien die Räume nach Erkenntnis des Baurechtsamtes „wild umgestaltet worden“, berichtete die Pressesprecherin Madlen Falke, sodass das Gebäude „baurechtswidrig genutzt“ werde. Studenten wohnen hier offenbar keine mehr.

Mangelnder Brandschutz alarmiert die Stadt
Was die städtische Baurechtsbehörde aber vor allem auf Trab brachte, sind laut der städtischen Untersagungsverfügung fehlende Flucht- und Rettungswege sowie auf drei Geschossen Kinderwägen und Schuhregale im Treppenraum, die im Brandfall den Fluchtweg blockieren würden.
Auch die Wohnungstüren entsprechen laut Stadt nicht den Brandschutzanforderungen, ebenso wenig die Elektroinstallation. „Hier haben wir es mit Mängeln zu tun, die Leib und Leben der Bewohner unmittelbar gefährden“, verdeutlicht Verwaltungssprecherin Madlen Falke den Standpunkt des Baurechtsamtes. Von Seiten des Eigentümers und der Hausverwaltung der Arche Group seien bislang keine vollständigen Unterlagen zur Mängelbehebung eingereicht worden.
Das Gebäude wird abgeschlossen
Mitarbeiter des städtischen Baurechtsamtes haben am Mittwochmorgen das Gebäude in der Villinger Straße 62, in der sich bis 2015 das „Küchenland“ in Schwenningen befand, aufgesucht und sich von der Räumung der Wohnungen überzeugt. Nachdem am Vorabend klar war, dass alle Bewohner ausgezogen sind, hat die Stadt auf den Einsatz von Polizeikräften verzichtet. Die Räumung wurde protokolliert und das Gebäude abgeschlossen.
Gebäude soll saniert werden
Wie geht es weiter? Semi Fadhila erklärte, es gebe seit Ende Januar mit der Stadt lösungsorientierte Gespräche zur Sanierung des Gebäudes. Diese Gespräche solle nun weiter fortgesetzt und das Gebäude saniert werden, damit es bald wieder dem Zweck der Vermietung zugeführt werden könne. Zu der Nutzungsuntersagung und den Vorwürfen des fehlenden Brandschutzes wollte er sich nicht äußern.