Bei einem Vor-Ort-Termin haben sich jetzt die grüne Landtagsabgeordnete des Landkreises Konstanz, Nese Erikli, und Gemeinderäte aus dem Landkreis ein Bild von der Ratoldusschule Radolfzell gemacht. Hintergrund des Besuches war die Förderbewilligung des Landes Baden-Württemberg an die Ratoldusschule beim Ausbau zur Gemeinschaftsschule.
Das Land hat den Neubau der Schule mit insgesamt 1,9 Millionen Euro unterstützt. „Mit der Schulbauförderung wollen wir moderne Lern- und Lebensräume schaffen. Es freut mich sehr, dass die Schülerinnen und Schüler sowie auch die Lehrkräfte an der Ratoldusschule in Radolfzell von dem Förderprogramm profitieren“, ließ die Landtagsabgeordnete wissen.
Dass der Teufel mitunter im Detail steckt, mussten die Politikerin und ihre Begleiter dennoch beim Termin in Radolfzell zur Kenntnis nehmen.

Insbesondere beim Einsatz mit neuen Lernmitteln offenbart die Förderung des Landes Schwächen. So hat man in der Ratoldusschule in der jüngsten Zeit zwar moderne Geräte wie Ipads und Computer angeschafft, es fehlt jedoch am notwendigen Personal und der Zeit, die Geräte zu warten.
Der Teufel steckt im Detail
Schulleiterin Angelika Haarbach stellte dazu fest: „Es ist zu wenig Zeit für die Systempflege. Das wird vom Land bisher nicht finanziert.“ Oftmals müssen die Lehrer selbst diese technischen Dinge bewerkstelligen, obwohl sie nicht zwangsläufig die notwenigen Kenntnisse dazu besitzen.
Lehrern fehlt Zeit für die Systempflege
Fortbildungen der Lehrer, um sie auf solche Aufgaben vorzubereiten, scheitern zudem mitunter, weil auf man auf keinen Lehrer im Schulalltag verzichten kann. Wie andere Schulen auch im Land, leidet die Ratoldusschule unter einer zu dünnen Personaldecke im Bereich der Pädagogen.
„Es ist eng, aber wir kriegen es hin“, sagte Angelika Haarbach. Auch wenn man allein in diesem Schuljahr 19 neue Lehrer an der Schule begrüßen konnte, reicht das oftmals nicht aus. Fallen dann weitere Personen durch Krankheit oder andere Dinge aus, kommt man schnell an die Grenzen.
Personalengpass in Inklusionsklassen
Derzeit sind in den drei Inklusionsklassen an der Ratoldusschule drei zusätzliche Sonderpädagogen vorgesehen. Faktisch ist aktuell nur einer davon im Dienst, was bedeutet, dass die Kollegen deren Arbeit zusätzlich übernehmen müssen. „Wir müssen dann nicht drei Lernstufen unterrichten, sondern vier“, rechnete eine der Lehrerinnen vor. Zu der eingesetzten Technik an der Schule, die teilweise durch Spenden der Werner-und-Erika-Messmer-Stiftung finanziert wurde, meinte die Schulleiterin: „Das ist nicht ,nice to have‘, sondern muss auch sinnvoll eingesetzt werden.“
Beim Rundgang durch die Schule konnten die Gemeinderäte aus dem Landkreis und die Landtagsabgeordnete Nese Erikli dann selbst sehen, wie zum Beispiel die Ipads und die Smartboards eingesetzt werden. Das reichte von der künstlerischen Nutzung bis hin zum spielerischen Vergleich im Rahmen eines Wissensquiz.
„Aber natürlich lernen wir an unserer Schule auch noch mit den herkömmlichen Lernmitteln“, ließ Angelika Haarbach wissen. Ganz ohne einen Auftrag wollte sie die Gäste dann aber doch nicht gehen lassen. Damit das hochmoderne Material weiterhin sinnvoll genutzt werden kann, erbat sie sie sich mehr Zeit oder Personal für die Systempflege.
Für Nese Erikli war der Wunsch nachvollziehbar. „Uns ist schon klar, dass das die Schulen nicht allein leisten können“, sagte sie aus Sicht der Landespolitik. Den Grund für die Misere konnte sie ebenfalls liefern. „Darauf konnten sich Bund und Länder nicht einigen. Baden-Württemberg war aber dafür.“
Für die Ratoldusschule und andere Schulen ist das wenig Trost. Sie müssen vorerst mit dem Mangel leben und sich damit arrangieren. Doch schon heute kann man die Folgen so einer Politik sehen. „Wenn mal etwas ausfällt, dauert es Tage, bis es wieder funktioniert“, berichtete die Schulleiterin.