Das Hotel Garland im Villinger Kurgebiet soll eine Schönheitsklinik werden. Besitzerin Katja Ise Heby will das Hotel, das sie einst mit viel Liebe und Herzblut aufgebaut hat, verkaufen. Aus Protest gegen bürokratischen Druck und als Ausdruck von Politikverdrossenheit.
"Das ist ein Protest und ich zieh das durch", lässt Katja Ise Heby keinen Zweifel, dass es ihr ernst ist. 1998 hat sie die Immobilie, die ihre Eltern einst als Klinik gebaut haben, zum Hotel umgewandelt und seither persönlich mit viel Leidenschaft betrieben. Doch hohe Brandschutzauflagen, in die sie rund 100 000 Euro investieren musste, dazu eine "unfaire und in manchen Bereichen ungerechte Zusammenarbeit mit den Behörden" hätten ihr die Arbeit schon seit längerer Zeit regelrecht vermiest. "Da wird überhaupt kein Unterschied gemacht, ob wir hier ein kleines Hotel mit 24 Zimmern am Stadtrand sind oder ein Hotel mitten in der Großstadt mit 200 Zimmern", ärgert sich Heby über den Bürokratiewahnsinn, der keinerlei Spielraum lässt, geschweige denn sich niemand dafür interessiert, ob und wie ein kleiner Hotelbetrieb diese finanzielle Last schultern kann.

Einer der Reibungspunkte war die Vorschrift, den Restaurantbereich mit einer Glastüre vom Treppenaufgang abzutrennen. "Dabei haben wir seit vielen Jahren gar keinen Restaurantbetrieb mehr", so Heby. Lediglich für das Frühstück der Hausgäste steht der Speiseraum noch zur Verfügung. Und abends serviert Heby hier kalte Speisen.
Die bevorstehende Hotelklassifizierung im März, bei der der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Dehoga die Hotelsterne vergibt, war letztlich der Tropfen, der das längst volle Fass zum Überlaufen brachte. Um ihre drei Hotelsterne halten zu können, hätte Katja Ise Heby die Rezeption künftig 14 Stunden täglich besetzen und eine rund um die Uhr telefonische Erreichbarkeit vorweisen müssen. Dies sei finanziell für so ein kleines Haus schier nicht zu stemmen. Kurzerhand hat sie die Tafel mit den drei Sternen, die an der Hotelhauswand auf die Klassifizierung hinweisen, abgeschraubt und der Dehoga postwendend zurückgeschickt.
"Die sollen uns endlich mal in Ruhe lassen", sagt Katja Ise Heby. Sie befürchtet inzwischen schon die nächste bürokratische Hürde. "In der Diskussion ist ja jetzt die Bettensteuer."
Mit dem Verkauf des Hotels will sie ein Zeichen setzen. Ihr Wunsch ist, dass das Hotel Garland wieder in eine Klinik verwandelt wird. Ihr schwebt vor, das Haus in eine Klinik für ästhetische Chirurgie, sprich Schönheitsklinik, umzuwandeln. Die baulichen Voraussetzungen für einen Klinikbetrieb wären gegeben. "Das Haus hat breite Türen, breite Korridore und einen großen Aufzug, in den man sogar ein Bett schieben kann. Allerdings weiß sie auch, dass, wenn sich ein Käufer für die Immobilie findet, "das Haus innen vermutlich komplett ausgehöhlt und neu aufgebaut wird."
In den nächsten Tagen wird das Hotel von einem Immobilienmakler taxiert und danach zum Verkauf angeboten. Bis der Verkauf vollzogen ist, läuft der Hotelbetrieb ganz normal weiter. "Nur eben ohne Klassifizierung." Den Verkauf will sie nicht übers Knie brechen. "Beim Verkauf entscheidet für mich nicht nur das Finanzielle, es muss auch menschlich stimmen." Zudem denkt sie dabei auch an ihre Mitarbeiter. "Zumindest ein Teil der Mitarbeiter sollte vom neuen Eigentümer übernommen werden."
Was Katja Ise Heby machen wird, wenn das Hotel Garland Geschichte ist, weiß sie noch nicht genau. "Wenn ich etwas Neues beginne, dann sicher nicht in Deutschland." Auch könne sie sich vorstellen, in die Kommunalpolitik zu gehen, um dort ihren Teil dazu beitragen, dass "der kleine Mann" von der Politik gerechter behandelt wird.
Das Hotel
Ihr Hotel benannte Katja Ise Heby, die mehrere Jahre in Kanada gelebt hat, nach der berühmten US-Filmschauspielerin Judy Garland. Nach ihren Angaben beträgt die Grundfläche rund 3000 Quadratmeter, die Nutzfläche 1700 Quadratmeter. (spr)