„Wenn ich nicht mehr weiter weiß, gründe ich einen Arbeitskreis“, lautet ein bekannter Aphorismus. In genau dieser Situation sieht sich der Gemeinderat in Sachen Stadtzentrum Schwenningen.
Der Abriss des grandios gescheiterten und seit Jahren leerstehenden Rössle-Centers sowie der Bau eines neuen Einkaufszentrums stockt seit Jahren. Und damit auch die Sanierung des Muslenplatzes.

Auch die CDU-Gemeinderatsfraktion beobachtet mit Sorge den Niedergang der Schwenninger Innenstadt und die Stagnation am Muslenplatz. Sie hat das Thema daher auf die Tagesordnung der letzten Gemeinderatsitzung setzen lassen. Aus Sicht der Christdemokraten ist es nun Zeit, „einen Plan B zu erarbeiten“.
„Die Situation in der Schwenninger Innenstadt scheint immer schwieriger zu werden“, konstatierte der neue Fraktionsvorsitzende der Christdemokraten, Dirk Sautter. Er schlug vor, der Gemeinderat solle Investitionsmittel in den Doppelhaushalt 2024/25 bereitstellen, um den sanierungsbedürftigen Muslenplatz in der Schwenninger Stadtmitte neu zu gestalten. „Wir wünschen uns, dass wir den neuen Muslenplatz 2026 begrüßen dürfen.“

Außerdem regte er die Bildung einer Ideenwerkstatt an, zusammengesetzt aus Vertretern des Gemeinderates und sachkundiger Verwaltungsmitarbeiter. Deren Aufgabe soll es sein, ergebnisoffen zu diskutieren, wie die Schwenninger Innenstadt für Handel und Dienstleister wieder attraktiv gemacht werden kann. Dabei soll es natürlich auch darum gehen, wie das Problem der Kaufhaus-Ruine gelöst werden kann.
Helga Baur (Grüne) schloss sich dieser Forderung uneingeschränkt an. Die Idee einer neuen Shopping-Mall, wie sie zuletzt vom Investor und neuen Eigentümer des Rössle-Areals, der HBB aus Hamburg, erarbeitet wurde, habe sich inzwischen überholt, konstatierte Baur mit Blick auf die zurückliegenden Umwälzungen im Einzelhandel.
Der Muslenplatz müsse nun attraktiver gestaltet werden, „solang am Rössle nichts geht“. Sie regte an, zu prüfen, ob die Stadt die Immobilie vom Investor HBB kaufen könne, um dort eigene Pläne zu realisieren.
Schurr warnt vor übereilten Schritten
Vor einem übereilten Umbau des Muslenplatzes warnte indes Edgar Schurr (SPD). Solange man nicht wisse, was an der Stelle des Rössle-Zentrums entwickelt werde, mache es keinen Sinn, den Muslenplatz für teures Geld umzubauen. Sonst passt am
Ende das eine nicht zum anderen. Ohne Abstimmung drauflos zu sanieren, sei „ein gefährliches Spiel“, warnte Schurr. „Wir sollten uns Zeit nehmen, eine Vision zu entwickeln.“

Oberbürgermeister Jürgen Roth machte deutlich, dass er wenig vom Vorschlag hält, die Stadt solle die Immobilie kaufen. Erwerb und der Abbruch des alten Einkaufszentrums wären für die Stadt eine kostspielige Idee, warnte er.
Der Investor HBB plant neues Konzept
Er riet dem Gemeinderat zur Geduld. Der Investor HBB sei dabei, neue Pläne für die Nutzung des Rössle-Areals zu entwickeln, nachdem das Projekt einer modernen Einkaufs-Mall durch die Corona-Pandemie zum Erliegen kam. Er stehe in ständigem Kontakt mit HBB, versicherte der OB. „Aber es ist noch nicht soweit, dass ich darüber öffentlich berichten kann“, sagte Roth.

Unter diesen Vorzeichen riet auch Frank Bonath (FDP) zum Abwarten. So lange macht es nach seiner Meinung keinen Sinn, einen neuen Arbeitskreis ins Leben zu rufen.
Oberbürgermeister Roth indes war anderer Auffassung: „Man kann das eine tun, ohne das andere zu lassen.“ Er will nun einen Arbeitskreis aus interessierten Mitgliedern aus dem Gemeinderat einberufen, der sich grundsätzlich Gedanken machen soll, wie die Schwenninger Innenstadt belebt werden kann. Zugleich will die Stadt dem Investor HBB weiter Zeit geben, ein neues Nutzungskonzept für das Rössle-Areal auszuarbeiten.