Die nervigen Verkehrslagen in Villingen: CDU-Stadtrat Dietmar Wildi hat seine Ratskollegen im Technischen Ausschuss auf eine virtuelle Rundtour mitgenommen. Beispielsweise in der Bickenstraße vor dem Bickentor. Dort konzentrieren sich seit kurzem auf 200 Meter Abstand drei Ampelanlagen hintereinander. „Da kriege ich Stress-Pusteln“, machte der Kommunalpolitiker seinem Ärger Luft.
Grund für die zusätzlich installierte dritte Ampelanlage ist der neu gestaltete Brigachradweg. Für die Querung der Bickenstraße in die Brigachstraße wurde jetzt eine weitere Ampelanlage installiert. „Das stresst mich richtig“, sagte Wildi.

Zuvor waren auf diesem Straßenabschnitt die beiden Lichtzeichenanlagen als „grüne Welle“ geschaltet. Mit der zusätzlichen Ampel funktioniert das laut Wildi nicht mehr. Jetzt stehen die Autofahrer im schlechtesten Fall dreimal nacheinander an allen Ampeln. Und zwar rund um die Uhr.
Früher wurden die Ampelanlagen zumindest nach 21 Uhr ausgeschaltet. Damit ist es jetzt vorbei. „Das ist schon grenzwertig“, kritisierte der Christdemokrat. Oberbürgermeister Jürgen Roth äußerte dafür Verständnis. Die Konstellation sei „ganz nahe am Schildbürgerstreich“, räumte der OB ein.
Ärgernis Benediktinerring
Ein weiterer Frustpunkt: Der Fußgängerüberweg beim Montessori-Kindergarten am Benediktinerring. Seit Monaten ist auf dem an sich zweispurigen Innenring an dieser Stelle der linke Fahrstreifen für Autofahrer gesperrt. Die Autos wurden auf die rechte Spur gezwungen, damit die Passanten auf dem Zebrastreifen nur eine befahrene Fahrbahn überqueren müssen. Ein Fußgängerüberweg, der zwei Fahrstreifen überquert, sei zu gefährlich, urteilte die kleine Verkehrskommission der Stadtverwaltung.
Bei dieser Argumentation muss sich Dietmar Wildi an den Kopf fassen. Denn nur ein paar Meter weiter gibt es vom Schulhof der Karl-Brachat-Realschule bei der Querung in die St. Nepomuk-Straße nicht einmal einen Zebrastreifen. Dort überqueren die Fußgänger, darunter zahlreiche Schüler, den zweispurigen Innenring auf einer ungesicherten Fußgängerfurt, die nur aus einer Mittelinsel besteht.

Für Wildi ist klar: Die aus seiner Sicht unsinnige Sperrung des zweiten Fahrstreifens beim Montessori-Kindergarten muss aufgehoben werden. Zumal auf dem Villinger Innenring seit kurzem durchgängig Tempo 30 gilt und beim Kindergarten ohnehin regelmäßige Tempokontrollen stattfinden. Der Gefahrenpunkt sei damit ohnehin entschärft. Gegebenenfalls könnte der Fußgängerüberweg auch noch mit einer Fußgängerampel gesichert werden.
Ärgernis Radwege mit Zaun
Völlig übertrieben wertete Wildi die Geländer und Zäune am neu gestalteten Brigachradweg in Villingen und auf einem Teilstück des neuen Brigachtal-Radwegs zwischen Rietheim und Marbach. Dort wurden eine Zaunanlage mit 1,20 Meter Höhe installiert, damit Radfahrer nicht versehentlich eine Böschung hinunterfahren.

Auch über das Geländer am Brigachradweg schütteln viele Radfahrer nur den Kopf. „Wenn das unsere neuen Sicherheitsstandards sind, was ist dann mit unseren alten Radwegen?“, wollte Wildi von der Stadtverwaltung wissen. Aus seiner Sicht ist der gesamte Aufwand der Radwegesicherung völlig übertrieben. „Ich finde das nicht mehr lustig.“
Ärgernis Parkplatz-Abbau
Zu guter Letzt griff er noch ein weiteres heißes verkehrspolitisches Eisen auf. In der Schiller- und der Sebastian-Kneipp-Straße plant die Stadt neue Fahrradstraßen. Die Umgestaltung der Straßen soll einhergehen mit dem Abbau zahlreicher Parkplätze am Straßenrand.
Keine gute Idee, findet Wildi. Darüber müsse der Gemeinderat informiert werden. Er verwahrte sich gegen die weitere Streichung von freien Parkmöglichkeiten. Es könne nicht sein, dass die Fahrradstraßen einseitig zulasten der Parkflächen geplant werden.
Das sagt die Rathausspitze
Oberbürgermeister Jürgen Roth erklärte, der Fußgängerweg am Benediktinerring sei eine „Neverending-Story“. Um die Sicherheit dort kostengünstig zu gewährleisten, „haben wir es hemdsärmelig mit der Absperrung des zweiten Fahrstreifens versucht“, erklärte Roth. Eine Alternative könnte der Bau einer Fußgängerampel sein. Die wird teurer. Das Thema soll noch mal diskutiert werden.
Und die neuen Geländer und Zäune an den Fahrradwegen? Bürgermeister Detlev Bührer erläuterte, dass die beiden neuen Radwege in Villingen und Marbach mit 80 und 90 Prozent vom Land Baden-Württemberg gefördert werden. Das Land bestimmt damit, welche Sicherheitsmaßnahmen umzusetzen sind.
Dabei gibt es schon längst Diskussionen, ob die Zäune und Geländer nicht ein Sicherheitsrisiko für die Radfahrer sind. Mit dem Geld ließen sich vielleicht auch neue Radwege bauen. „Das sind die Standards des Landes und nicht von uns“, verdeutlichte Bührer. Am Neckartalradweg, so ergänzte er, „mussten wir auf freier Strecke Zaunanlagen bauen“.