Oberbürgermeister (OB) Jürgen Roth zeichnet eine strahlende Zukunft. Wo seit Jahrzehnten das Einkaufszentrum Rössle leer steht, soll neues Leben herrschen.

Die Verwaltung soll dort untergebracht werden, die Volkshochschule, eine Bibliothek zusammen mit den Hochschulen, Tagespflege, Parkplätze, eine Markthalle … Der OB gerät regelrecht ins Schwärmen. „Es ist immens, was wir hier an Chancen bekommen.“

8000 Quadratmeter Fläche, die zur kommunalen Spielwiese werden sollen. 8000 Quadratmeter Fläche, die auch so einige Probleme lösen könnten. Beispielsweise die hohen Sanierungskosten für die aktuelle Bibliothek oder die aktuelle VHS. 8000 Quadratmeter Fläche, die auch eine Chance für die Wiederbelebung der Schwenninger Innenstadt bieten könnten.

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Allerdings braucht Roth für jeden weiteren Schritt die Rückendeckung des Gemeinderates. Denn er möchte in Verhandlungen treten mit der HBB, Eigentümerin des Gebäudekomplexes. Die Kosten, der Zeithorizont, genaue Pläne – alles steht noch nicht fest. Was für Roth klar ist: Es ist ein Zukunftsprojekt, das jetzt angegangen wird.

Und Roth bekommt seine Rückendeckung: Mit 34 Ja-Stimmen und einer Enthaltung stimmen die Stadträte zu. Doch nicht ohne vorher das Thema von allen Seiten ausführlich zu beleuchten und zu diskutieren.

Denn auch ohne konkrete Kostenberechnung ist klar, dass das Projekt erheblich Kosten mit sich bringen wird. Auch mit Förderung aus dem Städtebauförderungsprogramm „Lebendige Innenstadt“. So manch einer sah auch gleich das Museumquartier im Bürk-Areal als gefährdet an und die Chancen auf eine Vereinigung des Uhrenindustriemuseums, des Schwenninger Heimatmuseums sowie der Städtische Galerie sich in Luft auflösen.

Das sagt Dirk Sauter (CDU)

„Wir sind beim Rössle zurück auf Null und müssen nun neue Ideen suchen“, sagt Dirk Sauter (CDU). OB Roth habe eine neue Idee präsentiert, die zu 100 Prozent die Zustimmung der CDU-Fraktion erhalte. „Gleichzeitig hat damit das Rössle-Areal für uns oberste Priorität erhalten.“

Dirk Sautter
Dirk Sautter | Bild: SK

Für den Fall, dass der Gemeinderat Projekte priorisieren müsse und das sieht die CDU auf das Gremium zukommen, sollten allerdings zwei Dinge geprüft werden. Ob die Städtische Galerie, die eigentlich im Bürk-Areal untergebracht werden soll, und die Kindertagesstätte die in der Bürkstraße 1 realisiert werden soll, auch im Rössle-Areal einen Platz finden könne. „Wenn wir wüssten, ob die Idee eine Option sein wird, würde uns das bei einer Entscheidung helfen.“

Das sagt Ulrike Salat (Grüne)

„Es ist sehr traurig, dass das mit den Hochschulen nicht geklappt hat“, sagt Ulrike Salat (Grüne). Die Pläne, die Fachhochschule Furtwangen und die Duale Hochschule Villingen-Schwenningen gemeinsam im Rössle anzusiedeln und einen Campus zu schaffen, sind gescheitert – nicht an den Hochschulen vor Ort, sondern am Land, das das Gebäude für ungeeignet hält. „Das hätte endlich Studenten in die Stadt gelockt, wo sie hingehören.“

Ulrike Salat
Ulrike Salat | Bild: SK

Salat hat viele Fragen: Was kostet das? Wie viel Platz steht zur Verfügung? Wie werden Kita, VHS und Verwaltung untergebracht? Fragen, auf die sie Antworten möchte – im Laufe des Prozesses. Daher sei für sie noch nicht der Zeitpunkt gekommen, Anträge zu stellen.

Das sagt Andreas Flöß (Freie Wähler)

„Oberste Priorität hat für unsere Fraktion, dass rund um das Rössle etwas passiert“, sagt Andreas Flöß (Freie Wähler). Es habe tolle Pläne gegeben: Damals, als die HBB noch ein Einkaufszentrum geplant hatte. Das hätte für eine Belebung der Innenstadt gesorgt. „Aber das Handelskonzept ist gescheitert.“

Andreas Flöß
Andreas Flöß | Bild: SK

Ebenso die Idee, die Hochschulen im Rössle zu konzentrieren. Die zweitbeste Idee, „die zwar nicht so viel Belebung gebracht hätte, wie der Handel, aber wir hätten nicht viel bezahlen müssen“. Nun sei man bei der drittbesten Lösung: „Und es ist die einzig denkbare und praktikable.“

Zwei Punkte seien allerdings wichtig: Die Brücke, die das Rössle mit dem Muslenplatz verbindet sei alles andere als ein Schmuckstück – gerade unterhalb der Brücke. Er sei schon sehr gespannt, was die Verhandlungen mit der HBB ergeben. „Wir sind aber nicht bereit, jede Sauerei mitzumachen.“

Das sagt Nicola Schurr (SPD)

„Das Rössle-Areal ist eine Chance und wir sehen die Möglichkeiten“, sagt Nicola Schurr. Allerdings dürfte das Bürk-Areal deswegen nicht in der Schublade verschwinden. „Wir betreiben seit einigen Jahren ein Leuchtturm-Projekt-Hüpfen.“

Nicola Schurr, SPD
Nicola Schurr, SPD | Bild: SPD BW

Es müsse gut überlegt werden, was gemacht wird. „Einen Marktplatz 2.0 können wir uns in Schwenningen nicht leisten“, so Schurr. Die SPD-Fraktion begrüße die Idee ausdrücklich, allerdings: „Ist das kein Tag, um das Bürk-Areal zu begraben, sondern ein Tag, um das Rössle-Areal zu beginnen.“

Das sagt Frank Bonath (FDP)

„Das Rössle-Areal ist eines der größten Projekte der Stadt und es ist eine strategische Entscheidung für die Stadt“, sagt Frank Bonath (FDP). Die Feinarbeit steht zwar erst an, aber zwei Punkte hat die FPD-Fraktion.

Frank Bonath, FDP
Frank Bonath, FDP | Bild: www.jenshagen.info

Erstens: die Gesamtoptik des Gebäudes. „Das Rössle ist nicht unbedingt ein städtebaulicher Höhepunkt.“ Die „unschöne Architektur“ sollte mit diesem Projekt nicht zementiert werden, sodass die Nachfolger in 20 Jahren einmal sagen würden: „Was haben die sich damals denn dabei gedacht.“ Und auch die Brücke

Zweiter Punkt: Sind die Räume im Inneren überhaupt geeignet? Denn aus Erinnerungen längst vergangener Tage seien nur noch große Räume, Rolltreppen und eine Elektronikmarkt präsent.

Das sagt Olaf Barth (AfD)

„Wir waren von Anfang an begeistert, was man mit dem großen, leer stehenden Gebäude alles machen kann“, sagt Olaf Barth (AfD). Seine Fraktion gehe den Weg mit und beauftrage OB Roth mit den Verhandlungen mit der HBB.

Olaf Barth, AfD
Olaf Barth, AfD | Bild: SK

Das bedeute aber nicht, dass alles mitgemacht werde, sondern der HBB solle das Signal gesendet werden, dass die Stadt der bessere Partner sei, anstatt ein Verkauf an Dritte. „Wir brauchen jetzt einen Faktencheck und ein Preisschild. Dann können wir weiter darüber diskutieren.“

Wie es weiter geht?

OB Jürgen Roth wird nun in Verhandlungen mit der HBB gehen. Dabei stehen viele Optionen im Raum. Beispielsweise könnte die HBB das Gebäude nach Wünschen der Stadt umbauen und dann erst an sie verkaufen. Das bringe den Vorteil mit sich, dass keine Ausschreibungen – vor allem keine europaweiten – nötig werden. Es ist auch denkbar, dass die HBB einen veredelten Rohbau verkauft. Die Verwaltung wird außerdem prüfen, ob die Städtische Galerie und die geplante Kindertagesstätte im Rössle untergebracht werden können.