Manchmal wiederholt sich Geschichte ja doch. Ein solches Déjà-Vu-Erlebnis hatte Doris Feld, als sie vergangene Woche im SÜDKURIER las, das der Bundestagsabgeordnete und Stadtrat der FDP, Marcel Klinge, sich darum bemüht, des Möbelhauses Ikea zur Ansiedlung auf das alte Tonhallengelände in Villingen zu bewegen (wir berichteten). Derartige Bemühungen sind keinesfalls neu: "Ich wollte Ikea bereits 1995 hierher holen", berichtete Doris Feld, die damals ebenfalls für die FDP im Gemeinderat von Villingen-Schwenningen vertreten war.
Offenbar ist das Thema Ikea-Ansiedlung somit ein altes FDP-Thema. Ob den Liberalen das Möbelhaus deshalb so sympathisch ist, weil der Konzern mit Gelb und Blau die selben Erkennungsfarben nutzt wie die FDP? Wie dem auch sei: Vermutlich hatte Marcel Klinge von der Initiative von Doris Feld vor nunmehr 23 Jahren keinerlei Kenntnis. Die ehemalige Kommunalpolitikerin, die in der Stadt auch bekannt ist als Präsidentin der Stadt- und Bürgerwehrmusik Villingen, berichtet jetzt, sie habe seinerzeit versucht, den schwedischen Möbelkonzern zur Ansiedlung in den Zentralbereich von Villingen-Schwenningen zu bewegen. "Das war eigentlich eine Superidee, da es auch damals zwischen Bodensee und Stuttgart keinen Ikea-Markt gab." Für das Anliegen eingespannt hatte sie auch Ulrich Köngeter, heute Stadtwerke-Chef, damals aber noch Wirtschaftsförderer der Stadt.
Allerdings half auch das nichts. Am 17. November 1995 schickte Ikea eine Absage. "Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass der Standort der von Ihnen angebotenen Immobilie innerhalb unseres Etablierungsplanes zur Zeit nicht vorgesehen ist", schrieb Ikea artig. Und Köngeter teilte damals Doris Feld mit, dass ihm telefonisch von Ikea mehrfach klargemacht wurde, dass der Konzern nur in Ballungsräumen investiere, in denen im Umkreis von 30 Kilometer 700 000 Menschen wohnen. Anfang 1996 baute Ikea dann ein neues Möbelhaus in Sindelfingen. Ob Marcel Klinge nun mehr Erfolg haben wird, wie seine liberale Vorgängerin Doris Feld ist ebenfalls fraglich. Denn der Möbelkonzern hat im Frühjahr bei der Vorstellung seiner neuen Expansionsstrategie für Deutschland kommuniziert, sich künftig vor allem auf innenstadtnahe Lagen in den deutschen Metropolregionen konzentrieren zu wollen, also etwa Hamburg, Berlin, Köln oder München. Dabei sind für Ikea insbesondere Standorte interessant, die auch ohne Auto komfortabel erreichbar und entsprechend gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln angebunden sind. Ob Villingen-Schwenningen in dieses Schema passt, ist doch eher fraglich. Vielleicht wiederholt sich bei dieser Geschichte daher auch das Ergebnis von 1995. Aber vielleicht gelingt ja Marcel Klinge doch noch der große Coup, der Doris Feld dereinst verwehrt blieb.