Kino-Kultur, französisches Flair, rote Sessel, Stadtgeschichte: mit Anselm Kiefer fielen die Vorhänge der Leinwand des Guckloch-Kinos in der Friedhofstraße. Für immer.

„Der Auszug ist für uns wirklich schmerzlich“, sagt Henry Probst vom Guckloch-Kino. Seit 2009 sei das Guckloch-Kino dort in Betrieb gewesen. Dies sei genug Zeit, um sich mit den Räumen zu verwachsen. Neben der Trauer bestehe aber auch die Freude über den Umzug, sagt er. Die neuen Räume neben der Donauhalle würde auch manche Vorteile bieten. So könne man diese besser als den alten Saal heizen.

Das Markenzeichen, die roten Sessel werden selbstverständlich mitgenommen, sagt Probst. „Wir freuen uns sehr, dass es weitergeht.“ Einen Eröffnungstermin gebe es aktuell noch nicht. Sicher ist aber, dass der Verein gerne im ersten Quartal wieder Filme auf der Leinwand zeigen möchte. „Das ist eine heikle Frage“, sagt er und schmunzelt.

Annie Bronner und Henry Probst freuen sich, dass das Guckloch-Kino in eine neue Ära übergeht.
Annie Bronner und Henry Probst freuen sich, dass das Guckloch-Kino in eine neue Ära übergeht. | Bild: Hannah Schedler

Indes werde der neue Kinosaal viel in Eigenarbeit umgebaut. „Wir sind guter Hoffnung und haben Freude am Handwerk.“ Probst freue sich sehr, dass der Verein weiterhin Filme zeigen könne. Allerdings wird der neue Saal an der Donauhalle Fünf deutlich kleiner: aus 270 werden 100 Plätze.

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Schön findet Probst, dass am letzten Abend in den „originalen Räumlichkeiten“ ein Film über Anselm Kiefer gezeigt werde – bei Punsch und Glühwein. Zudem sei der Zeitpunkt am zweiten Weihnachtsfeiertag auch eine gute Wahl: „Viele Menschen sind dann doch froh über Unterhaltung“, sagt Probst.

Für das ehrenamtliche Team von über zwölf Menschen und ihm sei aber klar, dass Donaueschingen als Große Kreisstadt ein Kino brauche. „Das Guckloch-Kino ist eine wichtige Ergänzung für das Donaueschinger Kulturprogramm.“

Oberbürgermeister Erik und Pauly und Kulturamtsleiterin Kerstin Rüllke lassen sich den letzten Abend im alten Kinogebäude natürlich ...
Oberbürgermeister Erik und Pauly und Kulturamtsleiterin Kerstin Rüllke lassen sich den letzten Abend im alten Kinogebäude natürlich nicht entgehen. | Bild: Hannah Schedler

„Der Kinobetrieb ist sehr wichtig für uns als Stadt“, sagt OB Erik Pauly. Deshalb sei es auch der Stadt ein wichtiges Anliegen gewesen neue Räume für das Guckloch-Kino zu finden. Pauly würde sich zudem über ein kommerzielles Kino in der Stadt freuen. Denn Kino sei ein wichtiger Punkt für den Kulturbetrieb der Stadt.

Anja Förster und Anita Wernick sind traurig über den Abriss des Gebäudes, schließlich sei das Kino ein Stück Kultur der Stadt.
Anja Förster und Anita Wernick sind traurig über den Abriss des Gebäudes, schließlich sei das Kino ein Stück Kultur der Stadt. | Bild: Hannah Schedler

Bei der letzten Vorstellung im alten Kino der Franzosen sind auch Anja Förster und Anita Wernick dabei. Sie waren „ab und zu“ im Kino in der Friedhofstraße. Für Förster bedeute das alte Gebäude des Guckloch-Kinos Nostalgie und Tradition. „Das ist wirklich schade, dass das Kino hier geschlossen wird“, sagt Wernick. „Ein Stück Geschichte würde mit dem Abriss des Gebäudes verloren gehen“, ergänzt sie. „Das Kino ist ein Stück Kultur in Donaueschingen“, sagt Förster.

„Das alte Kino ist für mich Heimat“

Lotthar Guzek hat durch das Guckloch-Kino und den Verein Freundschaften küpfen können, freut er sich.
Lotthar Guzek hat durch das Guckloch-Kino und den Verein Freundschaften küpfen können, freut er sich. | Bild: Hannah Schedler

Für Lotthar Guzek sei das Kino deutlich mehr als bloß ein Kino. Als er vor drei Jahren nach Donaueschingen gezogen sei, habe er durch den Verein direkt Anschluss gefunden. Der Filmliebhaber ist auch Mitglied im Verein. „Das alte Kino ist für mich Heimat“, sagt der 76-Jährige.

Deshalb wäre es sehr schade gewesen, wenn de Stadt den Umzug und den Umbau in den neuen Saal nicht mitgetragen hätten. „Die Filme hier geben einfach etwas“, sagt er. Denn das Kino habe eine kulturelle Wichtigkeit für die Stadt.

Annie Bronner (von links), Gerd Kiefer und Helene Namboutin-Uphaus schenken kräftig Punsch und Glühwein aus.
Annie Bronner (von links), Gerd Kiefer und Helene Namboutin-Uphaus schenken kräftig Punsch und Glühwein aus. | Bild: Hannah Schedler

Annie Bronner erklärte die Bedeutung von Anselm Kiefer: „Die Verbindung zu Donaueschingen ist ja gegeben. Anselm Kiefer ist hier kein unbeschriebenes Blatt“, sagt sie. Schließlich ist Kiefer ein Kind der Stadt.

Am 8. März 1945 ist er in Donaueschingen geboren und zählt zu den bekanntesten Malern und Bildhauern der Zeit. Bronner sei dankbar über die Zeit im Cinema, nur die kalten Winterabende werde sie weniger missen, schmunzelt sie.

Bei letzter Vorstellung das erste Mal hier

„Mir gefällt der nostalgische Charme hier“, sagt Joshua Schanda.
„Mir gefällt der nostalgische Charme hier“, sagt Joshua Schanda. | Bild: Hannah Schedler

Joshua Schanda hat der Film sehr gut gefallen – insbesondere die eingeflossenen Zitate. Er war das erste Mal im Guckloch-Kino, da er die Räume noch vor dem Abriss erleben wollte. Schlingen sei ein passionierter Kino-Gänger und würde öfters ins Guckloch-Kino nach Villingen gehen. Sein erster Eindruck zum Kinosaal in der Friedhofstraße: „Es ist sehr nostalgisch und hat einen tollen, besonderen Charme“, sagt er.

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Auch Martina Wiemer wollte sich den letzten Abend im Guckloch-Kino nicht entgehen lassen. Sie lobt den Regisseur Wim Wenders, welcher eine „unglaubliche Filmsprache“ geschaffen hätte. Auch von Kiefer sei sie fasziniert, doch nicht immer von ihm begeistert. „Bei Kiefer bin ich irgendwie zerrissen.“ Mit der Arroganz seiner Person könne sie nicht viel anfangen.

Impressionen des alten Kinosaals. Nur die französischen Schilder an der Wand geben noch Hinweise auf die Garnisons-Zeit
Impressionen des alten Kinosaals. Nur die französischen Schilder an der Wand geben noch Hinweise auf die Garnisons-Zeit | Bild: Hannah Schedler

Bei der ersten Vorstellung in der Weihnachtszeit 2009 wurde der Film C‘est la vie gezeigt. Zu deutsch: So ist das Leben. Und zu den Spielen des Leben gehört es auch, neue Wege einzuschlagen. Der neue Weg führt das Guckloch-Kinos jetzt in Räume neben der Donauhalle.