Der große Forstbetrieb der Adelsfamilie Fürstenberg will deutlich mehr Windkraftanlagen auf eigenen Flächen bauen. „Wir haben bisher sechs Windräder an den Start gebracht. Weitere 50 Windräder sind in der Pipeline“, sagte der Leiter des Forstbetriebs Fürstenberg, Jens Borchers, der Deutschen Presse-Agentur in Donaueschingen.
Größter Waldbesitzer in Baden-Württemberg
Mit rund 180 Quadratkilometern (18.000 Hektar) Fläche ist das Haus zu Fürstenberg laut eigenen Angaben hinter der Familie Thurn und Taxis bundesweit der zweitgrößte private Waldbesitzer – und der größte in Baden-Württemberg. Rund zwei Drittel der Flächen liegen im Schwarzwald.
Baden-Württemberg hinkt beim Ausbau der Windkraft hinterher. Das Land versucht deshalb, Planungs- und Genehmigungsdauer für Windräder zu verkürzen. Zielvorgabe ist der Bau von bis zu 1000 neuen Windkraftanlagen. Mit dem Ausbau des Ökostroms aus Wind und Sonne sollen Klimaziele erreicht und die Abhängigkeit von fossilen Energien wie russischem Gas vermindert werden.
Das Thema Windkraft sei wichtig, da es für den Forstbetrieb mit einer langen Tradition ein zusätzliches wirtschaftliches Standbein schaffe, sagte Borchers. Es müssten beim Ausbau politische Prioritäten gesetzt werden, forderte er: „Es ist leider unsere Erfahrung, dass die Politik das eine sagt und letztlich das andere passiert.“
Der Artenschutz für den Greifvogel Rotmilan sei „der größte Windkraftverhinderer“, sagte Borchers. Aus seiner Sicht sei dies unsinnig, denn die Populationsentwicklung gehe nach oben. „Auch wegen der letzten Auerhähne, einer global aber gar nicht seltenen Tierart, dürfen weite Bereiche des Schwarzwalds nicht mit Windrädern beplant werden.“
Windräder sind keine Zumutung
Berechtige Bürgereinwände müssten ernst genommen werden, beispielsweise beim Abstand zu den Anlagen, sagte Borchers. „Man kann den Menschen aber zumuten, in den Schwarzwald zu schauen und Windräder zu sehen.“

Jedes Vorhaben werde von Gegnern beklagt. Der Forstbetrieb arbeite mit mehreren Unternehmen zusammen. „Die künftigen Vorhaben sollen über eine Plattform ausgeschrieben werden“, kündigte Borchers an.
„Wir haben eine Veränderung der großklimatischen Situation“, sagte Borchers. „Früher haben sich die Tiefs am Schwarzwald abgeregnet. Über dem Schwarzwald kommt in der Vegetationszeit kaum noch Niederschlag an. Das ist wirklich kritisch.“
Douglasie ist Baum der Zukunft
Der Familienbetrieb versuche auf mittlere und längere Sicht, den Wald klimastabil zu machen. Das sei sehr kostspielig. „Je älter die Bäume sind, desto gefährdeter sind sie. Deshalb verjüngen wir den Wald. Junge Bäume können sich besser an den Temperaturwandel anpassen“, sagte Borchers. Es werden demnach auch Baumarten gewechselt. Der Nadelbaum Douglasie erscheine dabei als besonders geeignet. (dpa)