Auf einem kleinen Steg tapst der zwölfjährige Loui in mit Schwimmweste bekleidet in ein kleines, 28 Grad warmes Wasserbecken, motiviert und unter Obhut von Carola Sandow, Inhaberin des Therapiezentrums Caniscare in Hüfingen. So ganz überzeugt scheint der Dalmatiner aber noch nicht zu sein.

Erst die kleinen Leckerbissen, mitgebracht von Herrchen Stefan Wasmer aus Villingen-Schwenningen, locken Loui schließlich doch ins Wasser. Und wie sich zeigt, der aufgeweckte Hund ist eigentlich ein richtig guter Schwimmer, dreht knapp 30 Minuten entspannt und tapfer seine Runden, unterbrochen mit gelegentlichen Verschnaufpausen am Steg.

Vorsichtig ins Wasser Video: Fröhlich, Jens

Das Schwimmtraining soll bei Loui Muskeln aufbauen, Gelenke und Körper mobilisieren, denn der Rüde leidet unter mehreren Bandscheibenvorfällen. Das Schwimmen tut ihm gut.

Carola Sandow findet es wichtig, dass Hunde das Schwimmen beherrschen, aus gleich mehreren Gründen. Neben dem Spaßfaktor für Mensch und Tier spiele immer auch das Thema Sicherheit eine Rolle, etwa beim Spazierengehen oder im Urlaub am Meer ohne ständig Sorgen haben zu müssen, dass dem Hund in einem unbeobachteten Moment und nicht angeleint etwas zustoßen könnte.

Schwimmen als Therapie

Ein nicht unwesentliches Argument für einen Schwimmkurs nennt sie zum Schluss: Die Möglichkeiten bei Bedarf eine Wassertherapie in Anspruch zu nehmen, etwa nach Unfällen, Verletzungen oder bei Altersbeschwerden.

Loui dreht seine Runden Video: Fröhlich, Jens

Hunde, die nie gelernt hätten zu schwimmen, stehe diese schonende Therapieform erst einmal nicht zur Verfügung. „Sie müssen es vor einer Therapie erst lernen“, erklärt Sandow. Dafür seien in der Regel eine bis fünf Kurseinheiten nötig, weiß sie aus Erfahrung. „Jeder Hund ist anders.“

Schneller lernen es Junghunde. Carola Sandow bietet daher bereits für Welpen Schwimmkurse an, an erlaubten Stellen in Seen, wie etwa am Bodensee, wo es ausgewiesene Hundestrände gibt, oder in kleinen Gruppen und Einzelstunden in ihrem eigenen Therapiebecken in Hüfingen. Aber auch für ältere oder kranke Hunde ist es nicht zu spät.

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In ihren Kursen gehe es immer darum, die Nichtschwimmer langsam an das Wasser zu gewöhnen, erst mit kurzen dann immer länger werdenden Einheiten. Leckerbissen oder beliebte Spielzeuge können dabei helfen und steigern die Motivation der Tiere.

Auch Pausen seien wichtig sowie die Sicherheit. „In Seen und Flüssen sollten die Tiere beim Schwimmtraining mit Leinen gesichert werden“, sagt sie. Manchmal helfe es auch, geübte Hunde dabei zu haben. „Die machen es den anderen dann vor.“

Wasser hilft auch Katzen

Ist eine Therapie dringend notwendig, dann muss es manchmal schneller gehen mit der Wassergewöhnung. Mit etwas Zug oder Druck, zusammen mit dem Besitzer, oder auf dem Arm geht es rasch ins Wasser.

Carola Sandow erinnert sich an so einen Fall bei einer Katze, die nach einem Unfall an den Hinterläufen gelähmt war. Eine Wassertherapie musste schnell erfolgen, um eine dauerhafte Lähmung zu vermeiden. Und Katzen, das ist bekannt, sind nicht gerade Wasserliebhaber. Es hat aber alles funktioniert. „Nach sechs Wochen konnte sie wieder laufen“, freut sich Sandow über diesen Erfolg.

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Angeboren oder nicht?

Bleibt noch immer die Frage: Ist Hunden das Schwimmen angeboren? Der Donaueschinger Tierarzt Roland Dillmann sagt ja. „Hunde fangen instinktiv an zu Paddeln, um über Wasser zu bleiben“, ist er sich sicher, schränkt aber ein, dass es auch Hunde gebe, die Wasser eher meiden.

Tiermediziner Roland Dillmann in seiner Praxis.
Tiermediziner Roland Dillmann in seiner Praxis. | Bild: Wursthorn, Jens

Carola Sandow beantwortet die Frage so: „Hunde haben von Geburt an die Voraussetzungen für das Schwimmen.“ Allerdings sei es nicht automatisch gegeben, dass sie dadurch sichere Schwimmer seien.

Hier setzt Sandow an, versucht Schwimmtechnik und Haltung im Wasser zu verbessern und den Tieren die Wasserscheu oder die Angst zu nehmen. Fehlende Erfahrungen oder auch negative Erlebnisse mit dem nassen Element könnten laut Sandow die Ursache für eine solche Wasserscheu sein.

Mops ist benachteiligt

Auch spiele der Typ des Hundes sowie sein Wesen ein Rolle. Das bestätigt auch der Tiermediziner. Nicht zuletzt sei die Abstammung von Bedeutung, erklärt Sandow. Manchen Rassen fällt das Schwimmen aufgrund ihres Körperbaus nicht so leicht, wie zum Beispiel Bulldoggen oder Dackeln. Auch ein Mops wird kaum zum Leistungsschwimmer werden.

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Der zwölfjährige Loui hat derweil sein Schwimmtraining erfolgreich absolviert und genießt das Abtrocknen. In einer Woche wird er hier wieder ins Becken steigen, für seine Gesundheit und mehr Lebensqualität. Das ist es Stefan Wasmer wert. Etwa 45 Euro kostet ein solches Einzeltraining. In kleinen Schwimmgruppen wird es günstiger.

Geschafft, abtrocknen! Video: Fröhlich, Jens

Ist dieses Geld gut investiert? Tierarzt Roland Dillmann sieht in der Aquatherapie durchaus Vorteile. „Es lastet während dem Training im Wasser weniger Körpergewicht auf dem Bewegungsapparat, was für Training und die Heilung förderlich sein kann“, erklärt er. Schwimmen sei für Hunde ganz allgemein eine positive Bewegungsform, bei der viele Muskeln aktiviert und trainiert werden.

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