Der vollbesetzte Hörsaal und lange Nächte in der Bibliothek, der kurze Kaffeeplausch mit Kommilitonen in der Mensa, Studentenpartys und alles, was das Studieren sonst zu einer besonderen Zeit im Leben macht, fällt gerade weg.
Aufgrund der Corona-Maßnahmen können in der Uni seit April 2020 keine Präsenzveranstaltungen mehr stattfinden. Aber auch darüber hinaus müssen sich junge Erwachsene gerade mit Veränderungen in allen Lebensbereichen arrangieren. Drei Studentinnen und eine Berufseinsteigerin berichten über ihre Erfahrungen.
Jasmin Nohl (25): „Man vereinsamt einfach daheim“

Der 25-jährigen Jasmin Nohl ist die Decke im Corona-Studium schnell auf den Kopf gefallen. „Man vereinsamt einfach daheim“, findet die Lehramtsstudentin, die sich in den letzten Zügen ihres Master-Studiums befindet. Wenn sie an die Uni denkt, gehe es ihr nicht so gut.
Die Situation sei einfach nur deprimierend – neben Motivationsproblemen und Einsamkeit treten bei ihr auch körperliche Symptome, wie starke Nackenschmerzen „vom ständigen auf den Laptop starren“ auf. Zudem gestalte sich auch das Lernen sehr schwierig, da es bei den Online-Plattformen oft zu technischen Schwierigkeiten kommt.
„Außerdem habe ich das Gefühl, dass manche Dozenten sich gar nicht die Mühe machen wollen, die Inhalte online entsprechend aufzubereiten. Alles läuft asynchron und die Dozenten sind oft nicht verfügbar, um auf Fragen oder Mails zu reagieren“, sagt sie. Das habe auch zur Folge, dass Arbeits- und Zeitaufwand im Online-Studium stark angestiegen sind.
Jasmin Nohl hofft, dass es nächstes Semester besser aussieht, sodass sie die letzten Monate ihres Studentenlebens noch auskosten kann. Aber nicht etwa um Partys zu feiern – „Klingt blöd, aber ich würde gerne einfach mal wieder in einem Seminarraum sitzen“, meint Nohl.
Brigitte Jakkel (22): „Es wird sehr viel Eigeninitiative gefordert“

„Drucken ist kein Grund, um in die Uni zu dürfen“, habe ein Security-Mitarbeiter zu Brigitte Jakkel gesagt, als diese, in ihrer ersten Woche als Studentin, Unterlagen für die Prüfungsvorbereitung ausdrucken wollte. Aufgrund der Corona-Regelungen war die Universität Konstanz nämlich im letzten Semester nur aus triftigen Gründen zugänglich.
Die 22-jährige hat im Oktober 2020 ihr Bachelor-Studium der Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaften begonnen. Seither hat sie die Universität noch nie von innen gesehen. „Ich dachte, ich fange das Studium einfach mal an und wenn sich die Situation etwas gelegt hat, schau ich mal welche Kurse ich belege“, so Brigitte Jakkel. Damit, dass die Lehre das komplette Semester lang nur online stattfinden würde, habe sie nicht gerechnet.
Zwar gäbe es seit ein paar Wochen wieder die Möglichkeit einige Veranstaltungen vor Ort zu besuchen, für die Studentin komme das jedoch nicht in Frage. „Ich wüsste nicht einmal, ob ich die ganzen Räume finden würde“, meint Jakkel. Sie fühlt sich von der Universität nicht abgeholt: „Es wird sehr viel Eigeninitiative gefordert und der Kontakt zu den Dozenten fehlt – gerade jetzt am Anfang, wo es doch um wichtige Grundlagen geht.“
Nina Prziwara (25): „Mein Leben hat sich um 180 Grad geändert“

Mit großer Vorfreude ist Nina Prziwara aus Marburg, im April 2020, an den Bodensee gezogen. In ihrer neuen Wahlheimat Konstanz wollte sie eine schöne Zeit verbringen und ihren Master in Psychologie an der Universität Konstanz beenden. Die WG-Suche habe sich sehr schwierig gestaltet: Besichtigungen konnten, wegen der Kontaktbeschränkung, nur online stattfinden.
„Es war eine sehr anspruchsvolle Zeit, mein Leben hat sich um 180 Grad geändert“, sagt die Psychologie-Studentin. „Anfangs bin ich noch zum Uni-Sport gegangen, das war eine gute Möglichkeit um neue Leute kennenzulernen. Wegen steigender Inzidenz konnte er dann aber leider nicht mehr stattfinden,“ bedauert die 25-jährige. „Und meine Kommilitonen kannten sich alle schon, die hatten nicht so Lust neue Kontakte zu knüpfen.“
Zudem konnte sie wegen des Lockdowns auch ihrem Nebenjob als Kellnerin nicht mehr nachgehen. „Da sind dann noch mal ein paar Kontakte weggefallen – und vor allem Geld.“ Das alles habe sich auch stark auf ihre psychische Gesundheit ausgewirkt, daher beschloss sie die Zelte in der Konzilstadt frühzeitig abzubrechen und zog wieder zurück in die Heimat. „Meine Masterarbeit kann ich ja zum Glück auch da fertig schreiben.“
Mona Kühn (26): „Ich arbeite, esse und schlafe im gleichen Zimmer“

Ein Meilenstein! Mona Kühn hat ihren Masterabschluss in der Tasche. Einen Job zu finden gestaltete sich dann aber als noch größere Herausforderung. „Klar, im Bereich Umweltschutz ist es sowieso schwierig direkt einen Job zu finden, aber Corona hat das Ganze natürlich schon zusätzlich erschwert“, sagt Mona Kühn.
Zu Beginn des ersten Lockdowns war sie auf der Suche nach einem Arbeitsplatz. „Die Situation war so unsicher, dass viele Unternehmen gar keine neuen Stellen angeboten haben“, so Kühn. „Und die meisten Bewerbungsgespräche fanden digital statt. Da ist es relativ schwierig einen Eindruck vom Gegenüber zu gewinnen.“
Ein Jahr lang habe sie gebraucht, um ihren Job bei einer Umweltschutzorganisation zu bekommen. Vorerst befindet sie sich noch im Homeoffice. „Bald kann ich mein eigenes Zuhause nicht mehr sehen – ich arbeite, esse und schlafe im gleichen Zimmer.“ Trotzdem ist die Wahl-Konstanzerin überglücklich in ihrer neuen Heimat.
„Letztendlich hat alles gut geklappt und hier kann man wunderbar in die Natur gehen und schwimmen oder wandern. Ein toller Ausgleich zum Homeoffice-Alltag.“ Trotzdem hofft sie, dass bald wieder etwas mehr Normalität einkehrt, denn sie vermisst den persönlichen Kontakt zu ihren Kollegen sehr.