Einer seiner Villinger Stammgäste ist schuld: Georg Hildebrandt, Inhaber des Restaurants „Tschortsches Room“ im Rottweiler Stadtteil Neufra, zieht nun selbst nach Villingen. Nicht irgendwohin. Er übernimmt das Traditions-Gasthaus „Löwen“ in der Innenstadt. Die Eröffnung soll Anfang Oktober sein.
Alles begann mit einem Schock. Denn eigentlich hatte „Tschortsche“, so sein Spitzname aus frühester Jugend, seine Zukunft fest vor Augen. Sein kleines, feines Restaurant bei Rottweil sollte um einen großen Wintergarten erweitert werden, die Küche ebenfalls wachsen, er hatte deswegen sogar schon Kontakt mit dem Planer. Dann kam dieser eine Tag im vergangenen Herbst: Sie wollten doch kein Restaurant mehr im Haus haben, die Eigenbedarfskündigung sei auf dem Weg, erklärten ihm die Verpächter.
Das war Liebe auf den ersten Blick
Zeit für Trübsal? Wenn überhaupt, dann nur für ein paar wenige Tage. Denn schon am Wochenende danach bekommt Georg Hildebrandt eben von jenem Villinger Gast den Hinweis, dass der „Löwen“ zu haben sei. Der Tipp verändert alles. „Dort ist es so, wie ich es eigentlich hier machen wollte“, erzählt der Gastronom. „Ich war total begeistert.“ Begeistert war offenbar auch Hauseigentümer Wilhelm Riesle von dem jungen Mann und seinen Plänen: Obwohl es noch einige Mitbewerber gab, „wurde ich auserwählt, das Restaurant zu übernehmen“, wie es der Rottweiler selbst ein wenig feierlich ausdrückt.
„Das Konzept steht noch nicht zu 100 Prozent.“Georg Hildebrandt, neuer Pächter
Die Tatsache, dass er in eines der ältesten Restaurants Villingens einziehen wird, erfüllt den Koch fast mit Freude und fast schon mit ein wenig Ehrfurcht. Dort, mitten im Herz der Innenstadt, hat er viel vor. „Das Konzept steht noch nicht zu 100 Prozent“, sagt er selbst. Er will ausprobieren – und gegebenenfalls anpassen, ganz nach dem Geschmack der Menschen in Villingen eben.

Klar ist aber trotzdem schon einiges – zum Beispiel, dass es von Dienstag bis Freitag den für viele Villinger wichtigen schnellen Mittagstisch geben wird, täglich wechselnd, jeweils mit vegetarischer Alternative. Klar ist auch, dass dieser nicht zu den ganz günstigen Angeboten im Städtle gehören wird.
Wie exklusiv es wird?
Ein Rindersteak mit Röstipommes, Blumenkohl aus der Pfanne, Salsa und Blattsalat beispielsweise kostet derzeit bei „Tschortsche“ 17,90 Euro. Beim Menü mit Suppe vorweg und armen Rittern als Nachtisch werden 25 Euro fällig. Das Mittagsmenü werde fair kalkuliert, sagt Georg Hildebrandt, aber auch: „Gut gekochtes Essen kostet Geld.“
Den ganzen Tag über soll es Kuchen, Eis und eine kleine Vesperkarte geben. An den Abenden setzt der Rottweiler dann auf gehobene Küche, aber auch auf eine breite Auswahl. Regionale Speisen aus regionalen Zutaten soll es ebenso geben wie internationale Leckereien. Vom Feinschmecker bis zur Familie mit Kindern sei jeder in seinem „Löwen“ willkommen und werde auch fündig, stellt er klar.
Jeweils samstags, so plant er, könnte ein Sieben-Gänge-Menü serviert werden. Kleine Kostprobe daraus gefällig? Eine Kammmuschel mit Bärlauch mariniert, gegrillte Wassermelone in Grapefruit-Löwenzahn-Sud, ein Rumpsteak unter der Rauchglocke mit Paprika-Gnocci und ein Vanille-Pistazien-Macaron erwarten die Feinschmecker derzeit in der aktuellen Auflage des Menüs in Rottweil-Neufra.
Der Name „Löwen“ soll bleiben
„Tschortsches Room“, so heißt das Menü-Event, gab schon Georg Hildebrandts jetzigem Restaurant seinen Namen – und wird dies irgendwie auch in Villingen tun. Den Traditions-Namen „Löwen“ will er aber ebenfalls beibehalten, am perfekten Zusammenspiel der beiden feilt der junge Neu-Inhaber derzeit noch.
Fast das ganze Team kommt mit nach Villingen
Der Neuanfang im „Löwen“ ist für „Tschortsche“ zugleich die Krönung seiner bisherigen Karriere. In vielen Restaurants hat er mit vielen Meistern gearbeitet, war nebenher auch als Privatkoch bei großen Hochzeiten oder Feiern tätig.
Im Herbst 2018 hat er in einem ehemaligen Bistro „Tschortsches Room“ eröffnet. Seine Auszeichnungen – unter anderem 2,5 Kochlöffel im Schlemmer-Atlas und zwei Diamanten im Varta-Guide – wird er mit nach Villingen bringen. Fast sein komplettes Team kommt ebenfalls mit – und natürlich seine Philosophie: „Kochen ist Kunst und Handwerk.“